Windräder in den Wadlhauser Gräben:Gegenwind aus Andechs

Der Streit über Windkraftanlagen nahe Icking und Berg geht in die nächste Runde: Die Projekt-Gegner schließen sich einer Petition zum Mindestabstand für Windräder an.

Wolfgang Schäl

Auch nach einer langen und streckenweise gereizt geführten Podiumsdiskussion in Aufkirchen ist kein Burgfrieden eingekehrt zwischen der Gemeinde Berg (Landkreis Starnberg), die auf ihrer Fläche vier Windkraftanlagen errichten will, und dem "Verein zum Schutz der Wadlhauser Gräben".

Das Genz-Anwesen in Berg

Die Gemeinde Berg plant, in den Wadlhauser Gräben Windkraftanlagen zu errichten. Derzeit steht bereits ein Windrad auf dem Genz-Anwesen in Berg.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Initiative, die Bürger aus Icking und Schäftlarn vertritt, hat mittlerweile ihre Mitglieder aufgefordert, sich einer Petition der Andechser Gemeinderätin Gertraud Daenell anzuschließen, in der diese die Staatsregierung auffordert, zum Schutz aller Bürger einen Mindestabstand zur Wohnbebauung für Windkraftanlagen zu beschließen.

Verbindlich festgelegt werden soll dem Petitionstext zufolge, dass zur nächsten Wohnbebauung jeweils ein Abstand von mindestens dem Zehnfachen der Gesamthöhe der Windkraftanlage eingehalten wird. Nachdem die derzeit größten Anlagen einschließlich Rotorblättern an die 200 Meter hoch sind, entspräche dies einem Abstand von zwei Kilometern - eine Distanz, die bei den in den Wadlhauser Gräben geplanten Windrädern deutlich unterschritten würde.

Zur Begründung heißt es in der Petition, dass erneuerbare Energien zwar ausgebaut werden müssten, "die Gesundheit und der Lebensraum von Mensch, Tier und Natur" aber in Einklang gebracht werden müsse mit den neuen Technologien. Geprüft werden muss laut Petition der Einfluss von Windkraftanlagen auf das Orts- und Landschaftsbild, aber ebenso der Gesundheitsschutz. Konkret gemeint sind damit der Lärm, der Schattenwurf durch die Rotoren und der "Infraschall", also niederfrequente akustische Einflüsse, die Anwohner zwar mitunter nicht bewusst hören, sie aber laut einschlägigen Gutachten gesundheitlich beeinträchtigen können. Angesprochen werden damit Frequenzen im Bereich von unter 20 Hz. Als Symptome für solche Beeinträchtigungen nennt die Petition Angst, Ohrendruck und eine Herabsetzung der Atemfrequenz. Bei höheren Lärmfrequenzen seien die Lärmimmissionen zumindest belästigend.

Die Vorsitzende der Initiative, Melani Suckfüll aus Zell (Gemeinde Schäftlarn), sieht ihre Bedenken zu den Berger Windkraft-Ambitionen in der Petition bestätigt und wirft den Verantwortlichen im Nachbarlandkreis Starnberg vor, sie würden sich an Versprechungen nicht halten. So sei angekündigt worden, die Standorte "ergebnisoffen" zu prüfen.

Man sei deshalb davon ausgegangen, dass die Standorte bis dahin noch nicht festgelegt waren. Nunmehr beharre der Berger Bürgermeister Rupert Monn aber genau auf diesen Stellen, sodass man sich frage, für was man eigentlich die ganze Zeit diskutiert habe. Die Gemeinde Berg habe sich schon vorab festgelegt, ohne auch die Aspekte des Naturschutzes angemessen und ordentlich zu prüfen.

Was die Initiative von Gertraud Daenell betrifft, so ist man ihrer Heimatgemeinde erstaunt. "Wir wissen nichts von einer Petition", heißt es im dortigen Rathaus. Allerdings steht auch dort das Thema auf der Tagesordnung: In der kommenden Woche soll es nach Auskunft der Geschäftsleitung zu diesem Thema zwar eine Bürgerversammlung geben, protestiert habe aber noch niemand.

Die Petitionstexte liegen nach Mitteilung der Bürgerinitiative in diversen Geschäften in Ebenhausen, Icking und Hohenschäftlarn auf, wer möchte, kann sie dort unterzeichnen. Auf der Internetseite des Vereins findet sich auch ein Informationsblatt zum Thema Infraschall (wadlhausergraeben.de).

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