Wirtschaft in Bad Tölz:Gelebter Traum aus Kakao

An der Tölzer Marktstraße ist mit dem Schokoladencafé Chocosy eine kleine Oase für Genießer entstanden. Die Betreiber setzen auf Qualität und Nachhaltigkeit.

Von Stefanie Haas

Luft ist wichtig, damit es schön schaumig ist. So entfalten sich die Aromen besser, erklärt Moritz Fey, Betreiber des Chocosy in Bad Tölz. Bekommt man dann einen Becher mit der duftenden, samtig weichen Trinkschokolade in die Hand gedrückt, merkt man schon beim ersten Schluck: Das ist Schokolade zum Trinken. Nicht so dick wie geschmolzene Schokolade beim Fondue und nicht so dünn wie aufgelöstes Kakao-Pulver.

"Schon als Kind habe ich den Süßigkeitenschrank meiner Oma leer genascht", erzählt Fey lachend. "Irgendwann habe ich mich tatsächlich damit beschäftigt, was Schokolade eigentlich ist." Zusammen mit seiner Partnerin Lisa Hegewald, 23, die eigentlich Grundschullehramt studiert, betreibt der gebürtige Wiesbadener nun seit einigen Monaten das Schokoladencafé an der Tölzer Marktstraße. Der Name spiegelt das Konzept: Chocolate und cosy - also Schokolade und gemütlich - ein de-facto-Heilmittel gegen die Hektik des Alltags.

Zum Probieren gibt es eine dunkle Schokolade. Mit sanften Bewegungen füllt Fey die Schokoladenblöckchen in die alte Siebträgermaschine ein. Alles im Geschäft wirkt so, als sei es mit großer Sorgfalt ausgesucht worden: von der minimalistischen, zur Instagram-Ästhetik passenden Einrichtung bis hin zur Kaffeemaschine, einem restaurierten, italienischen Unikat von 1961. Dazu gehört auch, dass die Betreiber mit ihren Produkten eine familiäre Atmosphäre schaffen möchten. "Jede Sorte hat einen Namen", erklärt Fey. "Wie ein Familienmitglied." So entstehe ein Gemeinschaftsgefühl. Die Mitglieder der Chocosy-Familie heißen derzeit "White Winnie" (Weiße Schokolade), "Milky Mike" (Vollmichschokolade) und "Dark Duke" (vegane dunkle Schokolade). Derzeit findet die Produktion noch in einem Hinterhof statt. Das soll sich aber demnächst mit dem Umzug in eine eigene Manufaktur ändern, die derzeit auf einem alten Bauernhof in Großhartpenning entsteht.

Eine Großproduktion mit Vertrieb in Supermärkten ist aber nicht im Sinne des jungen Unternehmerpaares. Stattdessen möchten Frey und Hegewald einen überschaubaren, kleinen Laden und einen Online-Shop. "Wichtig ist, dass die Qualität nicht darunter leidet", sagt Hegewald. Die Trinkschokolade sei ein Herzensprojekt und seit Langem in der Mache. Fey erklärt, er habe - trotz gelegentlichen Zweifeln - immer an die Idee geglaubt, Hegewald dagegen habe sich in die Idee und die Marke verliebt. Zusammen haben sie alles riskiert und dann im März des vergangenen Jahres den Mietvertrag für die Räumlichkeiten an der Markstraße unterschrieben. Blödes Timing? Nicht unbedingt. "Der Lockdown war eine gigantische Chance für uns", sagt Fey und erinnert sich an die vergangenen Monate. "Die Leute haben uns gesehen, weil ja vieles geschlossen war." Hegewald ergänzt, dass man sich dadurch kennenlernte. "Wir konnten Bindungen aufbauen. Nicht nur zu den Tagestouristen, sondern auch zur Region."

Der Bezug zu Tölz ist den beiden wichtig. Das merkt man schon daran, dass sie sehr viele Ideen haben, wie es mit Chocosy weitergehen könnte und wie sie mit anderen kooperieren könnten. Die Stadt biete so viele Möglichkeiten, Neues auszuprobieren: einen Foodtruck am Taubenloch beispielsweise. Oder in der Wintersaison Trinkschokolade bei der Skipiste verkaufen. "Man könnte so viel machen", sagt Fey. "Aber wir wollen uns auch nicht einmischen." Seine Partnerin stimmt zu und ergänzt, dass sie sich gerne beteiligen, so gut es möglich ist. "Wir haben uns die Stadt als Heimat für Chocosy ausgesucht und leben das auch."

Leben wollen die beiden außerdem das Thema Nachhaltigkeit, ein Aspekt, der nicht nur bei jüngeren Kunden viel Anklang finden dürfte: Es gibt Verpackungen aus Grashalmfasern, Kaffeedeckel aus Maisstärke oder To-Go-Besteck aus Holz. Der Gedanke dahinter: wenn schon To-Go-Verkauf, dann ohne das Müllproblem schlimmer zu machen. Nachhaltig sollen auch das Unternehmen und die Marke Chocosy wachsen: Trotz vieler Ideen, für die man "wahrscheinlich 300 Jahre braucht um sie alle umzusetzen", gehen Fey und Hegewald behutsam an die Sache heran. Momentan stehe der Umbau des Bauernhofs auf dem Plan. Langfristig wollen sie, abgesehen vom Rohstoff Kakao, alles selbst produzieren. Wenn das klappt, können die Tölzer also bald zu einem komplett regional hergestellten und schaumigen "Dark Duke" ihren Alltag ausblenden.

Schokoladencafé Chocosy, Marktstraße 51, 83646 Bad Tölz. Montags sowie mittwochs bis samstags von 9 bis 18 Uhr geöffnet, sonntags von 10 bis 17 Uhr. Dienstag Ruhetag. Instagram: @chocosy.de

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