Süddeutsche Zeitung

Wechsel in der Behörde:Viel Geld, wenig Personal

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Michael Kordon verlässt nach nur dreieinhalb Jahren an der Spitze das Staatliche Bauamt in Weilheim. Seinem Nachfolger Uwe Fritsch stehen in den kommenden zehn Jahren 700 Millionen Euro zur Verfügung

Von Armin Greune, Weilheim

Das Geld fließt reichlich, aber das Personal wird knapp: So lässt sich die gegenwärtige Situation am Staatlichen Bauamt Weilheim zusammenfassen. Die Behörde organisiert für fünf Landkreise den überörtlichen Straßenbau und betreut etwa 1300 Gebäude und 229 Liegenschaften des Freistaats Bayern. Der bisherige Leiter ist am Dienstag offiziell verabschiedet worden: Michael Kordon ist zum 1. Juni ans bayerische Innenministerium gewechselt, wo er ein Sachgebiet in der Straßenbauabteilung leitet. Sein Nachfolger Uwe Fritsch tritt zum zweiten Mal unmittelbar in Kordons Fußstapfen: Als dieser zum Jahreswechsel 2014 in Weilheim den Dienst angetreten hatte, übernahm Fritsch dessen Position als Bereichsleiter Straßenbau am Staatlichen Bauamt Augsburg.

Kordon blieben also nur dreieinhalb Jahre, um sich vor allem dem Straßenbau in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Starnberg, Landsberg, Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen zu widmen. "Eine schnelle Taktfolge, wie ich finde", meinte der stellvertretende Behördenleiter in Weilheim, Baudirektor Peter Aumann. Bei seinem neuen Chef sei er zuversichtlicher, dass nicht wieder so rasch ein Wechsel folge, denn Fritsch habe sich in der Gemeinde Pöcking am Starnberger See niedergelassen.

"Einen gewissen Heimvorteil" für den neuen Amtsleiter sah auch Gerhard Reichel von der Obersten Baubehörde. Fritsch trete die Stelle in einer Periode "absoluter Bau-Hochkonjunktur" an und konkurriere mit dem freien Markt um Fachleute: "Sie werden um das Personal kämpfen müssen." Immerhin werde in Weilheim ein jährlicher Umsatz von 100 Millionen Euro für Straßen- und Hochbau verwaltet. 2019 sollen die Amtsgebäude erweitert werden, um die "räumliche Zersplitterung in viele Ämter" etwas verringern, sagte Reichel. Dies sei ein Erbe der Verwaltungsreform vor zehn Jahren, als dem Weilheimer Straßenbauamt die Hochbauämter Weilheim und Landsberg zugeschlagen wurden.

Regierungspräsidentin Brigitta Brunner bedankte sich bei den Abgeordneten und Repräsentanten für deren Weichenstellungen, besonders viele Finanzmittel für den Straßenbau in die Region fließen zu lassen, die "von der Zugspitze bis zum Stadtrand von München reicht". Kordon habe nicht zuletzt bei der "wirklich großen Aufgabe rund um den Entlastungstunnel Starnberg" viel Engagement bewiesen.

Der so Gelobte meinte scherzhaft, leider sei es ihm nicht vergönnt gewesen, dort seine Lieblingsaufgabe zu verrichten: "Das Band zur Eröffnung des Tunnels ist noch nicht durchschnitten." Aber es sei schon "ein besonderes Schmankerl" gewesen, die Debatten zu verfolgen, die bis nach Mitternacht im Live-Ticker der Presse übertragen wurden - "so etwas habe ich noch nie erlebt". Ihm sei wichtig gewesen, mit den Projektgegnern in den Dialog zu treten, "denn ohne breiten Konsens werden wir künftig Großprojekte nicht durchsetzen können", sagte Kordon.

Neben der Planung des Kramertunnels und dem Bau der Echelsbacher Brücke sei in seiner Weilheimer Amtszeit der G7-Gipfel in Ellmau eine weitere große Herausforderung gewesen, die das knappe Personal umfangreich beschäftigt hatte. Zu den Aufgaben gehörten Wege- und Brückenbau, die Einrichtung von Sendemasten und Hubschrauberplätzen bis hin zum Einfangen von geschützten Eidechsen. Reichel ließ dazu durchblicken, dass damals die Sonderwünsche der US-Delegation alle Beteiligten auf Trab gehalten hätten.

Auch Fritsch will beim Straßenbau "Widerstände und Ängste sehr ernst nehmen". Er beklagte aber gleichzeitig, "dass das rechtliche Korsett von Natur-, Boden- und Wasserschutz immer enger wird". Für die kommenden zehn Jahre stünden in Weilheim Projekte im Umfang von 700 Millione Euro an. Fritsch hofft, dass sein Personal entsprechend aufgestockt werde - denn "alles kann man nicht an Dritte vergeben, vor allem Verantwortung kann man nicht vergeben".

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SZ vom 26.07.2017
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