Ausflugsziel Walchensee:Schranke gegen den Über-Tourismus

Ausflugsziel Walchensee: Der Walchensee - hier vom Herzogstand aus gesehen - ist ein beliebtes Ausflugsziel. Um Überfüllungen wie in der Vergangenheit zu vermeiden, fällt nun eine Schranke an der Süduferstraße nach 1000 Autos.

Der Walchensee - hier vom Herzogstand aus gesehen - ist ein beliebtes Ausflugsziel. Um Überfüllungen wie in der Vergangenheit zu vermeiden, fällt nun eine Schranke an der Süduferstraße nach 1000 Autos.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Nach 1000 Autos wird neuerdings die Süduferstraße des Walchensees gesperrt, um eine Überfüllung zu vermeiden.

Von Petra Schneider, Kochel am See

Die chaotische Situation im ersten Corona-Sommer 2020, als Ausflügler und Urlauber den Walchensee überrannt hatten, hat sich im vergangenen Jahr nicht wiederholt. Das Wetter sei nicht so gut gewesen, der Wind oft frisch, sagt der Jachenauer Bürgermeister Klaus Rauchenberger (FWG). Wie auch immer das Wetter in diesem Sommer wird - man hat sich gewappnet, damit nicht wieder "gemeingefährliche Situationen wie vor zwei Jahren eintreten", sagt Rauchenberger. Damals hätten zum Teil über 3000 Autos das Landschaftsschutzgebiet an der Süduferstraße verstopft und so zugeparkt, dass Rettungswagen keine Chance gehabt hätten, durchzukommen. Damit sich das nicht wiederholt, ist seit Kurzem eine Schranke in Betrieb, die runter geht, wenn sich im Bereich zwischen Niedernach und Einsiedl 1000 Autos befinden; dann sind die vorhandenen Parkplätze belegt und die Gemeinde Jachenau kann als zuständige Verkehrssicherungsbehörde die Sperrung anordnen. Eine Durchfahrt über die Mautstraße ist dann nicht mehr möglich, Besucher können auf den Ausweichparkplätzen in Niedernach und Einsiedl parken.

Fast zwei Drittel der Besucher kommen laut Rauchenberger aus Richtung Wallgau oder vom Kesselberg an den Walchensee; wenn die Schranke in Einsiedl dicht ist, könnten sie auf andere Parkplätze ausweichen. Wer von der Jachenauer Seite aus kommt, befindet sich dann quasi in einer Sackgasse. Damit Besucher frühzeitig über die Verkehrssituation informiert werden können, sollen elektronische Wechselschilder anzeigen, wenn die Parkplätze am Südufer zu 90 Prozent belegt sind. Angedacht sind Hinweistafeln an der Bretonenbrücke in Lenggries/Wegscheid und an der B 12 auf Höhe Betonwerk Willibald, sagt Rauchenberger. An der B 12 gebe es allerdings keinen Stromanschluss; und weil die Anzeigentafeln auch im Winter für die Lawinenwarnung genutzt werden sollen, seien PV-Module nicht möglich, weil eine kontinuierliche Stromversorgung der Anzeigenanlagen auch im Winter nötig sei. "Da werden die Kosten noch steigen", fürchtet Rauchenberger.

Seine Gemeinde ist freilich nicht zuständig; die Süduferstraße ist im Besitz des Freistaats, der auch die Kosten für die Mautstationen trägt. Die Mautposten müssen auch bei geschlossener Schranke vor Ort bleiben, damit sie Rettungsdienste, Anwohner, Handwerker oder Schwangere passieren lassen, die in die Garmischer Klinik wollen. Für den Unterhalt der Parkplätze ist die Gemeinde zuständig, weil die Staatsforsten diese an die Jachenau und andere Ausflugsgemeinden verpachtet haben, die auch die Parkgebühren festlegen. Aktuell gibt es an der Süduferstraße 19 Parkflächen, davon vier für Wohnmobile, mit Platz für insgesamt 1000 Fahrzeuge. Die Maut kostet fünf Euro, das Tagesticket ebenfalls. Für Wohnmobile werden zehn Euro pro Tag fällig. Auch ein Zweistunden-Ticket für Autos gibt es, das zwei Euro kostet. Ein Tageskurbeitrag für Ausflügler wird auf der Jachenauer Seite des Walchensees nicht erhoben. Wie sich die Schrankenlösung bewährt werde nach der Sommersaison bewertet, sagt Rauchenberger. Auch die Grenzzahl 1000 sei nicht in Stein gemeißelt.

Der Bürgermeister ist jedenfalls froh, dass es die Schranke nun gibt. "Denn wir als Gemeinde stehen in der Verantwortung, wenn was passiert, weil der Rettungsdienst nicht mehr durchkommt."

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