Beliebtes Ausflugsziel in den Alpen:Walchensee bleibt ohne Mülleimer

Walchensee

Spiegelblankes Idyll: Damit der Walchensee auch am Ufer sauber bleibt, soll es dort weiterhin keine öffentlichen Mülleimer geben. Diese würden die Menschen verleiten, sie zu missbrauchen, so die Argumentation.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die Gemeinde Kochel steht zu ihrem Konzept, im Landschaftsschutzgebiet auf Abfallbehälter zu verzichten. Dass diese nur zu mehr ungewünschtem Unrat führen würden, ist auch die Erfahrung der Naturschutzbehörde.

Von Petra Schneider

Dem Müllproblem am Walchensee will die Gemeinde Kochel weiterhin mit einer konsequenten Vermeidung von Mülleimern begegnen. In Übereinstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt setzt man stattdessen auf Information und Sensibilisierung. Denn, so die Argumentation, Mülleimer führten erfahrungsgemäß nur zu mehr Müll, weil die Leute die aufgestellten Behälter oftmals missbrauchten und dort ihren Hausmüll oder sogar ausgediente Elektrogeräte entsorgten.

Seit mehr als 20 Jahren fährt man in den Erholungsgebieten im Landkreis und an den Parkbuchten der Kreis- und Bundesstraßen diese Strategie. Daran möchte man festhalten. "Auch wenn bei manchen Erholungssuchenden - Gästen wie Einheimischen - der Erziehungseffekt noch nicht eingetreten ist", wie Franz Steger, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt auf eine Anfrage von Bürgermeister Thomas Holz (CSU) mitgeteilt hat. In den Schutzgebieten an Isar und Walchensee sammelten die Naturschutz-Ranger Müll und entsorgten ihn in "versteckt aufgestellten Müllcontainern" oder direkt in der Deponie. Diese Entsorgungskosten würden aus dem Naturschutzbudget oder aus Mitteln für "wilde Müllablagerungen" gezahlt. Bürgermeister Holz sprach sich am Dienstag im Gemeinderat dafür aus, von dieser Linie nicht abzuweichen, weil man in über zwei Jahrzehnten "gute Erfahrungen" gemacht habe. Laut Holz ist der Müll, den Bauhofmitarbeiter fast täglich am Walchensee sammeln und den die Gemeinde kostenpflichtig entfernen muss, "nicht mehr, sondern weniger geworden." Auch wenn es nach wie vor "Unbelehrbare" gebe, die verantwortungslos mit Natur und Landschaft umgingen.

Zur Illustration hatte Holz Fotos mitgebracht, die mit Unrat überfüllte Hundetoiletten zeigten. Weil einige Bürgerinnen und Bürger nachgefragt hätten, ob nicht doch auch Mülleimer am Walchensee aufgestellt werden könnten, habe er sich Anfang Juli an die Untere Naturschutzbehörde gewandt, sagte der Bürgermeister. Dort setzt man weiter auf Aufklärung und Sensibilisierung, man wolle sich aber gerne "über weiter erforderliche Maßnahmen abstimmen", heißt es in dem Schreiben. In der laufenden Kampagne "Naturschutz beginnt mit dir", die "weit über die Landkreisgrenzen" hinaus auf großes Interesse stoße, werde das Thema Müll besonders aufgegriffen, sagte Holz. Außerdem überlege man gemeinsam mit dem Landratsamt, die Pressekampagne wieder aufzugreifen, die vor 20 Jahren den Abbau der Mülleimer begleitet hatte. Auf den damaligen Schildern war ein längerer Text und eine Illustration von Ernst Hürlimann zu sehen, auf der ein Paar auf einer Picknickdecke inmitten von Abfällen liegt.

Ob Schilder und Kampagnen alleine das Problem lösen, stellte Klaus Barthel (SPD) infrage, der als Einziger dagegen stimmte, an der langjährigen Strategie festzuhalten. Barthel bezweifelte, dass man "nur gute Erfahrungen" gemacht habe; die von Holz präsentierten Fotos sprächen doch eine andere Sprache. Die Zahl der Tagestouristen sei in den vergangenen 20 Jahren enorm gewachsen. Außerdem müssten Besucher künftig Parkplatzgebühren plus Kurbeitrag zahlen. Wer zahle, fühle sich womöglich berechtigt, der Gemeinde den Müll zu hinterlassen. Barthel schlug vor, an bestimmten Stellen versuchsweise kleine Müllbehälter aufzustellen. Andere Gemeinden machten das doch auch. "Sie behaupten schon wieder was, was nicht stimmt", schimpfte Holz. In Landschaftsschutzgebieten würden keine Abfallbehälter aufgestellt; deshalb werde der Müll insgesamt weniger. Und die Gebühren zahlten die Leute ja nur für das Parken. Markus Greiner (Junge Liste) schlug vor, die Vermüllung drastisch in Form von Schockbildern zu zeigen, um die Leute aufzurütteln.

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