Wegen Hochwasserschutz:Fische müssen umziehen

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Fischereiverein Königsdorf siedelt Tiere aus Habichtgraben um

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Der Bach im Lengenwieser Habichtgraben gleicht anderen bayerischen Kleingewässern: Bei Trockenheit führt er nur wenig Wasser, bei Niederschlägen oder Schneeschmelze kann er aber schnell über die Ufer treten. Im unscheinbar wirkenden Wasserlauf kommen seltene Fischarten wie die Koppe oder kleine Bachforellen vor. Bevor im Juni jahrelang geplante Hochwasserschutzmaßnahmen beginnen, wird der Fischereiverein Königsdorf die Wirbeltiere umsiedeln. Für die Zeit der Bauarbeiten sollen sie in einem Schwesterbach leben.

Auf der Loisach, in die der Bach im Habichtgraben mündet, hat der Königsdorfer Fischereiverein das Fangrecht. Daher übernehmen dessen Mitglieder das Abfischen. "Wenn hochwassertechnisch saniert wird, bleibt vom Leben im Bach nichts übrig", sagt der Vereinsvorsitzende Klaus Lange.

Um die Fische umzusiedeln, kommt die Methode des Elektrofischens zum Einsatz. Darauf greifen auch Wissenschaftler zurück, wenn sie Bestände erheben oder Artenvorkommen analysieren. Die Methode funktioniert mit Gleichstrom, der im Wasser Spannung erzeugt. Dafür schnallt sich der Fischer laut Lange einen Generator auf den Rücken. Anschließend taucht er einen mit Elektroden bestückten Kescher in das Gewässer. "Die Fische werden betäubt und nach oben gezogen", schildert Lange. Die so eingesammelten Wirbeltiere erholten sich innerhalb kurzer Zeit. So könnten sie zum Schwesterbach transportiert und dort eingesetzt werden.

Fachbehörden müssen die Methode des Elektrofischens genehmigen. Der Vereinsvorsitzende Lange hat die Fischereifachberatung bei der Regierung von Oberbayern bereits kontaktiert. "Die haben ihre Unterstützung zugesagt", sagt er. Zudem will er mit Bürgermeister Moritz Sappl und Grundstückseigentümern am Bach reden.

Gleichzeitig schützt das Wasserwirtschaftsamt Weilheim im Gebiet heimische Fledermäuse. Sechs Nist- und Schlafkästen sind daher für die nachtaktiven Tiere bereits im vergangenen Dezember im Mündungsbereich des Bachs in die Loisach installiert worden. Eine Fledermausexpertin war eingeschaltet, als Bäume im Februar gefällt wurden. Einzelne Baumhöhlen seien mit dem Endoskop untersucht worden, um anwesende Tiere festzustellen. Mittels Seilzug hätten Arbeiter abgesägte Baumkronen vorsichtig zu Boden gelassen, um die Tiere nicht zu gefährden. Dies teilt das Wasserwirtschaftsamt aktuell mit.

Bislang rechnen die Behörden und die Kommune Eurasburg mit etwa zwei Jahren Bauzeit für die Hochwasserschutzmaßnahmen. Der Gewässerlauf soll begradigt und teils vertieft werden. Nach Angaben des Wasserwirtschaftsamtes wird der Habichtgraben als leistungsfähiges Schussgerinne mit einem einheitlichen Querprofil und gestreckter Linienführung von Juni an ausgebaut. Gleichzeitig soll die alte Eisenbahnbrücke über den Bach durch eine Stahl-Fachwerk-Konstruktion ersetzt werden. Nach Ende aller Bauarbeiten können die umgesiedelten Fische wieder in den Wildbach im Habichtgraben zurückkehren.

© SZ vom 18.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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