Als es im März 2017 in der Pupplinger Au intensiv zu brennen beginnt, ist es für die Jahreszeit bereits lange viel zu warm und trocken gewesen. Daher bieten das im Naturschutzgebiet vielfach herumliegende Totholz und Gestrüpp sowie das alte, ausgedörrte Vorjahresgras am Boden dem Feuer ideale Nährbedingungen. Die in der Pupplinger Au charakteristischen, wegen der Trockenperiode besonders ausgedörrten Kiefern, gehen somit umso leichter in Flammen auf.
Im März 2017 brannten in der Pupplinger Au 6,5 Hektar Fläche
„Das war schon gewaltig“, erinnert sich Markus Glasauer, der damals stellvertretender Kommandant der primär zuständigen Ergertshauser Feuerwehr war. Bis zu 15 Meter hoch schlagen die Flammen im Brandzentrum. Hitze und Rauch setzen ihm und den vielen Einsatzkräften der umliegenden, ebenfalls alarmierten Feuerwehren zu. Fünf, sechs Stunden brauchen sie, um den Brand an diesem Tag einzudämmen. Auf der rechten Isarseite auf Höhe von Geretsried sind auf 0,5 Hektar sämtliche Bäume kaputt. Im Umkreis von sechs Hektar weiter außen ist sämtliches Gras verkohlt. Der wohl größte Waldbrand in der Pupplinger Au ist damit beendet.

Knapp acht Jahre später sitzt Glasauer – nun Kommandant der Ergertshauser Feuerwehr – gemeinsam mit Robert Nörr, der als Förster der Bayerischen Forstverwaltung für den Wald in den Kommunen Wolfratshausen, Icking und Egling zuständig ist, im Gerätehaus zusammen. Währenddessen haben in den Vereinigten Staaten bereits seit Wochen verheerende Waldbrände bei Los Angeles viele tausend Häuser zerstört. Menschen sind gestorben. Ob so etwas in der Region auch möglich wäre?
„Hitze und Trockenheit nehmen auch bei uns zu“, sagt Nörr. „Das Waldbrandrisiko steigt dadurch.“ Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen seien gerade Gebiete wie die Pupplinger Au mit ihren generell trockenen Böden und die grasbewachsenen Südhänge im Gebirge besonders brandgefährdet. Wenn es wenig Niederschlag habe und der Schnee an den Südhängen getaut oder abgerutscht sei, liege das alte Gras aus dem Vorjahr offen und trockene unter Sonneneinstrahlung aus, so Nörr. Daher sei die Waldbrandgefahr im Spätwinter sowie beginnenden Frühjahr im Landkreis am größten. Gleichzeitig seien Nadelbäume wie Kiefern und Fichten feuergefährdeter als Laubbäume.

Vor so riesigen verheerenden Waldbränden wie etwa in der Region um die US-Metropole Los Angeles muss sich laut Nörr deshalb aber niemand im Voralpenland fürchten. Generell hätten die Anzahl und die dadurch zerstörte Fläche im Freistaat auf lange Sicht sogar abgenommen, so der Förster. „Früher hat der Funkenflug von Dampfloks viele Waldbrände verursacht.“ Zudem habe sich die Technik, um Feuer frühzeitig zu erkennen und einzudämmen verbessert. Heutzutage gebe es Drohnenflüge und Luftraumüberwachung in risikoreicheren Wetterperioden. Zugleich meldeten Menschen direkt mittels ihres Smartphones, wenn irgendwo Rauchschaden zu sehen sei, so Nörr.
Das bestätigt der Ergertshauser Feuerwehrkommandant Glasauer. „Mein Eindruck ist, dass gerade auch Kinder und Jugendliche sehr sensibilisiert sind“, sagt er. Wer Auffälliges bemerke, solle am besten sofort die Notrufnummer 112 wählen. Mit seinen Einsatzkräften rücke er lieber einmal mehr aus, als tatsächlich nötig sei, so Glasauer.
Mischwälder mit mehr Laubbäumen sind laut Förster Nörr resilienter vor Bränden
Angesichts rückläufiger Tendenzen bei der Zahl der Waldbrände im Freistaat wird es trotzdem entscheidend sein, präventiv zu handeln. „Mischwald ist dafür einer der wichtigsten Punkte“, sagt Förster Nörr. Denn dadurch würden die Wälder wesentlich brandresistenter als etwa die reinen Nadel-Fichten-Monokulturen früherer Jahrzehnte. Dafür müsse der Wald umgebaut werden, was seit fünf Jahrzehnten bereits erfolgreich praktiziert werde. „Wir haben Stand 2022 im Freistaat 400000 Hektar mehr Laubwald als 1971“, so Nörr. Der Laubholzanteil habe sich zwischen 1971 und 2022 von 22 auf 38 Prozent erhöht. Bei jungen Bäumen liege der Laubholzanteil inzwischen bei 59 Prozent. Komme es dennoch zum Ernstfall, sei ein gut ausgebautes Wegenetz wichtig, um Brandorte besser erreichen zu können. Das ist etwa in steilen Gebirgslagen oder der Pupplinger Au herausfordernd.

Brennt es im Naturschutzgebiet an der Isar, ist es für die Einsatzkräfte der Feuerwehr bereits herausfordernd, an genügend Löschwasser zu kommen. Um Schritt für Schritt reibungslos agieren zu können, hat ein Arbeitskreis der Ergertshauser Feuerwehr Leitlinien zur Vegetationsbrandbekämpfung formuliert. Glasauer spricht etwa davon, dass bei größeren Feuern in der Pupplinger Au etwa immer die Wolfratshauser Bergwacht mitalarmiert werden solle. Auf den Einsatztragen, die normalerweise zur Bergung von Menschen verwendet würden, könnten Pumpen und Schlauchmaterial über die schmalen Pfade gut zur Isar transportiert werden. Von dort könne dann das Schlauchnetz für das Löschwasser aufgebaut werden.
Gleichzeitig ist in dem Arbeitspapier zur Vegetationsbekämpfung die Ausrüstung festgehalten. Um Brände zu bekämpfen, greift die Feuerwehr etwa auf Löschrucksäcke mit 25 bis 30 Liter Fassungsvermögen zurück. Durch das Wasser lassen sich Bodenbrände gut eindämmen. Gleichzeitig arbeiten die Einsatzkräfte im Team mit Feuerpatschen und Multifunktionswerkzeugen, um die Flammen zu ersticken.
Brandpräventiv zu agieren, ist allerdings teilweise schwierig. Gegen den Naturschutz spreche etwa in der Pupplinger Au Totholz, zu entfernen, so Nörr. Generell sei dort der Kiefernwald gefährdet, weil Borkenkäfer und ein Pilz immer mehr Bäume befielen und absterben ließen.
Nur vier Prozent der Brände in der Natur sind in Bayern durch Blitzschlag entstanden
Zuletzt spielt bei Bränden der Faktor Mensch eine entscheidende Rolle. Laut Statistiken des bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten für die Periode von 2005 bis 2020 begannen nur vier Prozent der Feuer durch Blitzeinschlag. Etwa ein Drittel der Brände verursachten nachweisbar Menschen, beispielsweise als Lagerfeuer außer Kontrolle gerieten. Auch weggeworfene, Zigarettenkippen oder Glasscherben können zu Feuern führen. 62 Prozent der Brände seien sehr wahrscheinlich durch Menschen verursacht, so Nörr. „Die Natur ist fast nicht beteiligt.“

Beispielhaft dafür könnte im Landkreis etwa der Großbrand an Silvester 2016 am Jochberg stehen. Zwei Männer waren zu einem Felsvorsprung aufgestiegen, zündeten ein Lagerfeuer an, das außer Kontrolle geriet. Hundert Hektar Wald waren anschließend zerstört. Beide Männer standen später vor Gericht, mussten Geldstrafen zahlen. Für einen Brand im Schutzwald am Falkenberg beim Sylvensteinspeicher von November 2011 blieb die Ursache ungeklärt. 14 Hektar waren betroffen. Zumindest war aber eine lange Trockenperiode vorausgegangen.