Wirtschaft im Oberland:Konkurrenz an der Autobahn

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Noch ist die Abzweigung zur Autobahn bei Sindelsdorf von grünen Wiesen und Bergblick geprägt. Doch es gibt Pläne, hier ein Gewerbegebiet auszuweisen. Die Ansiedelung von Geschäften könnte dann Kunden von der Penzberger Innenstadt abziehen, so die Sorge der Stadträte. (Foto: Harry Wolfsbauer)

An der Sindelsdorfer Auffahrt zur Garmischer Autobahn sollen eine Tankstelle und Supermärkte entstehen. Die Stadt Penzberg sieht durch das Projekt der Nachbargemeinde den innerstädtischen Einzelhandel gefährdet

Von Arnold Zimprich, Penzberg

Weil an der Auffahrt zur A 95 bei Sindelsdorf und damit in unmittelbarer Nähe zu Penzberg ein Gewerbegebiet mit Tankstelle und mehreren Einzelhandelsbetrieben entstehen könnte, sind Ladenbesitzer und Stadtvertreter alarmiert. Das wurde in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses deutlich.

Die Nachbargemeinde Sindelsdorf plant, südwestlich der Auffahrt auf die Garmischer Autobahn ein Gewerbegebiet auf einer Fläche von insgesamt etwa 1,3 Hektar auszuweisen. Darauf sollen ein Lebensmittel-Vollsortimenter und ein weiterer Supermarkt mit einer Verkaufsfläche von jeweils 800 Quadratmetern, eine Drogerie mit einer Verkaufsfläche von 700 Quadratmetern sowie eine Tankstelle mit einem 200 Quadratmeter großen "Shopgebäude" entstehen.

Erst Mitte Oktober dieses Jahres veröffentlichte der Bund Naturschutz (BN) in Bayern die Zahlen zum Flächenverbrauch im Jahr 2020. Laut BN lag dieser bayernweit mit 11,6 Hektar pro Tag mehr als doppelt so hoch wie die im Koalitionsvertrag vereinbarte Richtgröße von fünf Hektar pro Tag. Im Vergleich zu 2019 stieg der Verbrauch sogar um 0,8 Hektar pro Tag. Der Verein sieht darin eine "Bankrotterklärung" der Staatsregierung. In der Diskussion des Penzberger Bauausschusses spielte dieser Aspekt jedoch keine Rolle.

Die Penzberger Stadträte sind weniger über den Flächenverbrauch besorgt, für den sich der CSU-geführte Sindelsdorfer Gemeinderat einsetzt, sondern sehen in erster Linie den Penzberger Einzelhandel durch die Pläne der Nachbarkommune gefährdet. "Wir sind schon mit dem Sindelsdorfer Bürgermeister Andreas Obermaier zusammengesessen", sagte Penzbergs Bürgermeister Stefan Korpan (CSU), "das hätte massive Auswirkungen auf die Penzberger Innenstadt." In Bezug auf den Drogeriemarkt in der Penzberger Karlstraße sagte Korpan: "Wenn diese Konkurrenz kommt, ist es fraglich, ob sie sich halten können. Welche Auswirkungen das insgesamt hätte, brauche ich, glaube ich, nicht zu sagen". Die Finanzierung des Großprojektes an der Autobahn scheint indes gesichert zu sein: "Ein Investor ist da, der das entwickeln möchte", sagte der Penzberger Rathauschef.

Der Stadtrat will nun eine Verträglichkeitsuntersuchung anstrengen, mit der die "Auswirkungen der Agglomeration der Einzelhandelsflächen im Plangebiet auf die bestehenden Einzelhandelsbetriebe der Stadt Penzberg" untersucht werden sollen. "Wir sehen Auswirkungen auf die Kundenströme durch diese Konkurrenz", erklärte Stadtbaumeister Justus Klement im Gremium. "An dieser Stelle ein Autohof, das kann ich mir nicht vorstellen", wurde CSU-Stadtrat Ludwig Schmuck deutlicher. "Ich dachte, die Zeiten wären vorbei, wo man so was geplant hat", so Schmuck und verwies auf einen Discounter zwischen Ried und Kochel - "wer braucht das?"

Armin Jabs, der Fraktionsvorsitzende der Bürger für Penzberg (BfP), sah die einzige Chance, das Unheil noch abzuwenden darin, "dem Drogeriemarkt in der Penzberger Innenstadt eine Chance zu geben". Sonst werde das nachbarliche Großprojekt Penzberg "großen Schaden zufügen", vermutete Jabs und ergänzte: "Die überlegen ja genau, was sie machen. Wir müssen schauen, dass wir schneller sind." Bis zum 20. Dezember dieses Jahres soll der Penzberger Stadtrat eine Stellungnahme einreichen.

© SZ vom 15.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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