StadtentwicklungRingen um die Tölzer Wandelhalle

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In der 1929 erbauten Wandelhalle, die seit Jahren meist leer steht, wünscht sich die Stadt eine Tagungsstätte mit Gastronomie.
In der 1929 erbauten Wandelhalle, die seit Jahren meist leer steht, wünscht sich die Stadt eine Tagungsstätte mit Gastronomie. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Stadt stellt einen neuen Bebauungsplan für das denkmalgeschützte Gebäude im Kurviertel auf. Sie wünscht sich eine Tagungsstätte mit Gastronomie. Die Jodquellen AG stemmt sich gegen dieses Ziel.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Gespräche zwischen der Stadt Bad Tölz und der Jodquellen AG verlaufen seit Jahren in der gleichen Art – sachlich bis freundlich im Ton, unnachgiebig in der Sache. An den gegensätzlichen Positionen hat sich nichts geändert: Im Rathaus wünscht man sich eine touristische Nutzung der Wandelhalle, des Jodquellenhofs und des Alpamare-Geländes im Badeteil, die Jod AG plant dort vor allem Wohnungsbau. Dies wurde auch deutlich bei den Einwänden zum Bebauungsplan „Wandelhalle – SO Veranstaltungs- und Tagungsstätte mit Gastronomie“, den der Stadtrat jetzt einstimmig beschlossen hat.

„Eine Wohnbebauung verhindert die Revitalisierung“ im Kern des Kurviertels

Anderthalb Jahre hat Bauamtsleiter Christian Fürstberger an dem Werk gebastelt, um die Ziele der Stadt juristisch möglichst wasserdicht zu bekommen. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hatte 2022 der Normenkontrollklage der Jod AG gegen den alten Bebauungsplan stattgegeben. Die Stadt musste deshalb einen neuen aufstellen. Der VGH Bayern habe festgehalten, dass ein einfacher Bebauungsplan für die Wandelhalle nicht genüge, teilte Fürstberger mit. Ansonsten habe das Gericht keine Aussage getroffen, ob die Wandelhalle im Innen- oder im Außenbereich liege – „das bleibt offen“. Im Nukleus des Kurviertels wolle die Stadt „keine Wohnbebauung und keine touristische 08/15-Nutzung“, sondern eben eine Veranstaltungs- und Tagungsstätte mit Gastronomie, betonte der Bauamtschef. „Eine Wohnbebauung verhindert die Revitalisierung.“

Das Kurhaus, das erweitert werden soll, bekäme Konkurrenz durch eine Tagungsstätte in der nahen Wandelhalle, argumentiert die Jod AG.
Das Kurhaus, das erweitert werden soll, bekäme Konkurrenz durch eine Tagungsstätte in der nahen Wandelhalle, argumentiert die Jod AG. (Foto: Manfred Neubauer)

Während der Auslegung des Plans meldete sich vor allem die Jod AG zu Wort. Sie sieht unter anderem ihr Baurecht beschränkt, apostrophiert eine Tagungsstätte in der Wandelhalle als unwirtschaftlich und als unnötige Konkurrenz zum nahen Kurhaus, warnt vor unzumutbarem Lärm durch den zusätzlichen Verkehr, vor allem in der Nacht. Außerdem moniert die Eigentümerin, dass die Seminargäste kein zeitgemäßes Hotel in Tölz fänden, eine Tiefgarage nötig wäre, die Wandelhalle nur schlecht mit dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen sei. Darüber hinaus wiederholt die Jod AG ihre Ansicht, dass Bad Tölz kein Tourismusort sei. Kontrovers ist auch die Haltung zum benachbarten Herderpark: Während die Stadt der Grünfläche eine „hohe gartenbauliche Qualität“ zuspricht, stellt sie für die Eigentümerin „weder ein Gartenbau- noch ein Bodendenkmal“ dar. Was die Kritik an der Tagungsstätte betrifft, teilte Fürstberger mit, dass die Stadt ein umfangreiches Lärmgutachten habe erstellen lassen, die Zahl der Parkplätze sei laut Stellplatzsatzung ausreichend.

„Kann sein, dass der Eigentümer da sehr hoch pokert“

Die Absicht der Jod AG, Wohnungen in die Wandelhalle einzubauen, hält Christoph Botzenhart (CSU) für kühn. Er verwies darauf, dass das Gebäude unter Denkmalschutz steht. Der Charakter einer Halle ginge verloren, würden darin Wohnungen geschaffen. „Kann sein, dass der Eigentümer da sehr hoch pokert.“ Die Jod AG habe über Jahrzehnte Herausragendes für Bad Tölz geleistet, sagte Botzenhart. Vielleicht könne der Appell helfen, „sich dieses herausragenden Erbes bewusst zu werden“. Für Michael Lindmair (FWG) steht der neue Bebauungsplan „für eine Entwicklung, nicht gegen eine Entwicklung“. Damit habe man Vorarbeit geleistet und geprüft, was auf dem Areal möglich sei, sagte er. „Die Stadt zeigt ihren Planungswillen, wenn auch abstrakt.“

Von einer Veranstaltungsstätte in der Wandelhalle zeigte sich Gabriele Frei (CSU) alles andere als überzeugt. Das sei nicht wirklich sinnvoll, weil das Kurhaus erweitert werde und eine ähnliche Nutzung auch auf dem Moralt-Areal vorgesehen sei, sagte sie. „Aber ich will auch nicht Wohnungsbau dort haben.“ Vielleicht gebe es einen dritten und einvernehmlichen Weg, so Frei. Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) erwiderte, wenn es sich um eine „sinnvolle und durchführbare Planung“ handle, sei er für Freis Vorschläge offen. „Wohin Wohnen, Wohnen, Wohnen führt, haben wir im Badeteil in den letzten Jahren gemerkt.“ Für Peter von der Wippel (FWG) sind Gespräche mit der Jod AG unnütz. Ihr gehe es schlicht um „Maximalrendite“, meinte er.

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