Wintersport:Streit um Skitourengeher beigelegt

Immer wieder gab es Konflikte zwischen Skitourengehern und Skifahrern. Nun einigen sich Alpenverein und Seilbahnenverband auf eine Kompromissformel.

Silke Bigalke

Skitourengeher sollen in allen bayerischen Skigebieten bergsteigen dürfen - auch am Brauneck und am Blomberg. Darauf haben sich der Deutsche Alpenverein (DAV) und der Verband Deutscher Seilbahnen (VDS) geeinigt. Nach monatelangen Auseinandersetzungen verkündeten sie einträchtig, dass Tourengeher überall willkommen seien - solange sie sich an die Regeln halten.

Wintersport: Touren entlang von Skipisten sind beliebt, weil der Aufstieg dort bequem und die Lawinengefahr gering ist.

Touren entlang von Skipisten sind beliebt, weil der Aufstieg dort bequem und die Lawinengefahr gering ist.

(Foto: Manfred Neubauer)

Dazu gehört auch, dass die Pisten für Tourengeher gesperrt bleiben, auf denen sie alpinen Skifahrer in die Quere kommen könnten. Dort sollen sie eigene Aufstiegsrouten bekommen. Am Brauneck ist sogar von einer Unterführung die Rede. Der Konflikte zwischen den beiden Wintersportgruppen ist alt. In den letzten Jahren nutzten immer mehr Tourengeher die präparierten Abfahrtspisten, weil der Aufstieg dort bequem und die Lawinengefahr gering ist.

Die Seilbahnbetreiber fürchteten, die alpinen Skifahrer könnten mit den Bergsteiger zusammenstoßen. Am Brauneck wollten sie die Tourengeher daher gleich ganz aussperren. Skipisten seien freie Natur und jeder habe das Recht, diese zu betreten, entgegnete der DAV damals.

Jetzt lenkt der Verband ein und sucht nach Alternativen. "Wir arbeiten an Kompromissen für alle Skigebiete", sagt Manfred Scheuermann, beim DAV zuständig für Tourengeher. In vielen Gebieten reiche es aus, wenn sich alle an die Regeln für die Piste halten. Tourengeher sollen sich beispielsweise am Rand halten und hintereinander laufen. Doch in den überlaufenen Gebieten nahe München wie dem Brauneck besteht allein wegen des Andrangs Kollisionsgefahr. "Hier sind die Probleme am größten", sagt Scheuermann.

Für das Brauneck gibt es noch keine umfassende Lösung. Die Piste bleibt für Tourengeher gesperrt, der separate Weg führt sie von Wegscheid nur bis zur Flori-Hütte. Wenn sie weiter bis zum Gipfel wollen, müssen sie die Piste und eine Seilbahn queren. Eine mögliche Lösung wäre ein Lotse, der die Tourengeher aufhält und im richtigen Moment gesammelt auf die andere Seite bringt.

Die Gemeinde Lenggries und Peter Lorenz, Betreiber der Brauneck-Bahn, möchten das Problem jedoch zunächst mit Warnschildern lösen. Im Landratsamt soll kommende Woche geklärt werden, ob dies für die Sicherheit der Sportler ausreichend wäre. Die kritischste Stelle liegt direkt am Ausstieg des Florihang-Liftes II, einem Schlepplift.

Dort wo die Skibergsteiger auf den Lift treffen, seien die Skifahrer bereits ausgestiegen, schildert der Lenggrieser Bürgermeister Werner Weindl die Situation. "Es geht nur darum, dass sich die Tourengeher nicht mit dem Bügel am Kopf stoßen", sagt er. Scheuermann vom DAV schildert die Situation so: Die Tourengeher müssten genau dort hinüber, wo die Skifahrer aussteigen.

Dem Alpenverein wäre es am liebsten, wenn die Gemeinde dort einen kleinen Tunnel für die Tourengeher bauen würde. Der würde an die 20 000 Euro kosten. "Ich habe niemanden, der das zahlt", sagt Bürgermeister Weindl. "Der Alpenverein stellt zwar Forderungen, lehnt sich aber sonst zurück." Auch von den insgesamt sieben Liftbetreibern am Brauneck habe er mehr erwartet. "Wir werden zu einer Lösung kommen", sagt Weindl dennoch.

Was die Kosten angeht, sieht er die Gemeinde nicht in der Pflicht. Dass dort oben an Wochenenden oft Hunderte Skibergsteiger unterwegs sind, nütze vor allem dem Alpenverein: "Ihm gehört das Brauneckhaus und das will natürlich Umsatz machen." Das Verbot für Tourengeher, die präparierten Pisten zu nutzen, bleibt laut Bergbahn-Betreiber Lorenz bestehen. Eine Unterführung am Florihang-Lift, den er selbst nicht betreibt, könnte laut Lorenz vielleicht ein Sponsor finanzieren. Wird jedoch kein Tunnel gebaut, hätten die Tourengeher weiterhin das Nachsehen: "Wenn der Lift läuft, ist die Strecke für sie halt zu", sagt Lorenz.

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