"Wir müssen das heuer lösen":Suche nach Notquartier

Lesezeit: 2 min

Bad Tölz will Unterkunft für Familien in Krisen schaffen

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Noch immer ist nicht klar, wo eine Notunterkunft für Familien in Bad Tölz entstehen soll. Die Idee, ein solches Quartier an der Stadtwaldstraße beim Waldfriedhof zu errichten, hat sich zerschlagen. Weil sich dieses Areal im Außenbereich befinde, habe man mit dem Projekt dort "vom Baurecht her große Schwierigkeiten", sagt Bürgermeister Josef Janker (CSU). Da jedoch die Zahl der in Not geratenen Familien oder Alleinerziehenden mit Kindern in der Kurstadt steigt, sollte Hermann Forster zufolge bald eine Alternative gefunden werden. "Wir müssen das heuer lösen", forderte der Stadtkämmerer in seiner Haushaltsrede im Stadtrat.

Das Notquartier ist als vorübergehende Bleibe gedacht, wenn Familien oder Alleinerziehende beispielsweise die Wohnung räumen müssen, weil sie die Miete nicht mehr bezahlen können, und keine neue Unterkunft finden. Oder auch dann, wenn Frauen mit ihren Kindern nach einer Scheidung mehr oder weniger auf der Straße stehen. "Es geht um Familien, die augenblicklich in Not geraten sind und kurzfristig der Unterstützung bedürfen", sagt Janker. In weniger akuten Fällen werden Eltern mit ihren Kindern in einer der etwa 330 kommunalen Wohnungen untergebracht, "da geht immer ein bisserl was", so der Bürgermeister.

Vor einem Jahr noch stimmte der Stadtrat einer Container-Unterkunft am Friedhof zu, wo zunächst vier, später acht Wohneinheiten entstehen sollten. Dagegen votierten seinerzeit Andrea Grundhuber und Peter Priller (beide Grüne), die diesen Standort als allzu abgelegen kritisierten. Einig waren sich die Räte, in Not geratene Familien keinesfalls in eine der drei Obdachlosen-Unterkünfte in Bad Tölz zu stecken. Daran ist auch jetzt nicht gedacht. "Das geht einfach nicht", sagt Janker mit Blick vor allem auf die Kinder. Die müssten mit Wohnsitzlosen zusammensein, die oft seit vielen Jahren auf der Straße leben.

Ein neuer Standort ist allerdings noch nicht im Visier. Der Bürgermeister könnte sich etwa ein Areal beim Edeka-Markt an der Sachsenkamer Straße vorstellen - was aber nur so eine Überlegung von ihm sei, wie er hinzufügt. Das Problem sei, dass ein solches Notquartier in der Nachbarschaft "nicht überall Freude" auslöse. Dort würden die neuen Bewohner schnell als Asoziale betrachtet. Für Birte Otterbach, Pressesprecherin der Stadt, kommt es deshalb darauf an, "dass in der Bevölkerung verstanden wird, dass wir damit für Familien in Not etwas vorhalten". Die Unterkunft soll Zimmer mit einer Größe von 25 bis 30 Quadratmetern und Versorgungsräume enthalten. Das reiche aus, so Janker. "Aber es soll auch nicht geringwertig, nicht irgendeine Absteige sein." Mit der Suche nach einem Standort befasst sich der Tölzer Stadtrat auch in seiner zweitägigen Klausur, die an diesem Freitag in Bad Reichenhall beginnt.

© SZ vom 29.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: