Wintersport:Neun Millionen Euro für den Ausbau am Brauneck

Brauneck Skigebiet

Das Skigebiet Brauneck soll künftig touristischer werden.

(Foto: Manfred Neubauer)
  • Die Bergbahnen wollen neun Millionen Euro in das Lenggrieser Skigebiet investieren.
  • Nach dieser Wintersaison soll die neue Schrödlsteinbahn mit Sechser-Sesseln den alten Doppelsessellift im Finstermünzkessel ersetzen.
  • Die Beschneiung soll erweitert werden. Kritik kommt deswegen von Naturschützern.

Von Benjamin Engel

Die Bergbahn GmbH baut das Skigebiet am Brauneck technisch weiter aus. Im Frühjahr 2019 wird der 42 Jahre alte Doppelsessellift im Finstermünzkessel ausgedient haben. Ein neuer moderner Sechsersessellift soll die alten Anlagen ersetzen. Damit kommen die Skifahrer künftig wesentlich schneller auf Berg und Pisten. Gleichzeitig wird die Beschneiung an den Abfahrten der neuen "Schrödlsteinbahn" erweitert. Insgesamt investiert die Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH rund neun Millionen Euro für den Ausbau am Lenggrieser Hausberg. Das vorhandene Speicherbecken an der Garlandalm reicht für den zusätzlichen Kunstschnee aus. Laut Pressesprecherin Antonia Asenstorfer laufen beim Tölzer Landratsamt bereits die Genehmigungsverfahren.

Das 1555 Meter hohe Brauneck zählt für viele Münchner zu ihren Hausbergen. Der Finstermünzkessel mit seinen Südosthängen ist das Sonneneck im Skigebiet. Dort hatte Josef Singhammer mehr als ein halbes Jahrhundert lang Liftanlagen betrieben. Zu Beginn der vorigen Wintersaison hat der Lenggrieser den Sessellift, die zwei Schlepper am Florihang sowie den Schlepperlift am Bayernhang an die Bergbahn GmbH verkauft. Schon bei der Übernahme hatten die neuen Eigentümer eine Modernisierung angekündigt. Die Lifte galten seit Jahren als dringend sanierungsbedürftig.

Für die Wintersportler war der Finstermünzkessel zwischen 1200 und 1500 Höhenmetern bisher ein Nadelöhr. Wer zwischen Flori- und Bayernhang wechseln wollte, musste bei viel Betrieb länger anstehen. Die Wartezeit soll sich nun deutlich verkürzen. Laut Asenstorfer konnte der alte Doppelsessellift etwa 650 Skifahrer pro Stunde bergwärts transportieren. Die neue Schrödlsteinbahn befördere nun bis zu 2400 Wintersportler im selben Zeitraum, sagt die Bergbahn-Pressesprecherin. Die neue Trasse solle der bisherigen folgen. Nur die Talstation werde etwa 20 bis 30 Meter nach Nordosten versetzt.

Wie schon beim vor zwei Jahren neu gebauten Milchhäusl-Express sitzen die Skifahrer auf beheizten Polstern. Eine herunterklappbare Haube schützt vor Wind und Wetter. Ebenso verriegeln sich die Schließbügel nach dem Einsteigen automatisch - und öffnen sich vor dem Ausstieg wieder von allein. Damit Kinder sich leichter setzen können, gibt es ein höhenverstellbares Förderband, dass sich nach Bedarf an die Körpergröße anpasst.

Die Beschneiung im Finstermünzkessel bauen die Brauneck- und Wallbergbahnen in drei Stufen aus. Zunächst seien die Pisten entlang der neuen Bahn dran. "In der Endausbaustufe werden es 43 Schneeerzeuger sein", sagt Asenstorfer.

Neubaupläne für Schrödlsteinbahn am Brauneck

Neubaupläne für Schrödlsteinbahn am Brauneck Der Finstermünz-Doppelsessellift soll durch einen Sechsersessellift ersetzt werden. So soll die neue Talstation laut Simulation aussehen.

(Foto: Brauneck- und Wallbergbahn GmbH)

Mit den Investitionen will die Bergbahn das Skigebiet als wichtigen Tourismusfaktor für das Tölzer Land stärken. "Wintersport hat hier eine lange und erfolgreiche Tradition, und das Skigebiet ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor", sagt Asenstorfer. Bei den Bergbahnen und in der Gastronomie entstünden Arbeitsplätze. Übernachtungsbetriebe, Einzelhandel und Handwerk profitierten.

"Das zerstört die Vegetation der ursprünglichen Almwiesen"

Genau diesen Aspekt möchte der Kreisvorsitzende im Bund Naturschutz, Friedl Krönauer, nicht ausblenden. "Ich kann nicht ignorieren, dass zahlreiche Menschen im Wintertourismus arbeiten und in Lohn und Brot stehen", sagt er. Das Skiressort am Brauneck sei im Grunde ein Gewerbebetrieb. "Da passiert halt etwas, das nehmen wir zu Kenntnis." Gleichwohl sieht Krönauer die negativen Auswirkungen auf Natur und Landschaft kritisch. Um mit möglichst wenig Kunstschnee auszukommen, planierten Betreiber Pisten. Jede Mulde werde glatt gebügelt, weil sie zu viel künstliches Weiß schlucke und damit mehr koste. "Das zerstört die Vegetation der ursprünglichen Almwiesen", sagt Krönauer.

Den weiteren Ausbau am Brauneck verhindern zu können, glaubt der BN-Kreisvorsitzende jedoch kaum. Zu ernüchternd waren die bisherigen Erfahrungen. Schon gegen den 100 000 Kubikmeter fassenden Speicherbau an der Garlandalm oder den Milchhäusl-Express hatte der BN kritisch Stellung bezogen. Eigene Vorschläge, wie etwa die alte Lifttrasse zu nutzen, hätten die Bergbahnbetreiber ignoriert. Deshalb sieht Krönauer die neuen Entwicklungen pragmatisch. "Solange es auf das Brauneck begrenzt ist, haken wir es ab", sagt er. Die Skifahrer wollten eben auf platt präparierten Pisten zu Tal fahren.

Mit vielen Entwicklungen im Bergsport hat Krönauer Schwierigkeiten. Unverständlich findet er, dass auf der Tiroler Resterhöhe bei Kitzbühel schon vor zwei Wochen die Wintersaison eröffnet wurde - und das bei Temperaturen von 20 Grad. Auch mit Sitzheizungen in Liften kann Krönauer wenig anfangen. "Wir leben in Zeiten des Klimawandels, das wird aber komplett ausgeblendet", sagt er. Doch solange auf höherer politischer Ebene keine Grenzen gesetzt würden, werde das so weitergehen. Problematisch sei etwa die Anreise mit dem Auto wegen der CO₂-Belastung und Parkplatzproblemen. Da seien neue Ansätze gefragt.

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