Eine gute Figur hat die Stadt Wolfratshausen im jahrelangen Hin und Her um einen neuen Standort für die Freie Waldorfschule noch nie abgegeben. Die Art, wie Bürgermeister Helmut Forster und seine Stadtverwaltung die Schule erst zu einem Antrag ermutigt haben, um ihr genau diesen Antrag dann im Bauausschuss um die Ohren hauen zu lassen, dürfte nun aber den Tiefpunkt und zugleich das berechtigte Ende aller Wolfratshauser Waldorf-Hoffnungen markieren.
Denn die Antragsteller wussten nicht einmal, dass sie mit ihrem Neubau einen Mindestabstand zur Loisach einhalten müssen. Das zeigt, dass sie nicht gut beraten waren - vor allem nicht von der Stadtverwaltung, die ihnen zumindest solche Grundvoraussetzungen hätte erläutern müssen, statt sie einfach auflaufen zu lassen. Ganz abgesehen davon, dass das in aller Form genehmigte Gasthaus Flößerei diesen vermeintlich unantastbaren 20-Meter-Abstand zum Ufer ebenso wenig einhält wie der geplante eigene Neubau für das Stadtarchiv.
Zwar kann auch eine Stadtverwaltung von Bauwerbern eine gewisse Professionalität verlangen. Doch der Trägerverein besteht aus hauptsächlich Eltern, die die Schule 2007 gegründet und seither mit großem Engagement aufgebaut haben - wobei sie von Anfang an betont haben, dass die frühere Polizeiinspektion im Untermarkt auf Dauer nicht reichen wird. Diesem Einsatz steht auf Seiten der Stadt nichts Vergleichbares gegenüber. Wenn sie wirklich ein Interesse daran hat, die lebendige und prestigeträchtige Waldorfschule zu halten, so ist das jedenfalls kaum zu erkennen. Vielmehr zeigt sich hinter wohlfeilen Bekenntnissen ein bürokratischer Kleinmut, der auch durch den tatsächlichen Mangel an Geld und Grundstücken nicht besser wird. Die Schule hofft trotzdem auf Besserung. Notgedrungen in Geretsried.