Wadlhauser Gräben:Bürgerinitiative kämpft gegen Windräder

Lesezeit: 2 min

Auf einer Versammlung attackieren Windkraftgegner den Berger Bürgermeister - und setzen sich gegen dessen Pläne zur Wehr.

Isabel Meixner

Die Bürger von Icking und Schäftlarn machen mit einer Bürgerinitiative gemeinsam Front gegen die Windräder in den Wadlhauser Gräben. Die Gemeinde Berg will dort, nahe der Autobahn A 95, einige errichten. Auf einer Informationsveranstaltung in Icking diskutierten am Montag etwa 120 Personen mit Bergs Bürgermeister Rupert Monn, dem planenden Architekten Wolfgang Hesselberger und Florian Keinath von den Stadtwerken München.

Anschließend schlossen sich 76 Ickinger und Schäftlarner zu der Bürgerinitiative zusammen, die die Anzahl der Windräder auf ein erträgliches Maß reduzieren will. Insbesondere der Abstand der Anlagen zu den Siedlungsgrenzen, der laut Planungen 1000 Meter betragen soll, wurde von vielen als zu gering empfunden. Außerdem warfen einige Teilnehmer Monn vor, die Planungen seien bereits weiter vorangeschritten, als die Gemeinde Berg zugibt.

Diesen Befürchtungen trat Rupert Monn entgegen: "Ich kann Ihnen versichern, dass wir mit offenen Karten spielen. Wir wollen nicht gegen den Widerstand der Bevölkerung Windräder bauen." Für die geplanten Anlagen schwebe ihm vor, dass die Bürger Anteile kaufen können. Dadurch bliebe die Wertschöpfung in der Region. Konkret sprach Monn von einer Rendite von sechs bis zehn Prozent. Eine Betreibergesellschaft, betonte er, gebe es noch nicht.

"Warum haben Sie dann jemand von den Stadtwerken dabei, wenn noch nichts endgültig geplant ist?", fragte ein erboster Anwesender. Andere Personen beschwerten sich über die bereits konkret genannte Zahl von sechs bis sieben Windrädern. Ein Mann brachte sein Misstrauen dem Bürgermeister gegenüber deutlich zum Ausdruck: "Ich glaube Ihnen gar nichts." Die Stimmung im Landhotel Klostermaier war gereizt, ein ums andere Mal musste die frühere Ickinger Gemeinderätin Traudl Bergau die Anwesenden zur Ruhe mahnen.

Vor allem dann, wenn die Berger Vertreter ihre Pläne erklärten. Zu Beginn der Veranstaltung versuchte Monn in der "Höhle des Löwen", die Anwesenden von seinen Plänen zu überzeugen. Von diesen, betonte er, würden auch Icking und Schäftlarn profitieren: "Wenn der Flächennutzungsplan scheitert, können Windräder noch näher an die Gemeindegrenze herangebaut werden."

Denn vorgeschrieben sei nur ein Abstand von dreifacher Länge des Windrades, was zirka 600 Meter entspricht. Der aktuelle Flächennutzungsplan sieht 1000 Meter zu den Siedlungsgrenzen von Irschenhausen, Neufahrn und Zell vor.

Doch das ist dem Schäftlarner Bürgermeister Matthias Ruhdorfer nicht genug. Er forderte stattdessen, entweder 2000 Meter Abstand zur Siedlungsgrenze zu halten oder die 1000 Meter wie im Baurecht ab der Gemeindegrenze zu messen - was mit großem Applaus bedacht wurde. Ickings Bürgermeisterin Margit Menrad stellte klar: "Wir stehen der Windkraft offen gegenüber. Aber wir fordern, dass kein Schlagschatten auf Irschenhausen fällt."

Dieser Forderung Ickings habe der Gemeinderat Berg in seiner jüngsten Sitzung stattgegeben, sagte Bürgermeister Monn. Der planende Architekt Wolfgang Hesselberger erklärte, damit falle die Vorrangfläche östlich der Autobahn faktisch weg: "Die Windräder müssen etwa 150 Meter von der Autobahn errichtet werden. Dadurch bleiben zur Gemeindegrenze nur ein paar Meter."

Auf Unverständnis stieß, dass präzise Gutachten erst im Zuge der Genehmigungsverfahren erstellt werden - also dann, wenn das Vorranggebiet bereits ausgewiesen wurde. "Die Leute brauchen mehr Informationen, um sich zu entscheiden. Es müsste doch möglich sein, ein worst-case-Szenario für ein Windrad durchzuspielen", forderte Rainer Trebuth aus Icking. Nicolas Metz aus Zell stellte die Besonderheit der Wadlhauser Gräben heraus: "Hier wird ein bestehendes Waldgebiet zerstört, in dem zahlreiche geschützte Tierarten leben und das als Naherholungsgebiet für München gilt."

© SZ vom 19.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: