Freistaat statt Uniper:Walchenseekraftwerk soll in staatliche Hand

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Das 1924 gebaute Walchenseekraftwerk wird seit sechs Jahren vom Uniper-Konzern betrieben. Die wasserrechtliche Konzession läuft am 30. September 2030 aus. (Foto: Manfred Neubauer)

14 Umweltverbände und Vereine fordern einen Betreiberwechsel, wenn die Konzession 2030 neu vergeben wird. Davon versprechen sie sich ökologische Verbesserungen und Sicherheit in der Energieversorgung.

Von Klaus Schieder, Kochel am See

Knapp acht Jahre noch, dann wird die Konzession für das Walchenseekraftwerk neu vergeben. 14 Umweltverbände und Vereine haben sich jetzt zusammengeschlossen und fordern, dass der Freistaat von 2030 an den Betrieb für das 1924 gebaute Speicherkraftwerk übernimmt. Seit 2016 gehört die Anlage der Uniper GmbH. Durch die Abkehr von einem Privatunternehmen erhofft sich das Bündnis ökologische Verbesserungen für die letzte Wildflusslandschaft in Deutschland und zugleich auch Sicherheit für die Energieversorgung.

"Liegt die Energieversorgung in staatlicher Hand, hat der Staat Kontrolle über diese kritische Infrastruktur", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Die geplante Übernahme müsse auch als Chance genutzt werden, Wasserkraft naturverträglicher als bisher zu betreiben. Im Mittelpunkt stünden dabei Fragen zum ökologischen Zustand der Isar und anderer Zuflüsse zum Walchensee. Das Bündnis unterstützt den Vorstoß des bayerischen Umweltministers Thorsten Glauber (Freie Wähler) und der Grünen-Fraktion im Landtag, die Uniper-Wasserkraftwerke durch den Freistaat Bayern zu übernehmen.

Die Konzessionen für das Walchenseekraftwerk-System, wozu auch die Isar- und Rißbach-Überleitungen in den See gehören, laufen zum 30. September 2030 aus. In den nächsten Jahren sollen die Grundlagen für das anstehende Wasserrechtsverfahren geschaffen werden. "Die Umweltverbände und Vereine sehen durch die Übernahme des Freistaats eine erhebliche Chance, notwendige Verbesserungen für die Natur zu erreichen", heißt es in der Stellungnahme. Die Obere Isar samt der Auenlandschaft an ihren Ufern zwischen Mittenwald und Sylvensteinspeicher sei die letzte verzweigte Wildflusslandschaft in Deutschland. Sie ist als Naturschutzgebiet sowie als Natura-2000-Gebiet geschützt. Die deutschlandweit einzigen größeren Vorkommen der europaweit geschützten Lebensraumtypen "Alpine Flüsse mit krautiger Ufervegetation" und "Alpine Flüsse mit Ufergehölzen von Deutscher Tamariske" sowie mehr als 200 Arten, die auf der Roten Liste stehen, verdeutlichten dies.

Im wasserrechtlichen Verfahren müssten die Synergien zwischen der Wasserrahmen-Richtlinie und den Naturschutz-Richtlinien von Natura 2000 (FFH- und Vogelschutzrichtlinie) verstärkt genutzt werden, fordern die Umweltverbände und Vereine. Dies werde auch von der Europäischen Kommission so empfohlen. In diesem Zusammenhang verweist das Bündnis auf die in der FFH-Richtlinie vorgeschriebene "Verbesserung der ökologischen Kohärenz" von Natura 2000, "für die Flüsse mit ihrer Vernetzungsfunktion wesentlich sind". Der Bedarf an erneuerbaren Energien mit Blick auf den Klimaschutz erkenne man an, allerdings seien naturschutzfachliche Aspekte in einer künftigen Konzession "wesentlich stärker als bisher zu berücksichtigen", heißt es in dem gemeinsamen Statement.

Vor Kurzem hatten sich Vertreterinnen und Vertreter der 14 Organisationen am Rißbach mit Abgesandten des bayerischen Umweltministeriums, der Regierung von Oberbayern, der Landratsämter Garmisch-Partenkirchen und Bad Tölz-Wolfratshausen sowie des Wasserwirtschaftsamts Weilheim getroffen, um sich über die geplanten Untersuchungen der Behörden auszutauschen. Themen waren unter anderem eine Überarbeitung des Natura-2000-Managementplans und Abflussversuche, in denen auch das Flussgeschiebe untersucht werden soll. Das Bündnis sei froh, die Neukonzessionierung des Walchenseekraftwerk-Systems aktiv begleiten zu können, erklärt Fabian Unger vom Landesbund für Vogelschutz (LBV). Auch in den für das Verfahren gegründeten Arbeitskreisen der Behörden wolle man weiterhin mitarbeiten, vor allem in den Bereichen Naturschutz sowie Abfluss- und Geschiebemanagement.

Das Bündnis bilden der Bayerische Kanuverband, Bund Naturschutz, Bürgervereinigung Forum Walchensee, CIPRA Deutschland, Deutscher Alpenverein, Isarallianz, Isartalverein, LBV, Landesfischereiverband Bayern, Diskussionsforum für Entwicklungsfragen, NaturFreunde Deutschlands, Verein "Rettet die Isar jetzt", Verein zum Schutz der Bergwelt und WWF Deutschland.

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