Wegen steigender Geburten und Zuzug:Bad Tölz baut neuen Kindergarten

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Nach dem aktuellen Bedarfsplan fehlen künftig 71 Plätze in der Kurstadt. Die Stadt plant deshalb eine dreigruppige Einrichtung auf dem Gelände der Jahnschule, die ohnehin umgestaltet wird

Von Klaus Schieder

Schulkinder im Pausenhof der Tölzer Jahnschule. Ein neuer Kindergarten auf dem Areal soll künftig auch Platz für Jüngere bieten. (Foto: Manfred Neubauer)

In Bad Tölz fehlen künftig 71 Kindergartenplätze. Dies hat die neue Bedarfsplanung der Stadt ergeben. Die Gründe dafür sind eine steigende Nachfrage für unter drei Jahre alte Kinder, eine wachsende Geburtenrate, neue Wohnbaugebiete wie am Hintersberg und der Zuzug von Flüchtlingsfamilien. Außerdem sind zwei Gruppen mit insgesamt 45 Plätzen in Provisorien untergebracht. Die Konsequenz: Die Stadt muss einen dreigruppigen Kindergarten errichten. Vorgesehen ist der Neubau auf dem Gelände der Jahnschule, die ohnehin umgestaltet wird. Den Entwurf werde man im Juni vorstellen, kündigte Kämmerer Hermann Forster am Donnerstagabend im Stadtrat an.

Der alte Bedarfsplan stammt aus dem Jahr 2010. Damals hatte man festgestellt, dass in Tölz insgesamt 48 Plätze in Kinderkrippen fehlen. Daraufhin wurde eine neue Krippe mit gleich sechs Gruppen errichtet, die das Kinderland Weyarn betreibt. Die sei im Moment zwar nicht ganz voll, dennoch sei es damals richtig gewesen, die Einrichtung nicht bloß auf vier Gruppen auszulegen, sagte Forster. "Da haben wir noch Luft, das wird in den nächsten Jahren ausreichen."

Nicht so bei den Kindergärten. Wegen Faktoren wie Zuzug, Neubauten und Geburtenrate hat die Stadt einen Bedarf von 26 weiteren Plätzen errechnet. Ein Rolle spielt dabei auch die Inklusion. Kinder mit einem erhöhten Betreuungsbedarf belegten nicht einen, sondern zwei oder drei Plätze, was die Gruppenstärke verringere, erläuterte Forster.

Hinzu kommen die beiden Zwischenlösungen: Eine Kindergartengruppe mit 20 Plätzen ist übergangsweise in der Kinderland-Krippe an der General-Patton-Straße untergebracht. Die Ausnahmegenehmigung, die von der Regierung von Oberbayern dafür erteilt wurde, läuft am 31. August 2019 ab. Eine zweite Gruppe mit 25 Plätzen wird in einem Gebäude an der Peter-Freisl-Straße betreut, das die Stadt von der Lebenshilfe gepachtet hat. Das Haus ist allerdings stark sanierungsbedürftig, weshalb mittelfristig ein Abriss vorgesehen ist.

Der neue Kindergarten auf dem Areal der Jahnschule soll Platz für drei Gruppen mit jeweils 25 Mädchen und Buben bieten, vom Bau her aber so konzipiert sein, dass ein Trakt für eine vierte Gruppe angegliedert werden kann. Diese Vorgehensweise begründete Forster damit, "dass jeder Träger erst einmal schauen muss, dass es wirtschaftlich umgeht". Und dies sei nur der Fall, wenn die Plätze auch belegt sind. Falls sie nicht reichten, bestünde eben die Möglichkeit eines Anbaus.

Mit dem Standort an der Jahnschule zeigten sich nicht alle Stadträte glücklich. Margot Kirste (FWG) sähe lieber ein Kinderhaus, das Krippe und Kindergarten beherbergt - und deshalb auch großzügig gebaut ist. Sie habe mit Trägern gesprochen, die ein solch gemischtes Haus favorisierten, "mit kleinen Gruppen, die man auffüllen kann", erzählte sie. Das griff Anton Mayer (CSU) auf, der vorschlug, eine solche Einrichtung doch in Ellbach zu bauen. Dort könnte die Stadt das alte Schulhaus abreißen und den neuen Kindergarten geräumig auf dem Areal planen, sagte er. Ein Vorteil ist für ihn dort auch die ruhigere Verkehrssituation. Dagegen sei die Zahl der Fahrzeuge auf der Jahnstraße neben der Schule sehr hoch. "Ich weiß nicht, ob das ideal ist für die Anlieferung der Kinder", argumentierte Mayer. Unentschieden zeigte sich CSU-Fraktionssprecher Ingo Mehner. "Der Standort an der Jahnschule kann richtig sein, muss es aber nicht." Der Stadtrat sollte noch über Alternativen diskutieren, ehe er einen Beschluss über den Neubau fällt, so Mehner.

Für Forster gibt es da nicht viel zu debattieren. Ihm falle kein anderer Standort für einen Kindergarten in Bad Tölz ein, sagte er. Ellbach kommt aus seiner Sicht nicht in Frage, da viele Eltern aus Tölz zu dem Ortsteil fahren müssten. "Wir hätten einen Pendelverkehr." Das Gelände der Jahnschule liege hingegen zentral und biete Synergie-Effekte, beispielsweise bei der Nachmittagsbetreuung. "Ein Kindergarten neben der Schule ist der Idealfall." Was die Verkehrssituation betrifft, so ist für den Kämmerer klar, dass Mütter und Väter ihre Sprösslinge nicht von der Jahnstraße aus in den Kindergarten bringen können. Auf dem Schulgelände müsse deshalb die nötige Zahl an Parkplätzen geschaffen werden.

Franz Mayer-Schwendner (Grüne) wollte wissen, was mit der Interimsgruppe in der Kinderland-Krippe geplant sei, schließlich laufe die befristete Genehmigung nur bis 2019. "Wie stellt ihr euch das vor?" Forster macht sich darob keine Sorgen. Der Neubau beginne 2020, dem stehe nichts entgegen, sagte er. "Und den Kindergarten an der Peter-Freisl-Straße haben wir ja noch."

© SZ vom 19.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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