Wohlfühl-Töne:Nashville an der Isar

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Blues, Jazz, Rock - die Münchner Künstlerin Carina Corell und ihre Band haben einiges im Repertoire. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Münchner Liedermacherin Carina Corell bringt mit ihrer Band Countrymusik nach Bad Tölz

Von Barbara Szymanski, Bad Tölz

Kopf aus, Herz an! Kein Problem für die Zuhörer und Fans der Kleinkunstbühne "Lust". Denn schon beim Intro des allerersten Gastspiels von Carina Corell und ihrer Band in der Alten Madlschule in Bad Tölz stellt sich Wohlbehagen ein und zaubert ein Lächeln auf die Gesichter, und zwar wegen der Titelmelodie der Kultserie "Monaco Franze".

Und schon sind wir mitten in München. So wie die Liedermacherin Carina Corell, die am Samstagabend im ersten Set ein Hohes Lied auf ihre Heimatstadt singt, in der man so schön und ungestraft versumpfen kann, wenn man das will, und Lieder, die so launig plätschern wie die Isar am Flaucher. Das alles in Bairisch, so wie man es in München spricht.

Corells Songs sind klassisch aufgebaut mit Intro, Melodie und Refrain. Die facettenreiche Stimme, die mühelos über drei Oktaven fliegt, überstrahlt dabei mal hell und dann wieder dunkler die drei Musiker ihrer Band, die aufgrund der Instrumentierung einen regelrechten Verwöhnsound schaffen.

Philipp Schöppe spielt eine elektronisch verstärkte Mandoline, Siegfried Hager den rhythmusgebenden Kontrabass, und nur Franz Offergeld mit seiner Lead Guitar sorgt gelegentlich für rockige Einschübe und packende Improvisationen, die die Lieder noch komplexer machen.

Die Songs, die Carina Corell geschrieben hat, sind Frauenlieder. Sie sucht den "ewigen Sommer", weil sie so oft friert, und sie bespricht andere Befindlichkeiten des Lebens im allgemeinen und der Partnerschaft im besonderen. Dabei wird sie mit dem sogenannten Harmoniegesang vom Bassisten und Mandolinisten gesanglich unterstützt.

Schon im ersten Set des Abends kündigt sich aber an, dass die vier auch ganz anders können. Denn Carina Corell ist als junge Münchnerin nicht nur irgendwo und überall versumpft, sondern sie hat sich in den Western-Saloon "Oklahoma" und die dort gespielte Musik verliebt: Country und Bluegrass Music. Die Liebe hält bis heute an, und Corell legt Wert darauf, dass die Musik "Cantry" ausgesprochen wird, wie es sich für echte Musiker aus Nashville eben so gehört.

Nur das exakte Imitieren von weltbekannten Folk Songs kommt für sie überhaupt nicht infrage. Selbst wenn Carina Corell den Superhit von Dolly Parton "Jolene" covert und ohne Mühe alle Kiekser und Seufzer dieser Sängerin schaffen würde, sie bleibt die Corell. Schließlich kann sie mit ihrem tragfähigen Stimmklang und -umfang auch auf ihre Art hauchen, metallisch, jazzig oder rockig klingen, Höhen erreichen und ganz zarte Vibrati formen.

Und nun kommt Schwung in die Bude, nachdem die Zuhörer sich zunächst in ihrer Wohlfühlecke ausruhten. Jetzt sind wir in Nashville angekommen und es wird geklatscht im richtigen Rhythmus und der Refrain von "Jolene" mitgejammert oder gesummt. Das Mitmachen funktioniert auch prima bei "Paula", einem Hit von Haindling. Dabei übernimmt das geneigte Publikum die rahmigen Saxofoneinlagen, unterstützt von Offergelds vorwitziger E-Gitarre.

Und weil's grad so schön läuft, bleibt auch Zeit für Bluegrass Music aus Kentucky und den Titel "Blue Moon", ein Song des Bluegrass-Erfinders Bill Monroe, den einst King Elvis populär machte. Ihn empfindet Philipp Schöppe wohl temperiert und sensibel nach mit seiner jazzig-rockigen Stimme. Und ganz viel Herz.

© SZ vom 20.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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