Weg frei für umstrittenes Projekt:Bichler Hof wird Top-Hotel

Der Tölzer Stadtrat billigt den Vertrag mit dem Investor Hubert Hörmann. Zur Finanzierung des Projektes will der Bauunternehmer 18 Doppelhaushälften errichten. Heftige Kritik kommt von den Grünen.

Von Klaus Schieder

Der Stadtrat hat den Weg für das umstrittene Hotelprojekt "Bichler Hof" freigegeben. Gegen die Stimmen der Grünen entschied sich das Gremium am Dienstagabend in nicht öffentlicher Sitzung für einen Ankaufvertrag mit dem Investor Hubert Hörmann. Der Tölzer Bauunternehmer will auf seinem Areal in Oberfischbach den Bichler Hof, der früher dem Energiekonzern Eon gehörte, in ein Top-Hotel mit etwa 80 Betten samt Restaurant, Sauna und Reitstall umbauen. Zur Finanzierung plant er etwa 18 Doppelhaushälften auf dem Gelände in Oberfischbach, wofür die Stadt die Umwandlung von preisgünstigem Grünland in teures Bauland billigt. Ein Drittel der rund ein Hektar Wohnbaufläche behält sie als Option, um so sicherzustellen, dass der Gewinn aus dem Immobilienverkauf nach Steuern auch komplett in das neue Hotel investiert wird. "Das muss nachgewiesen werden" sagt Kämmerer Hermann Froster.

Weg frei für umstrittenes Projekt: Ein Hotel mit circa 80 Betten, Restaurant, Reitstall und Sauna, später auch noch Chalets: So sehen die bislang bekannt gewordenen Pläne des Eigentümers Hubert Hörmann für den Bichler Hof aus. Umstritten ist das Wohnbauprojekt auf dem Gelände, das der Querfinanzierung dient.

Ein Hotel mit circa 80 Betten, Restaurant, Reitstall und Sauna, später auch noch Chalets: So sehen die bislang bekannt gewordenen Pläne des Eigentümers Hubert Hörmann für den Bichler Hof aus. Umstritten ist das Wohnbauprojekt auf dem Gelände, das der Querfinanzierung dient.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Das Hotel soll auf etwa 4,5 Hektar Fläche mit sämtlichen Nebengebäuden entstehen, für die Wohnhäuser bleibt noch ein Hektar übrig. Davon behält die Stadt mit 3290 Quadratmeter ein Drittel ein. Nach ihrem Rahmenkonzept "Zukunftsorientierte Bodennutzung" (ZoBoN) müsste sie dieses Teilareal für sozialen Wohnungsbau hernehmen. Doch die ZoBoN erlaubt eine Ausnahme: Wenn ein Investor ein städtebauliches Ziel wie etwa ein neues Hotel verwirklicht, kann die Stadt auf ihre Drittelfläche verzichten. Eben dies hatte in der Bürgerversammlung vor einem Jahr heftige Kritik ausgelöst. Die Umwandlung in Bauland und den Verzicht auf die Teilfläche für soziale Wohnungen sahen einige Redner als doppelte Förderung für den Bauunternehmer Hörmann. Der Tenor: Die Kommune solle besser bezahlbaren Wohnraum für Tölzer Familien schaffen.

Weg frei für umstrittenes Projekt: Bürgermeister Josef Janker.

Bürgermeister Josef Janker.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Für den Bichler Hof will Bauamtsleiter Christian Fürstberger zwei Bebauungspläne aufstellen: einen fürs Hotel, einen für die Wohnhäuser. Beide sollen parallel laufen und gleichzeitig rechtswirksam werden. Damit werde verhindert, dass die Doppelhaushälften zuerst entstünden und "man dann schaut, was passiert", so Fürstberger. Bis diese Pläne fertig sind, dürften nach seinen Worten ein bis anderthalb Jahre vergehen. In der Zwischenzeit müsse Hörmann seine Objektplanung vorlegen, "dabei merken wir schon, ob Zug dahinter ist oder ob da eine Kellerleiche liegt", sagt der Bauamtsleiter. An der Ernsthaftigkeit des Eigentümers hegt Bürgermeister Josef Janker (CSU) indes keine Zweifel: Die Familie Hörmann verfolge das Hotelprojekt "mit Herzblut". Außerdem handle es sich um eine "Mordsinvestition", sagt Janker.

Aufstellungsversammlung Nominierung GRÜNE

Grünen-Stadtrat Franz Mayer-Schwendner kritisiert die Pläne.

(Foto: Manfred Neubauer)

Wenn die Bebauungspläne vom Stadtrat genehmigt sind, geht mit ihnen ein Baurecht für sieben Jahre einher. Das ist laut Fürstberger für den Investor unabdingbar, um von den Banken einen Kredit zu bekommen. Für eine grüne Wiese gebe es nichts. Und wenn auf dem Areal gar nichts passiert? Dann passiere eben nichts, alles bleibe wie gehabt, sagt Kämmerer Forster. Und wenn das Hotel nach wenigen Jahren pleitegeht? Dieses Risiko sei immer da, sagt Fürstberger. Mit Hörmann, auf den übrigens die Stadt wegen des neuen Hotels von sich aus zukam, soll ein städtebaulicher Vertrag geschlossen werden. Neben Umfang und Qualität des Hotels geht es unter anderem auch um die Wohnhäuser, die in einer ersten Runde an Einheimische verkauft werden sollen. Von Hörmann habe er eine Liste, die zeige, dass vor allem Tölzer die Doppelhäuser gekauft hätten, die der Bauunternehmer in der vergangenen Dekade errichtet habe, sagt Fürstberger.

Solche Aussagen bezweifeln die Grünen. "Das halte ich für falsch", sagt Stadtrat Franz Mayer-Schwendner und deutet auf die nicht mehr jungen, meist auswärtigen Käufer bei anderen Wohnbauprojekten. Vor allem monieren die Grünen aber, dass bei dem Projekt Bichler Hof die "Gemeinwohl-Partizipation" fehle, wie Ortsvorsitzender Andreas Wild sagt. "Für normale Tölzer Familien mit normalem Einkommen."

Angesichts der Quersubventionierung für Hörmann müsse "für die Bevölkerung ein Anteil dabei sein", betont auch Mayer-Schwendner. Überdies kritisiert er, dass der städtische Anteil von 3290 Quadratmetern an den Investor falle, wenn das Projekt laufe. Insgesamt seien dort nochmals acht Doppelhaushälften möglich, der Gewinn daraus müsse aber nicht ins Hotel fließen. Auch damit argumentieren die Grünen: Das Areal in Oberfischbach sei kein Siedlungsgebiet, sondern "ein wertvoller Hang- und Talbereich für Landschaftsbild, Naturhaushalt und Lokalklima".

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