"Weil alles irgendwie zamgheard":Ohne Handy, mit Hängematte

"Weil alles irgendwie zamgheard": Das Team besteht aus Johanna Hofberger, Manuel Becker, Julius Jonczyk, Antonia Erdl, Marcus Kolm und Matthias Kett.

Das Team besteht aus Johanna Hofberger, Manuel Becker, Julius Jonczyk, Antonia Erdl, Marcus Kolm und Matthias Kett.

(Foto: privat/oh)

Nachhaltigkeit ist das Thema auf dem zweiten Festival "Beneculture", das Studierende organisiert haben. Live-Acts mit Zitter-Manä und "Geistiger Unrat"

Von Veronika Ellecosta

Noch liegen Manuela Becker und Antonia Erdl in luftigen Sommerkleidern auf der Wiese im Innenhof des Klosters Benediktbeuern. Nach Monaten der eifrigen Vorbereitungen können die beiden Studentinnen noch gar nicht glauben, dass diesen Samstag das "Festival der Vielfalt" endlich stattfinden wird. Immerhin basteln sie an der Organisation schon ein halbes Jahr lang rum, und dass jetzt der große Tag vor der Tür steht, haben sie noch nicht ganz realisiert.

"Beneculture" heißt das Festival und es wird dieses Jahr zum zweiten Mal von der Katholischen Stiftungshochschule (KSH) und dem Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) gemeinsam ausgetragen. Vergangenes Jahr waren Manuela, 21, und Antonia, 22, nur als Besucherinnen dort, heuer stellen sie mit vier weiteren Studierenden im Rahmen eines Praxisseminars ihres Studiums der Sozialen Arbeit das Organisationsteam.

Der Kerngedanke des Festivals soll fortgeführt werden: Ziel ist es, zwei etwas voneinander isolierte Gruppen in Benediktbeuern einander näher zu bringen: Studierende und die Dorfgemeinschaft. Das kann man so auch dem Motto des diesjährigen Beneculture ablesen: "Weil alles irgendwie zamgheard". Und damit auch niemand ausgegrenzt wird, ist der Eintritt frei, die Angebote auf dem Festival sind kostenlos, nimmt man die Essensstände aus. Örtliche Vereine und Einrichtungen werden genauso vertreten sein wie jede Menge Live Acts: Zither Manä, Fenzl, Geistiger Unrat und Sara Teamusician etwa. Dazu kommen diverse Sportangebote, ein Schafkopf-Turnier, ein Hängemattenturm und vieles mehr.

"Weil alles irgendwie zamgheard": Wo geht's hier bitte zum Fest?

Wo geht's hier bitte zum Fest?

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Mit dem Festival wollen die Veranstalter einen konsumfreien Raum für die Besucher schaffen. Es seien auch jene willkommen, die sich nicht intensiv mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen wollen, dem Themenschwerpunkt des Festivals. Manuela sagt: "Keiner ist gezwungen, an einem Workshop auf dem Festival teilzunehmen. Man kann sich auch einfach kurz mit einer Leberkäs-Semmel vor die Bühne stellen und dann wieder gehen."

Die Idee, Nachhaltigkeit als Schwerpunkt zu setzen, kam vom ZUK, erzählen die Studentinnen. Und das sei für jeden einzelnen Studenten des Organisationsteams ein persönlich ansprechendes Thema. Für sie als Studierende der Sozialen Arbeit sei Nachhaltigkeit auch immer eine soziale, weshalb Inklusion und Gemeinschaft beim Festival großgeschrieben werden. An den Essensständen gibt es vegetarische und vegane Speisen, der "Abrahamhof" bietet eine Führung durch den Bauernhof an und direkt neben der Bühne gibt es eine Handybox für alte Mobiltelefone. Der Erlös daraus kommt den Bürgern des Kongo zugute- Nachhaltigkeit begleitet die Besucher über das gesamte Areal.

Vielleicht, räumen sie ein, hätten manche schon "die Schnauze voll von Nachhaltigkeit", aber genau dort wolle das Festival seine Gäste abholen: "Nachhaltigkeit soll mit einem bunten und fröhlichen Nachmittag verbunden werden, wo sich jeder frei bewegen kann", erklärt Antonia.

Das Festival im Vorjahr sei ein voller Erfolg gewesen. Mit 500 Besuchern hatte man gerechnet, 2000 waren es am Ende. Auf so viele Interessenten hoffen die beiden auch heuer. Dafür haben sie sich in das Projekt reingekniet, seit September waren sie auf der Suche nach Sponsoren und teilnehmenden Initiativen. Manuela lacht. "Wir studieren alle Soziale Arbeit, für das Festival haben wir so viel über Organisationsmanagement gelernt, wovon wir vorher keine Ahnung hatten."

Das erwies sich dann auch als Herausforderung, neben Uni und Nebenjob. "Manchmal war es wie ein Zweitjob, das Festival zu organisieren. Aber wir haben wirklich viel Herzblut in die Sache reingesteckt und viel mehr Zeit als nötig, damit es auch wirklich gut wird."

Und nun ist es bald soweit: Die letzten Absprachen werden noch gehalten, Materialien beschafft und Stände aufgebaut, damit am Samstag alles rund läuft. Wo man Antonia und Manuela am Tag des Festivals finden wird? Vermutlich mal vor, mal hinter der Bühne, im Bestreben, den Überblick zu behalten.

Dem Festival schauen sie mit einem lachenenden und einem weinenenden Auge entgegen, sagt Manuela. Kommende Woche beginnt für die Studentinnen nämlich die Prüfungsphase, dafür haben sie dann auch den Kopf frei. Und für den Fall, dass es an ihrer Hochschule Interessenten gibt, die das Festival 2020 wieder veranstalten wollen, hat das Team alles Nützliche in einem Portfolio gesammelt und abgeheftet. Antonia und Manuela wollen schließlich im nächsten Jahr auch wieder ein Beneculture besuchen.

Beneculture - Festival der Vielfalt: Samstag, 8. Juni, 12 bis 22 Uhr, Kloster Benediktbeuern, www.http://events.benediktbeuern.de

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