Bad Tölz:Am Anfang war die Baum-Bar

Bad Tölz: Holz und Metall sind die Elemente, aus denen Fabrizio Bruno (li.) und Michael Mai ihre Möbelstücke kreieren. Die beiden Gründer der Tölzer Firma "dsignSolutions" erhalten dafür den Wirtschaftspreis des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen.

Holz und Metall sind die Elemente, aus denen Fabrizio Bruno (li.) und Michael Mai ihre Möbelstücke kreieren. Die beiden Gründer der Tölzer Firma "dsignSolutions" erhalten dafür den Wirtschaftspreis des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Designer Michael Mai und Fabrizio Bruno kreieren ungewöhnliche Möbelstücke aus Holz und Metall. Ihre Firma "dsignSolutions" mit 15 Mitarbeitenden hat unter anderem den Sitzungssaal im Tölzer Rathaus und die eMotion-Base auf der Flinthöhe ausgestattet.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

An der Wand neben dem Showroom hängt ein halber, leicht geschwungener Baumstamm. Klappt man das helle Holz auf, kommen schwarze Metallregale zum Vorschein, auf denen Flaschen und Gläser stehen. "Das ist das Erstlingswerk", sagt Michael Mai. "Eine Baum-Bar." Bei diesem Satz klingt ein wenig Stolz durch, vor allem aber Freude an dem Präsentationsstück, das der Anfang von "dsignSolutions" war - einer Schreinerei, einer Metallwerkstatt, einem Designer- und Planungsbüro unter einem Dach. Mit der ungewöhnlichen Bar, die er vor elf Jahren zusammen mit seinem Freund Fabrizio Bruno in einer Tag-und-Nacht-Aktion in einer Garage angefertigt hat, waren schon damals die Grundmotive ihrer Möbelprodukte intoniert: Holz und Metall. Aber nicht irgendein Holz, nicht irgendein Metall. Und heraus kommen dabei auch nicht irgendwelche Möbel. Einfachheit und Eleganz, Nachhaltigkeit und Natur - diese Kombinationen zeichnen ihre Kreationen aus. Dafür erhalten die beiden Firmengründer und ihr Team mit 15 Mitarbeitenden dieses Jahr den Wirtschaftspreis des Landkreises.

Bad Tölz: Das Interieur im "Lebendigen Haus" in Leipzig gehört zu den Arbeiten der Tölzer Möbeldesign-Firma.

Das Interieur im "Lebendigen Haus" in Leipzig gehört zu den Arbeiten der Tölzer Möbeldesign-Firma.

(Foto: dsignSolutions/oh)

Zu besichtigen sind ihre Produkte allenthalben in Bad Tölz und der Region: Sie haben den Sitzungssaal des Tölzer Rathauses möbliert, ebenso den Trauungsraum. Sie haben die eMotion-Base neben der Sportjugendherberge auf der Flinthöhe gestaltet. Sie waren für Einbauten im Hauptgebäude und den Wohnhäusern von Gut Nantesbuch verantwortlich, überdies für die Terrassenmöbel. Ihre Werke sind im Architekturbüro "manuplan", im Restaurant "Al Ponte", im Gasthaus Ramsau in Bad Heilbrunn zu sehen. Auch das Restaurant "Felix" in Dresden und "Das Lebendige Haus" in Leipzig haben sie ausgestaltet. Das nächste große Projekt ist die denkmalgeschützte Hauptpost in Wien. Dazu kommen private Auftraggeber, nicht zuletzt Architekten und Designer, die für ihr eigenes Büro etwas Besonderes suchen. "Wir haben 450 bis 500 Kunden, wovon viele Stammkunden sind, die immer wieder kommen", sagt Mai.

Das Holz, das "dsignSolutions" erhält, stammt nicht aus den üblichen Fällungen. "Keiner unserer Stämme ist gesund geschnitten", sagt Mai. Manche davon fielen in einem Sturm um. Danach riefen die Bauern in der Firma an, ob das Holz gewünscht und auch geborgen werde. "Und wir freuen uns, wenn sie anrufen." Das mache zwar einige Mühe, vor allem der Transport, sagt Bruno. "Aber eigentlich retten wir die Bäume vor dem Häcksler." Oder es handelt sich um eine Notfällung. Als Beispiel nennt Mai jene uralte Buche, die bis vor zehn Jahren am Tölzer Josefistift stand und unrettbar von einem Pilz befallen war. "Im Stamm und im Wurzelwerk war der Pilz drin, drinnen waren nur noch zehn Zentimeter heil." Die reichten allerdings, um daraus die Platte eines langen Konferenztisches zu fertigen, der nun im Showroom steht. Diese Kernbretter aus einem jahrhundertealten Baum erzählten Geschichten, sagt Mai. "Solche Geschichtenerzähler lagern wir in unserer Schatzkammer." Was das Metall angeht, so sei es langlebig und eine recyclebare Komponente. "Unser Thema ist Nachhaltigkeit und Natur, darauf setzen wir."

Bad Tölz: Für einen privaten Auftraggeber haben die Mitarbeiter von "dsignSolutions" diese japanartige Tür geschaffen. Mit dem Arzt aus Südtirol, der sich der chinesischen Medizin verschrieben hat, ist Michael Mai (rechts; mit Fabrizio Bruno) befreundet.

Für einen privaten Auftraggeber haben die Mitarbeiter von "dsignSolutions" diese japanartige Tür geschaffen. Mit dem Arzt aus Südtirol, der sich der chinesischen Medizin verschrieben hat, ist Michael Mai (rechts; mit Fabrizio Bruno) befreundet.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Ein solitärer Tisch, ein begehbarer Wandschrank, Lounge-Möbel für eine Dachterrasse, eine ganze Küche, ein Wohnzimmer: Wer bei "dsignSolutions" etwas bestellt, startet einen Prozess. Von der Idee bis zum fertigen Produkt, alles findet unter einem Firmendach statt. "Es kommt nur selten vor, dass der erste Entwurf realisiert wird", erzählt Mai. "Unseren Kunden gefällt besonders, dass wir sehr gut auf ihre Wünsche eingehen können." Manche hätten konkrete Vorstellungen, was sie wollen. Andere nicht. Für Bruno kommt es dann darauf an, die Vorlieben herauszufinden, etwa nach Hobbys zu fragen. Wichtig sei, "dass man die Leute kennenlernt, dass man für sie beispielsweise die Farbe wählt, die stimmig zu ihrem Charakter ist", sagte er. Die Stärke von "dsignSolutios" sei, dass man "auf den Kunden eingeht und dann versucht, ein serienreifes Produkt zu entwickeln". Mai ergänzt: Die Kreationen seien keine Prototypen. sondern benutzbar. "Es sind Möbel, die lange halten."

Bad Tölz: Auch auf einer Dachterrasse in München sind die Möbelstücke der Tölzer Firma zu sehen.

Auch auf einer Dachterrasse in München sind die Möbelstücke der Tölzer Firma zu sehen.

(Foto: dsignSolutions/oh)

Mai und Bruno, die sich 2005 bei einem Umzug eines Freundes in einen alten Bauernhof in Arzbach erstmals begegneten, sind ein Gespann, das sich mit seiner unterschiedlichen Herkunft, seinen Fähigkeiten ergänzt: Da ist Mai, der Bayer, der Bergfreund, der Kletterer, der Designer. Und da ist Bruno, der Mann mit südamerikanischen Wurzeln, der Fußballjugendtrainer in Sachsenkam, der Harley-Cruiser, der Metallbauer. Beide leiten ein Team von Mitarbeitenden, die Mai zufolge mit Motivation, ja Begeisterung dabei sind. "Das ist nicht nur ein Beruf, das hat für uns einen ganz großen Wert", sagt er. Der Großteil der Arbeit sei Freude, "das merkt man unseren Leute an". Den Wirtschaftspreis versteht er denn auch als Auszeichnung und Wertschätzung für alle in der Firma. "Das ist ein Preis, den nicht nur wir beide kriegen, sondern jedes Mitglied im Team."

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