Wandern abseits der Pfade:Auf den Aussichtsbalkon der Jachenau

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Die Benediktenwand oder die Staffel-Alm sind für Wanderer längst beliebte Gipfel- und Almziele. Doch in den Bergen im Tölzer Land gibt es darüber hinaus so manch lohnende Pfade und Hütten. Ein Geheimtipp ist zum Beispiel die Achala-Alm.

Von Arnold Zimprich, Jachenau

Für zahlreiche Gipfel- und Almziele ist die Jachenau, genauer gesagt Jachenau-Dorf, der Ausgangspunkt. Darunter sind die Benediktenwand oder die Staffel-Alm am Rabenkopf, in der sich der Maler Franz Marc mit einigen Wandmalereien verewigte. Neben den prominenten Nachbarn gehen allerdings weitere Destinationen gerne unter, obwohl sie nicht weniger lohnend sind - wie etwa die Achala-Alm, der Aussichtsbalkon der Jachenau.

Direkt am Ausgangspunkt, dem Parkplatz am Jachenauer Schützenhaus, mündet die Kleine in die Große Laine. Letztgenannte entwässert die Höhenzüge zwischen Rabenkopf und Benediktenwand nach Süden hin und bietet Zugang zu einer Almenvielfalt, wie man sie im Landkreis kein zweites Mal findet. Gleich hinter dem Steg über die Kleine Laine verschwindet der Pfad in dichtem Bergwald. Er verläuft entlang der Großen Laine, deren tief eingeschnittener, mäandrierender Lauf einen Eindruck davon gibt, wie eng Natur und Dorfleben in der Jachenau beieinanderliegen - aufgrund der Hochwassergefahr soll die Große Laine in den nächsten Jahren im Jachenauer Ortsbereich noch stärker reguliert werden.

Das Gipfelkreuz auf der Achala-Alm (Foto: Arnold Zimprich)

Bald am Steilhang, bald am Rande von Almflächen verlaufend, öffnet sich vom Weg aus der Blick auf den oberhalb von Jachenau gelegenen Weiler Berg, eine eigene kleine Welt für sich und ein erster Vorgeschmack auf die weit oberhalb der Talsohle liegenden Almflächen. Der Weg quert kleine Bachtälchen, folgt stets den für die Jachenau typischen, handgefertigten Wegweisern Richtung "Wasserfall". Deren Existenz ist allerdings bedroht, denn in den nächsten Jahren ist im Isarwinkel und seinen Seitentälern eine einheitlichere Wanderbeschilderung geplant. Kurzzeitig verläuft die Route über einen breiten Fahrweg, doch am Nordrand der Ascherwiese mit ihrem hölzernen Heustadel zweigt ein Karrenweg nach rechts ab in einen zauberhaften Bergwald. Grobe, abgewetzte Blöcke verweisen auf das Alter des Wegs, über den schon vor Jahrhunderten die Almbauern ihr Vieh in das Lainlbachtal getrieben haben müssen. Durch Niederungen gelangen Wanderer erneut an das Ufer der Großen Laine, folgen dem zwischen großen Kalkfelsen dahinplätschernden Bach und überschreiten ihn schließlich auf einem Steg. Wenig später erreicht der alte Karrenweg die Lainlbachstraße von der Berglalm her, die einem nach dem recht ruppigen Pfad ungewohnt komfortabel vorkommt. In enger werdenden Kurven windet sich das Tal nach Norden. Rechts steiler Hangwald, links die tief eingeschnittene Schlucht Richtung Rappinalm - plötzlich öffnet sich das Tal, die Lainlalm ist erreicht. Die Alm liegt da, "allwo doe Walchä in die groß Lain rinnet", mit diesem altdeutschen Zitat unbekannter Herkunft beschreibt die Wissensplattform agrarkulturerbe.de den Standort. Auf der Internetseite werden mehr als 1500 Almen in Oberbayern beschrieben.

Mit der gemächlichen Steigung ist es nun für Wanderer erst einmal vorbei, in steilen Kehren geht es den Hang empor. Die Abzweigung zur Walchenalm und zur Staffelalm sollte dann links liegen gelassen werden. Der Weg führt stattdessen über einen Fahrweg in Richtung Benediktenwand. In einer markanten Linkskurve zweigt schließlich ein unscheinbarer Weg nach links in den Hangwald ab. Ein Holzschild weist an dieser Stelle darauf hin, dass die Achala-Alm unbewirtschaftet ist. Nun ist es bald geschafft! Durch einen lichten Bergwald schlängelt sich der Pfad weiter den Bergrücken empor, ehe das letzte Stück eines Ziehwegs den Zutritt auf die weite Almlichte der Achala-Alm offenbart. Die erste Almhütte wird links, die zweite Hütte, etwas oberhalb gelegene, ebenfalls links liegen gelassen - es lohnt sich, noch wenige Meter zum bereits sichtbaren Kreuz nach oben zu steigen, die Brotzeit auszupacken und die Aussicht von diesem der Glaswand vorgelagerten Gipfelchen zu genießen.

Wegweiser zur Achala-Alm (Foto: Arnold Zimprich)

Der Rundumblick schweift von hier aus nicht nur über hohe Karwendelberge rund um die Östliche Karwendelspitze, sondern auch auf den Schafreuter, die Soierngruppe sowie den Herzogstand und den Heimgarten, die zwischen dem Jochberg und dem Rabenkopf hindurchblinzeln.

Der Almenforscher Gerhard Oelkers attestiert auf der Agrarkulturerbe-Internetseite der Achala-Alm, die mutmaßlich 1441 erstmals schriftlich erwähnt wurde, eine "köstliche Aussicht in Richtung Bichler Alm, Gopper Alm sowie Umliegendes" und eine "entzückende Atmosphäre". Dem ist auch im Jahre 2018 nichts hinzuzufügen. An heißen Sommertagen empfiehlt es sich, auf dem Rückweg von der Lainlalm einen zehnminütigen Abstecher zum Wasserfall an der Großen Laine und den ihn umgebenden Gumpen zu machen - Erfrischung ist hier garantiert.

Der Wasserfall an der Großen Laine (Foto: Arnold Zimprich)
© SZ vom 06.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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