Windräder:"Es geht ja um eine wichtige Sache"

Schäftlarns Zweite Bürgermeisterin Maria Reitinger hat Transparente gegen die Berger Windräder aufgehängt, ohne die nötige Genehmigung einzuholen. Die Gemeinderätin Maria Kötzner-Schmidt zeigt sich davon irritiert

Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn

Seit Anfang September hängen in Schäftlarn Plakate gegen die "Mon(n)ster-Windräder", die demnach die Heimat zerstören. Das eingeklammerte "n" ist eine Anspielung auf Rupert Monn, den Bürgermeister der Gemeinde Berg, auf deren Flur vier Windräder gebaut werden sollen, etwa 1000 Metern von den nächsten Wohnhäusern im Schäftlarner Ortsteil Neufahrn entfernt. Lange Zeit hingen die Plakate ohne Genehmigung.

"Das ist Missbrauch einer Position", findet Maria Kötzner-Schmidt, Gemeinderätin der Gemeindeunion (GU). Denn verantwortlich für die Plakate ist Maria Reitinger, Gemeinderätin der Wählergemeinschaft Gemeindewohl, Zweite Bürgermeisterin und eine glühende Gegnerin der Windräder. Kötzner-Schmidt stört sich zum einen daran, dass die Plakate nicht genehmigt waren, und zum anderen daran, dass sie schon viel länger als die zulässigen sechs Wochen zu sehen sind. Denn die Gemeinde Schäftlarn hat eine Satzung, die genau regelt, wann, wo und wie lange Plakate aufgehängt werden dürfen. "Ich finde es seltsam, dass eine Gemeinderätin und Zweite Bürgermeisterin das so macht", sagte sie bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats.

Tatsächlich sind die Plakate inzwischen genehmigt - seit etwa zwei Wochen. Wie Hauptamtsleiter Lampert Drey auf Anfrage sagte, hat Reitinger eine Ausnahmegenehmigung beantragt, nachdem er sich mit ihr in Verbindung gesetzt hatte.

Kötzner-Schmidt, die auch "inhaltlich nicht erfreut" ist von den Plakaten, denkt, dass jeder sich an die Regeln halten sollte, vor allem Amtsträger, schon um ein gutes Vorbild zu sein. "Ach ja, die Regeln, sicher, jaja", sagt Reitinger dazu. Sie habe einfach nicht daran gedacht, eine Genehmigung einzuholen, sagt sie. Und: "Wir hätten uns auch von niemandem abhalten lassen, es geht ja um eine wichtige Sache."

Windräder: Große Plakate warnen in Schäftlarn vor den in Berg geplanten Windrädern.

Große Plakate warnen in Schäftlarn vor den in Berg geplanten Windrädern.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Es gehe Kötzner-Schmidt wohl um das große Transparent am Ortseingang von Schäftlarn, mutmaßt Reitinger. Das stehe auf Privatgrund, der Besitzer sei damit einverstanden, das sei für sie das Wichtigste gewesen. An den Plakaten in Neufahrn nehme niemand Anstoß. "Es stören sich ja nur die dran, die Windräder bauen wollen." Und die Verordnung habe der Gemeinderat seinerzeit vor allem erlassen, um das wilde Plakatieren zu unterbinden.

Egal, wie wichtig die Sache auch sein mag, für Kötzner-Schmidt ist klar: "Der Zweck heiligt nicht jedes Mittel." Reitinger jedenfalls will die Plakate hängen lassen, bis die Sache entschieden ist. "Da gibt's für uns keine andere Lösung."

Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU), wie Reitinger ein erklärter Gegner der Berger Windräder, sagt: "Es ist die Frage, was jetzt greift." Wenn Plakate auf Privatgrund stünden, sei oftmals gar keine Genehmigung nötig. Schließlich sagt er doch: "Wenn man eine braucht, sollte man sie auch beantragen." Er werde sich in der kommenden Woche mit dem neuen Hauptamtsleiter Stefan Wallner zusammensetzen und sich mit der Sache befassen.

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