Ökostrom in Bayern:Stadtwerke München wollen Walchenseekraftwerk übernehmen

Ökostrom in Bayern: Im Walchenseekraftwerk werden derzeit gut 300 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugt.

Im Walchenseekraftwerk werden derzeit gut 300 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugt.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Münchner Energieversorger hat dafür ein Konsortium aus kleineren Stadtwerken um sich geschart - darunter auch die aus Tölz, Geretsried und Wolfratshausen. Welche Folgen das für die Isar haben könnte.

Von Florian Zick

Bislang war es nur ein Gerücht, doch nun ist es offiziell: Die Stadtwerke München (SWM) wollen das Walchenseekraftwerk übernehmen. Dafür hat das Kommunalunternehmen, mittlerweile einer der größten Energieversorger in Deutschland, eine Gruppe aus kleineren Stadt- und Gemeindewerken um sich geschart. Vor wenigen Tagen wurden die Vertragspapiere für dieses Konsortium unterschrieben. "Die Gründung der Interessengemeinschaft ist ein wichtiger Schritt für die Re-Regionalisierung des Walchenseekraftwerks", sagt Helge-Uve Braun, der Technik-Chef der SWM. Denn im Wettstreit um den künftigen Betrieb des Wasserkraftwerks brauche ein Kommunalbetrieb alleine gar nicht erst gegen die großen Energiekonzerne antreten, so Braun - "das wäre für uns allein übrigens auch nicht in Frage gekommen".

Das Kraftwerk wird momentan noch betrieben von der früheren Eon-Tochter Uniper, die jetzt dem finnischen Energieriesen Fortum gehört. Im Jahr 2030 läuft allerdings die sogenannte wasserrechtliche Genehmigung aus. Für die Zeit danach kann der Freistaat Bayern den Betrieb des Walchenseekraftwerks neu vergeben. Und vor allem Umweltorganisationen und Fischereiverbände drängen darauf, das auch zu tun. Denn um die Leistung des Kraftwerks hoch zu halten, wird der Isar momentan sehr viel Wasser entzogen - wodurch das Flussbett südlich vom Walchensee mitunter sogar trocken fällt. Bei einer Neuausschreibung sollen deshalb ökologische Kriterien stärker gewichtet werden.

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass der Betrieb des Wasserkraftwerks an die Bedingung gekoppelt sein wird, dass in den Zuflüssen des Walchensees künftig mehr Restwasser verbleibt. Dann können womöglich nicht mehr wie derzeit gut 300 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugt werden. Bei dem Übernahmekonsortium um die Münchner Stadtwerke ist man allerdings zuversichtlich, diese Verluste abfangen zu können. Man dürfe sich die Chance jedenfalls nicht entgehen lassen, "das Kraftwerk zurück in oberbayerische Verantwortung zu führen", sagt Matthias Pöll, der Geschäftsführer der Karwendel Energie und Wasser GmbH in Mittenwald, den die Interessensgemeinschaft als ihren Sprecher auserkoren hat.

Neben dem Mittenwalder Energieunternehmen gehören dem Konsortium noch einige andere Betriebe aus dem Isarwinkel, dem oberen Isartal und aus dem Loisachtal an: die Stadtwerke aus Bad Tölz, Geretsried, Wolfratshausen und Penzberg, dazu die Gemeindewerke Garmisch-Partenkirchen und Murnau. Zusammen bilden sie eine "kommunal verwurzelte Allianz", wie sich das Bündnis selbst beschreibt.

Uniper hat nach außen hin zuletzt noch recht gelassen auf die aufkommende Konkurrenz reagiert. Das Unternehmen verweist dabei vor allem auf die komplizierten Produktionsbedingungen, unter denen am Walchensee Ökostrom erzeugt wird. Zum Kraftwerkskomplex gehören nämlich insgesamt drei Seen sowie zehn Flüsse und Bäche. Die dortigen Anlagen müssten allesamt gepflegt werden, so Uniper. Gerade für einen Verbund an Betreibern sei das keine leichte Aufgabe.

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