Wegen UmleitungKochel befürchtet Verkehrschaos

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Die ohnehin vom Ausflugsverkehr geplagte Seegemeinde rechnet mit einem Herbst voller Staus - wegen Arbeiten auf der Bundesstraße 2, die sich bis in den Dezember ziehen. Bürgermeister Holz kritisiert das Staatliche Bauamt.

Von Alexandra Vecchiato, Kochel am See

Die Gemeinde Kochel am See ist Kummer gewöhnt. Das beliebte Ausflugsziel erstickt an Wochenenden im Verkehr. Im Herbst entspannt sich die Lage etwas. Doch nun fürchtet Kochels Bürgermeister Thomas Holz (CSU) das Schlimmste. Das Staatliche Bauamt Weilheim sperrt die Bundesstraße 2 zwischen Oberau und Eschenlohe. Eine der Umleitungen in Richtung Garmisch-Partenkirchen führt über Kochel und Walchensee Richtung Krün. Holz erwartet Tausende Fahrzeuge, darunter auch Schwerlastverkehr.

Es werden harte Zeiten für Pendler und Touristen. An der B 2 muss zwischen Oberau und Eschenlohe ein neuer Steinschlagschutzzaun errichtet werden. Von Dienstag, 8. Oktober, an bis einschließlich Samstag, 12. Oktober, ist die Strecke komplett gesperrt. Anschließend gehen die Arbeiten bis Freitag, 6. Dezember, unter halbseitiger Sperrung mit Ampelregelung weiter. Auf seiner Homepage wirbt das Staatliche Bauamt Weilheim damit, dass die Bauzeit ohnehin schon verkürzt worden sei. Ursprünglich sollte die Vollsperre zwei Wochen dauern. Nachdem die A 95 direkt in die B 2 und somit in den Bereich der Bauarbeiten einmündet, wird der Verkehr für fünf Tage an der Anschlussstelle Murnau/Kochel von der Autobahn aus- und umgeleitet. Das bedeutet, dass Lastwagen und Autos die Sperrung weiträumig umfahren müssen. Die westliche Umleitungsroute verläuft über Murnau in Richtung Saulgrub, Unter- und Oberammergau sowie Ettal über den Ettaler Berg nach Garmisch-Partenkirchen. Die östliche Umfahrungsstrecke tangiert die Gemeinde Kochel. Von dort geht es über den Kesselberg und am Walchensee entlang Richtung Süden. Der Zugverkehr ist nicht betroffen.

"Die Maßnahme muss offensichtlich sein. Dafür haben wir vollstes Verständnis", sagt Bürgermeister Holz. Seine Gemeinde sei bereit, die Vollsperre für die Dauer von fünf Tagen mitzutragen. "Damit könnten wir leben, wenn es danach rum wäre." Aber die folgenden neun Wochen mit einer halbseitigen Sperrung und Ampelschaltung - "das ist die Katastrophe". Die Auto- und Lastwagenfahrer würden die langen Wartezeiten an der Ampel umgehen, ist sich Holz sicher. "Wenn da mehr als zehn stehen, fragen sie Google Maps und werden nach Kochel umgeleitet." Die Kommune am See werde schlichtweg am Verkehr ersticken. "Es nimmt doch keiner den Umweg erst durch ganz Murnau und dann über den Ettaler Berg, wenn er in den Süden fahren will."

Bürgermeister Thomas Holz will den Verkehr in Kochel in den kommenden Wochen "ganz genau anschauen".
Bürgermeister Thomas Holz will den Verkehr in Kochel in den kommenden Wochen "ganz genau anschauen". (Foto: Privat/OH)

Bislang, sagt der Kochler Bürgermeister, habe seine Gemeinde stets gut mit der Weilheimer Straßenbaubehörde zusammengearbeitet. Nun sei er enttäuscht. Denn Kochels Bitte, die Ampel in diesen neun Wochen wenigstens von Freitagmittag bis Sonntagabend auszuschalten und die Straße freizugeben, wurde abgelehnt. "Da sieht man, dass man in Weilheim keine Rücksicht auf unsere Sorgen nimmt."

Dass es möglich ist, die Straße vor Vollendung der Arbeiten freizuräumen, belegt, dass die Strecke vom 22. bis 25. Oktober für den Verkehr offen ist - ohne Ampelbetrieb. Grund dafür ist die an diesen Tagen im Schloss Elmau stattfindende Konferenz der Ministerpräsidenten. Das ist für Holz besonders bitter, da das Staatliche Bauamt sehr wohl der Bitte aus Garmisch nachkam, die Bauarbeiten zu verschieben. Ursprünglich sollte die Rodung entlang der B 2 schon am 16. September beginnen. Aber Politik, Verbände, Hotellerie und Gastronomie liefen Sturm. Denn der September ist als klassischer Wandermonat wichtig für das Tourismus-Geschäft im Landkreis Garmisch-Partenkirchen.

"Das ist ärgerlich", sagt Holz und kündigt nun Gegenmaßnahmen an, da die Gemeinde immerhin Untere Sicherheitsbehörde sei. Diese Maßnahmen allerdings halten sich in Grenzen. Für die B 2 ist der Bund zuständig, Kochel habe keine Handhabe, sagt Holz. Dennoch will der Bürgermeister tätig werden, sollte die Verkehrsbelastung zu hoch werden. "Wir werden uns das ganz genau anschauen. Die Sicherheit geht vor", erklärt er. Sollten Rettungsfahrzeuge und Einsatzkräfte vor allem am Wochenende nicht mehr in angemessener Zeit alle Ortsteile erreichen können, weil sie im Stau stehen, werde man in München vorstellig werden. "Mit Fotos und Videos zum Ministerium" - so sieht Holz' Plan aus. "Es wäre schon schön gewesen, wenn man uns ein bisserl entgegengekommen wäre."

Wegen mehrerer Felsabbrüche oberhalb der B 2 nördlich von Oberau, die auch das bestehende Schutznetz durchschlagen haben, ergaben die Gutachten der Zentralstelle für Ingenieurbau und Georisiken (ZIG) vom Frühjahr 2019, dass nur mit einem zeitnahen Neubau eines Steinschlagschutzzaunes den Gefahren vor dem nächsten Winter begegnet werden könne, teilt das Staatliche Bauamt Weilheim mit. 400 Bäume müssen gerodet werden, darunter große Buchen. Im Anschluss soll ein 770 Meter langer und vier Meter hoher Steinschlagschutzzaun aufgestellt werden.

© SZ vom 07.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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