Wandertipp:Waldeinsamkeit mit verwunschenem Weiher

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Eine Route führt bei Dietramszell zum kaum bekannten Augelweiher und zu einem der schönsten Ausblicke auf die Alpen

Von Arnold Zimprich, Dietramszell

Der östlich von Dietramszell gelegene Dietenhauser Wald ist einer der schönsten und einsamsten voralpinen Mischwälder im Landkreis. Gutes Orientierungsvermögen ist Voraussetzung für diese knapp sieben Kilometer lange Rundtour.

Start der Wanderrunde ist der altehrwürdige Gasthof Peiss im Dietramszeller Ortsteil Schönegg, der bereits in der fünften Generation geführt wird - eine traditionelle Dorfwirtschaft. Doch anstatt schon jetzt kulinarischen Verlockungen nachzugeben, folgt man als Wanderer kurz der Münchner Straße nach Norden, ehe man in die Hubergasse nach Osten einbiegt und anschließend über freie Wiesenflächen der kleinen Teerstraße nach Ried folgt, einem idyllischen Weiler nördlich von Dietramszell.

In der Ortsmitte wird schließlich halblinks in einen Feldweg eingebogen. Achtung: Nicht den Feldweg am östlichen Ortsausgang nehmen, der direkt Richtung Osten führt. Wanderer queren den Hinterhof eines großen Bauernanwesens und gehen schließlich entlang einer Weide mit Galloway-Rindern über das weite Ostner Feld auf den Rand des Dietenhauser Waldes zu.

Gute Kartenleser werden nun ihre Freude daran haben, dass es noch Ecken im Landkreis gibt, an denen der Orientierungssinn gefragt ist. Am Waldrand zweigt im 90-Grad-Winkel ein Feldweg zu einer meist mit Hackschnitzeln gefüllten Scheune ab, man hält sich jedoch an einer auffälligen Kreuzung erneut nur halblinks und wandert zunächst moderat, später steiler bergan in einen wunderbaren, von hohen Buchen geprägten Mischwald - ein gigantisches grünes Dach im Frühling, im Oktober ein herbstliches Farbwunder. Man kann nur ahnen, wie die Urwälder im Landkreis einst ausgesehen haben - auch wenn hier zahlreiche Forstarbeiten bereits ihre Spuren hinterlassen haben.

Der Augelweiher ist einer der verstecktesten Wasserflächen im Landkreis. (Foto: Arnold Zimprich)

Der Feldweg windet sich durch baumbewachsene, mitunter recht steil aufragende Hügel, die Drumlins, also glazial geprägte Rundhöcker, nicht unähnlich sind, verläuft durch zwei markante Mulden und erreicht schließlich einen knappen Kilometer nach Erreichen des Waldrands eine Kreuzung, an der scharf rechts abgebogen wird. Wer Glück hat, kann zu früher Stunde Rehe und anderes Wild sichten - das abgelegene Waldgebiet ist Rückzugsgebiet für viele Tiere.

Es geht nun einen halben Kilometer leicht ansteigend durch den Wald, ehe sich links der Augelweiher erspähen lässt - einer der verstecktesten Wasserflächen im Landkreis. Hobbyfotografen kommen hier voll auf ihre Kosten, der verwunschene Weiher bietet zu jeder Jahreszeit unzählige Fotomotive. Speziell in der Dämmerung, wenn das Licht sanft über die Seerosenblätter streicht, verströmt er eine magische Aura. Der Augelweiher verlandet allerdings von Süden, trotzdem ist die Wasserfläche noch beeindruckend groß und ein kleines Naturparadies inmitten tiefen Waldes.

Bei einer rund sieben Kilometer langen Wanderung durch den Dietenhauser Wald lässt sich der Weiher entdecken, ebenso wie eine Weide mit Galloway-Rindern, die entlang der Route liegt. (Foto: Arnold Zimprich)

Der folgende Streckenabschnitt ist der am schwierigsten auffindbare des gesamten Rundkurses, es sind kurz Pfadfinderfähigkeiten gefragt. Wer den Abstecher zum Augelweiher gemacht hat, folgt der ursprünglich eingeschlagenen Marschrichtung gen Süden. Man passiert auf einem Karrenweg eine markante, schlammige Senke, in der sich in niederschlagsreichen Zeiten meist ein kleiner Tümpel befindet und steigt nun in südlicher Richtung auf den bewaldeten "Gerstenberg", mit über 750 Metern eine der höchsten Erhebungen auf Dietramszeller Flur.

Noch vor Erreichen des markanten Mobilfunkmastens, der Wanderer nach dem Anblick des einsamen Weihers schlagartig in den modernen Alltag zurückholt, zweigt man nun auf einen wieder etwas markanteren Fahrweg nach Westen (rechts) ab. Achtung: Hier nicht zu früh abbiegen, erst etwa 150 Meter vor Erreichen des Mobilfunkmastens. Der Weg senkt sich bald wieder an den Waldrand und man folgt einer schwachen Tritt- und Fahrspur über freie Wiesen bis zu einer Waldinsel mit Baumhaus, von der sich einer der schönsten Landkreis-Ausblicke auf die Alpen öffnet - die exponierte Lage auf 750 Metern über den östlichen Ausläufern des Zellbachtals macht es möglich. Zeit zu verweilen und zu staunen - speziell der Blick auf die Berge rund um den Isarwinkel ist fantastisch.

Von der Waldinsel windet sich nun ein Feldweg hinab zum Dietramszeller Weiler Osten, den man durchwandert und schließlich auf den Fahrweg einbiegt, der die Verlängerung der Ostener Straße darstellt. Diese führt aussichtsreich zurück ins Dietramszeller Ortszentrum und zum Gasthof Peiss, wo sich nun hervorragend einkehren lässt.

© SZ vom 09.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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