Weiterhin geschlossen:Die Jugend bleibt draußen

Weiterhin geschlossen: Franz Späth, Jugendcafé, Bad Tölz, 08.11.2018, Foto: Manfred Neubauer

Franz Späth, Jugendcafé, Bad Tölz, 08.11.2018, Foto: Manfred Neubauer

(Foto: Manfred_Neubauer)

Tölzer Einrichtungen sind in Corona-Zeiten mobil und online

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Während die Gastronomie wieder öffnen darf, bleiben Jugendeinrichtungen in der Corona-Krise weiterhin geschlossen. Das gilt auch für das Tölzer Jugendcafé an der Hindenburgstraße und für das Bürgerhaus im Lettenholz. Dabei sind beide Anlaufstellen zunehmend beliebt: 2019 verzeichnete der kommunale Sozialplaner Franz Späth circa 16 Prozent mehr Besuche im Jugendcafé als noch im Jahr zuvor, im Bürgerhaus gar ein Plus von rund 24 Prozent. Acht- bis 18-Jährige kamen 17 146 Mal in die Einrichtung an der Hindenburgstraße, im Bürgerhaus lag die Frequenz bei 1210. Wegen Corona ist es mit diesem Wachstum vorbei. Mehr Online-Angebote, mehr mobile Jugendarbeit - damit versuchen Späth und das Team der Jugendförderung auf die Situation zu reagieren.

In Corona-Zeiten, sagte Späth am Donnerstag im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats, "gehen wir raus". Eine Dauerlösung ist dies jedoch nicht: "Von den Kapazitäten her kann man nicht sagen, wir machen künftig mehr mobile Arbeit." Noch steht in den Sternen, wann Jugendhäuser wieder aufmachen dürfen. Zur Arbeit in diesen Einrichtungen sagte Späth: "Ich möchte das ungern aufgeben." Im Moment werde jedoch der Bedarf an mobiler Jugendarbeit von diversen Schulen und Jugendhilfeträgern artikuliert, dies müsse man genau prüfen und sich gegebenenfalls darauf ausrichten, so Späth. Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) äußerte sich ähnlich. "Wir wollen beides parallel fahren", sagte er. "Man wird sich das konzeptionell anschauen müssen, ebenso auch finanziell-wirtschaftlich."

Das Angebot "Open House Sport" hat die Tölzer Jugendförderung online fortgeführt. Dienstags gibt es Unterricht im Boxen, mittwochs Yoga, donnerstags Kraft- und Ausdauertraining. Da auch Turnhallen geschlossen wurden, habe man "händeringend gesucht, was wir machen können", berichtete Späth. Mit Sportlehrern sei schließlich vereinbart worden, dass sie Übungen "online zum Mitmachen vormachen". Außerdem stehen die Teams der Jugendförderung für Kids und Teenager im Jugendcafé (Telefon 08041/33 52) und den Gästen im Bürgerhaus Lettenholz (Telefon 0162/493 81 34) bei Anliegen und Fragen zur Verfügung.

Der Mädchentreff, "Let's make music", das On-stage-Theaterprojekt, die Podiumsdiskussion mit Fridays-for-future, die regelmäßigen Treffen von Jugendlichen, aber auch Erwachsenen aus zwölf Nationen im Bürgerhaus: All dies ließ Späth in seinem Jahresbericht kurz Revue passieren. In der Jugendarbeit sei ihm "die Selbstwirksamkeit" wichtig, sagte er. Im Theaterprojekt "On stage" hätten beispielsweise zehn junge Leute sechs Monate lang ein Stück geschrieben und geprobt, das die Integration eines Flüchtlingskindes schildere - "sehr ergreifend". Im Open House Sport könnten Kinder eine Sportart lernen, ohne in einen Verein eingebunden zu sein, aber dann auch zu einem Klub wechseln, wenn sie wollen. Finanziell gelang Späth voriges Jahr im Übrigen eine Punktlandung: Das Budget von 306 000 Euro wurde um 540 Euro unterschritten. Das Fazit von Bürgermeister Mehner: "Die Jugendförderung kann man nicht einfach zusperren."

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