Wadlhauser Gräben:Streit über Windkraft spitzt sich zu

Auf einer Informationsveranstaltung kritisieren Bürger den Plan, Rotoren in den Wadlhauser Gräben zu errichten - und pfeifen die Verantwortlichen sogar aus.

Isabel Meixner

Der Ton zwischen Befürwortern und Gegnern von Windkraftanlagen in den Wadlhauser Gräben wird rauer. Bei einer Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative "Verein zum Schutz der Wadlhauser Gräben" wurden der Berger Bürgermeister Rupert Monn, der Kreisbaumeister des Landkreises Starnberg, Christian Kühnel, und Robert Sing von den Stadtwerken München von den etwa 200 Anwesenden ausgepfiffen und als "Lügner" beschimpft. Am Ende kochten die Emotionen über: Zwei Zuhörer wollten das Mikrofon gar nicht mehr aus der Hand geben und redeten sich in Rage.

Collage von Martin Ruhdorfer / Windräder / Wadlhauser Gräben / Blick von der Autobahn aus über Neufahrn

Bis zu sieben Windräder könnten auf dem Höhenrücken in den Wadlhauser Gräben gebaut werden. Diese Collage zeigt, wie der Blick von der Autobahn Richtung Neufahrn künftig aussehen könnte.

(Foto: Collage: Martin Ruhdorfer)

Hauptvorwurf war, dass es sich bei dem 400 Hektar großen Vorranggebiet für Windkraftanlagen um Ausgleichsflächen für den Landkreis Starnberg handele. Damit hätten die angrenzenden Gemeinden die Nachteile der Windkraft allein zu tragen. "Die Wadlhauser Gräben umfassen elf Prozent der gesamten Fläche der Gemeinde Berg", sagte Vereinsvorsitzende Melani Suckfüll.

Die Zuhörer sahen ihre Sorge durch eine Äußerung von Kreisbaumeister Kühnel bestätigt: "Wir haben das Solidaritätsprinzip im Landkreis Starnberg. Da müssen die einen mehr Last tragen, die anderen weniger." Bürgermeister Monn hingegen betonte: "Es werden auch im Landkreis Starnberg weitere Flächen ausgewiesen."

Als "absolut falsch" bezeichnete er die Berechnungen der Bürgerinitiative, dass in den Wadlhauser Gräben 20 oder gar 30 Windräder gebaut werden könnten. "So viele passen gar nicht in das Gebiet", sagte Monn. Es seien nur Anlagen auf dem Höhenrücken geplant, dort könnten bei einem Mindestabstand von 500 bis 600 Meter maximal sieben stehen. "Im restlichen Gebiet wären die Windräder nicht rentabel."

Zu Beginn der Veranstaltung stellte die Vorsitzende Suckfüll die Wadlhauser Gräben als besonders schützenswerten Lebensraum für gefährdete Tierarten wie den Rotmilan, den Uhu und den Schwarzstorch dar. Kühnel betonte, der Landkreis werde Gutachten dazu erstellen: "Wir wischen Ihre Bedenken doch nicht weg. Wenn der Uhu dort nachweislich lebt, werden keine Anlagen gebaut." Ein Großteil der Zuhörer quittierte seine Aussage mit Applaus, einige blieben kritisch: "Sie tricksen doch."

Rupert Monn bestätigte, dass die Gemeinde Berg in engen Verhandlungen mit den Bayerischen Staatsforsten stehe. Der Pachtvertrag sei aber noch nicht unterschrieben, so Monn. Er verteidigte nochmals den vorgeschlagenen Abstand von 1000 Metern zu den Ortskernen von Irschenhausen und Neufahrn, der über der gesetzlichen Mindestabstand von 600 Metern liege. Das rief Landwirt Georg Lang auf den Plan: "Zählen Menschen im Außenbereich weniger?" Melani Suckfüll warf der Gemeinde Berg vor, sich zum Handlanger des Landkreises Starnberg gemacht zu haben.

Kritik wurde auch an der Informationspolitik der Gemeinde laut. "Die Informationsveranstaltung in Berg am 29. September ist fünf Wochen zu spät", beklagte Rainer Trebuth aus Irschenhausen. Ein anderer Bürger fand es bezeichnend für den Alleingang der Gemeinde, dass die Hälfte der Einspruchsfrist gegen den Flächennutzungsplan in den Sommerferien lag. Laut Kühnel soll es noch eine dritte Auslegung im November geben. Bürgermeister Monn betonte: "Die Bürger von Schäftlarn und Icking werden genauso behandelt wie die aus Berg." Wofür er jedoch Pfiffe und Gelächter erntete.

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