Der Einzug des Herbstes mit den sich golden färbenden Baumkronen bildet zugleich den Höhepunkt der Wandersaison. Immer häufiger begleiten auch Hunde ihre Besitzer auf Touren in die Berge, was eine willkommene Abwechslung zum alltäglichen Gassigang bietet. Doch nicht jeder Vierbeiner eignet sich zum Wandern, und nicht jeder Wanderpfad ist für einen gemeinsamen Ausflug geeignet. Die richtige Vorbereitung ist also entscheidend.
„Ein Schoßhund wird sich natürlich eher weniger eignen.“
Karl Wammetsberger, ein erfahrener 76-jähriger Wanderer, ist mit seiner Hündin Sissi schon seit drei Jahren gemeinsam unterwegs. Er betont die Wichtigkeit der Vorbereitung: „Man muss sich schon vorher über die Eignung der Rasse informieren, ein Schoßhund wird sich natürlich eher weniger eignen.“ Hunde sollten ausgewachsen sein, bevor sie auf längere Wanderungen mitgenommen werden, sagt er. Das Wachstum werde nämlich bei zu großer körperlicher Anstrengung unter Umständen gestört. Bei kleinen Rassen dauere es, bis sie ausgewachsen sind, etwa ein Jahr, bei größeren sogar eineinhalb Jahre.
Die tierischen Reisebegleiter können jedoch nicht nur zu jung, sondern auch zu alt für eine Wanderung sein. Manche Rassen neigen im Alter zu Gelenkschmerzen, womit eine zusätzliche Belastung durch das Wandern nicht zu empfehlen ist.
Individuelle Ausdauer und Vorlieben
Nicht nur das Alter, sondern auch die individuelle Ausdauer und Vorlieben des Hundes spielen eine wichtige Rolle. Der Deutsche Alpenverein (DAV) empfiehlt, die Eignung des Hundes zunächst auf einfacheren Wanderwegen zu testen, bevor man sich an schwierigere Touren wagt.
Hundehalter, die eine längere Wanderung planen, sollten sich vorab über die geltenden Bestimmungen informieren. In Nationalparks und bestimmten Schutzgebieten gelten oft spezielle Regeln für Hunde. Auch bei der Übernachtung auf Berghütten ist eine vorherige Abklärung ratsam, betont ein Sprecher des DAV und verweist auf einen Beitrag zum Thema. Meistens seien Hunde nicht in den öffentlichen Schlafzimmern gestattet. In manchen Fällen lassen sich die Tiere allerdings in separaten Zimmern zum Schlafen unterbringen.
Tipps für erste Touren
Wer sich neu mit seinem Hund ins Gebirge wagen möchte, dem empfiehlt Wammetsberger einen Aufstieg auf den Blomberg nahe Bad Tölz. Dieser sei relativ leicht und beanspruche Zwei- und Vierbeiner nicht zu sehr. Unter seinen verschiedenen Wanderwegen eigne sich insbesondere der Waldweg, „der bei Hitze vor der Sonne schützt“. Als nächste Trainingseinheit eignet sich laut Wammetsberger beispielsweise eine oder mehrere Wanderungen auf den Sonntraten bei Lenggries. Die verschiedenen Wanderwege und primär der Aufstieg über den Klettersteig mit Stufen seien zu empfehlen. An Wochenenden sei allerdings mit einer großen Anzahl an Wanderern zu rechnen, warnt er. Wer sich gerne zusammen mit Hund auf eine begleitete Wandertour begeben möchte, kann bei der DAV-Sektion Tölz bei der „Wandergruppe mit Hund“ teilnehmen. Voraussetzung dafür ist eine Vereinsmitgliedschaft.
Egal, wie gehorsam der vierbeinige Begleiter ist, eine Leine ist auch beim Wandern Pflicht. „Der Hund muss an die Leine. Allein schon wegen des Viehs oder dem Kleinwild“, erklärt Wammetsberger. Auch andere Wanderer sollten nicht gestört werden. Insbesondere auf gefährlichen und engen Strecken sollte ein Hund in sicherer Nähe gehalten werden. Dabei sei ein Geschirr dem klassischen Halsband vorzuziehen. Falls der Hund gezogen werden müsse, sitze die Leine sicherer.
Vorsicht vor Kühen
Besondere Vorsicht ist beim Überqueren von Kuhweiden geboten. Wanderern wird grundsätzlich empfohlen, Abstand zu den Kühen zu halten und Ruhe zu bewahren. Der DAV warnt vor möglichen Angriffen von Mutterkühen zum Schutz ihrer Kälber. Deshalb sei es wichtig, den Hund vorher angeleint bei Fuß zu halten. Sobald jedoch eine Mutterkuh auf den Hund zukomme, sollte der Hund von der Leine genommen werden.

Zu beachten sind außerdem lokale Verordnungen, die auch abgesehen von Bergregionen gelten können. Auf Anfrage teilt die Pressestelle des Landratsamts Bad Tölz-Wolfratshausen etwa mit, „dass es im Wiesenbrütergebiet Loisach-Kochelsee-Moore während der Brut- und Aufzuchtzeit verboten ist, Hunde frei laufen zu lassen.“ Somit sind die Vierbeiner dort von dem 20. März bis dem 15. Juli immer an der Leine zu führen. Ähnliches gilt auch beim Naturschutzgebiet an der Isar – Ranger und Naturschutzwächter achten dort auf die Leinenpflicht. In Jagdgebieten sind Hunde auf keinen Fall frei laufen zu lassen. Bei Nichteinhaltung können Wanderer mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder einer Geldstrafe rechnen. „Darüber hinaus dürfen Jäger wildernde Hunde auch töten“, teilt die Stadt München in ihrem Merkblatt zu Betretungsverboten mit.
Impfungen
Neben der Beachtung der Leinenpflicht empfiehlt die Pressestelle des Landratsamts „dringend“ die Impfung gegen Tollwut. Diese sei zudem bei Reisen in Nachbarländer verpflichtend. Aber auch die Impfung gegen Staupe sei zu empfehlen, „da in den vergangenen Jahren immer wieder Todesfälle durch das Staupevirus bei Wildtieren wie Fuchs und Marder im Landkreis nachgewiesen wurden.“ Nach der „Leitlinie zur Impfung von Kleintieren“ sollten Hunde in Deutschland grundsätzlich nicht nur gegen Tollwut und Staupe, sondern auch gegen Parvovirose und Leptospirose geimpft werden.
Wasser, Nahrung, Erste Hilfe
Eine adäquate Ausrüstung ist zudem unerlässlich. Dazu gehören ausreichend Wasser und Futter, ein Erste-Hilfe-Set für Hunde und gegebenenfalls Hundeschuhe zum Schutz der Pfoten. Essen für eine Stärkung unterwegs ist nicht nur für die menschlichen Wanderer notwendig. Der DAV merkt an: „Wenn der Hund generell gut frisst, reicht das normale Futter“, mehr Energiezufuhr würde allerdings nicht schaden. Ebenso sei auf den regelmäßigen Wasserkonsum zu achten. Je nach Temperatur und Größe des Hundes sei in etwa ein Liter Wasser mitzunehmen. Auffaltbare Trinknäpfe würden sich eignen, um den Hund bei einer Pause etwas trinken zu lassen, so Wammetsberger. Zudem merkt er an: „Man muss sich vorher über den Berg informieren und schauen, ob Wasserquellen da sind. Dann kann man mal weniger mitnehmen.“
Kommt es zu Komplikationen, ist ein Erste-Hilfe-Set für Hunde ein Muss. Für solche Fälle gibt es spezielle Sets. Außerdem sollten Wanderer einen Erste-Hilfe-Kurs am Hund absolvieren und diesen vorher an etwaige Behandlungsmaßnahmen gewöhnen.
Wer sorgfältig plant und Rücksicht nimmt auf die Bedürfnisse des vierbeinigen Begleiters, für den kann eine Wanderung mit Hund folglich zu einem unvergesslichen Erlebnis für Mensch und Tier werden.
