Süddeutsche Zeitung

Wahlkampf in Wolfratshausen:Niebler und der Hanf

Bei der Europalounge der CSU mischt ein Eurasburger Landwirt die Runde mit einem ungewöhnlichen Anliegen auf

Von Veronika Ellecosta, Wolfratshausen

Hanf ist eigentlich kein CSU-Thema - und es sollte bei der Europalounge der Partei in der Flößerei auch keines werden. Walter Mauk aber, Landwirt aus Eurasburg, sieht das anders. Zu Beginn der Fragerunde steht er deshalb auf und überreicht Angelika Niebler, die bei der anstehenden Europawahl am Sonntag auf Platz zwei der CSU-Liste antritt, ein Buch über Hanf. "Wir vermüllen zusehends die Meere, dabei könnten wir Hanf doch so vielseitig nutzen", sagt er.

Die anwesenden CSU-Mitglieder sind perplex, lächeln über ihre Verwunderung aber einfach hinweg. Bei dem ansonsten so gut durchorganisierten Themenabend - zum Entree gibt's Britney Spears und CSU-blaues Licht - war man nicht auf das Thema gefasst. Die Moderatorin Susanne Thomas, Chefin der Wolfratshauser CSU, ist die erste, die reagiert. "Super, vielen Dank", sagt sie - und geht zur nächsten Frage über.

Über Hanf will man bei der CSU an diesem Abend offenbar lieber nicht reden. Dabei ist das eigentlich ein richtig gutes Europathema. Mehr als 50 zertifizierte Hanfsorten gibt es in der EU mittlerweile, allesamt zugelassen für den Nutzanbau. Es geht bei Hanf also nicht immer nur um Hasch und Marihuana. Für die CSU stehen in der Flößerei allerdings andere Themen im Vordergrund.

Angelika Niebler hatte am Nachmittag noch den Erinnerungsort Badehaus in Waldram besichtigt. Ein friedliches und geeintes Europa ist deshalb die Einleitung und der Grundtenor der Veranstaltung. Wenn Niebler über ihre Arbeit in Brüssel spricht, bleibt sie allerdings recht allgemein und vage. Die Zusammenarbeit mit anderen Staaten im Europaparlament nennt sie bereichernd, den Brexit eine vor einiger Zeit noch unvorstellbare Wende. Die Atmosphäre ist entspannt bei Aperol Sprizz - was im Kontrast steht zu den mahnenden Worten zur Europawahl als Schicksalswahl. Schließlich gehe es da auch um die Gefahr der Populisten von rechts und links und um den "Migrationsdruck, wenn die Bevölkerung in Afrika sich so weiterentwickelt", so Niebler.

Die Europakandidatin streift kurz die Themen Sicherheit in Europa - dabei spricht sie sich für enge Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten aus - und die Klimakrise, der sie auf globaler Ebene begegnen will, wie sie sagt. Sehr bald wird die Fragerunde eröffnet, bei der dann der Eurasburger Landwirt Walter Mauk seinen großen Hanf-Auftritt hat. "Wir müssen anders leben, nicht immer nur Wachstum anstreben. Sonst wachsen wir uns noch zu Tode", sagt er. Mauk fordert: "Die CSU muss mehr für die Umwelt tun und nicht so industriehörig sein." Deshalb habe er das Buch über Hanf bei der Europalounge an Angelika Niebler übergeben, erklärt er tags darauf am Telefon. Mauk ist überzeugt, dass man mit Hanf ökologischer arbeiten und die Umwelt schonen kann. Angelika Niebler, da ist er sich sicher, werde sich bestimmt mit dem Buch befassen.

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Quelle:
SZ vom 23.05.2019
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