Wackersberg:Leichtigkeit und Temperament

Roberto Petroli und sein Trio überzeugen mit lässigem Können

Von Petra Schneider, Wackersberg

Wer am Sonntagabend den heimischen Fußballsessel gegen einen Stuhl im Kramerwirt eingetauscht hat, bekam ein mitreißendes Spiel zu hören. Das Trio des Pippo Pollina-Klarinettisten und Saxofonisten Roberto Petroli begeisterte das Publikum mit einem furiosen Konzert: Ein Abend voller Leichtigkeit und Temperament, mit großartigen Musikern und einem perfekten Zusammenspiel. Präsentiert in holprigem Deutsch, aber mit viel italienischem Charme. Eine "kleine musikalische Reise" kündigte Pianist Tino Horat an - Jazzstandards von Gershwin bis Chick Corea, eigene Kompositionen, italienische Lieder und Arrangements von Pollina-Stücken, Bossa Nova. Vor allem die Improvisation bei den Jazzstücken, die den Abend dominierten, zeugten von der musikalischen Klasse von Pianist Tino Horat, der Cellistin Stefania Verità und des Klarinettisten und Saxofonisten Roberto Petroli.

Mit verschmitzter Leichtigkeit, Temperament und Leidenschaft wurden musikalische Geschichten erzählt und Bilder erzeugt: Da kreischt das Cello wie ein Schwarm Möwen beim Pollina-Stück "Banneri", die Klarinette klagt und lacht beim wunderbaren "La Banda" und das Piano perlt verträumt bei Horats Eigenkomposition "Peaceful Places". Vielfalt ist Trumpf bei diesem Trio, musikalische Grenzen werden nicht gezogen. Klassisches geht genauso wie Jazz oder tanztauglicher Latin-Sound.

Auch bei der Wahl der Instrumente ist von starrem Dogma nichts zu bemerken. Stefania Verità, Ehefrau von Petroli und Cellistin in vielen bedeutenden europäischen Orchestern, spielte einige Stücke mit dem E-Cello. Der aus Bari stammende Petroli, der an der Musikhochschule in Alessandria studiert hat, tauschte beizeiten Klarinette und Saxofon gegen ein "Electric Wind Instrument", das in Größe und Form einer Klarinette ähnelt, aber einen elektronischen Klang erzeugt: cool und weniger gefühlvoll, dafür mit mehr Volumen vor allem bei den tiefen Tönen. Schön zu beobachten war, neben der Fingerfertigkeit der Musiker, ihre entspannte Lässigkeit. Blickkontakt, ein kurzes Nicken, ein Lächeln - das genügte, damit sich anregende musikalische Dialoge entsponnen.

Vor allem die virtuosen Improvisationen aller drei Musiker begeisterten die etwa 60 Zuhörer; da wurde mitgeklatscht, mitgeschnippt, mitgetanzt. Ebenfalls ganz entspannt, weil Petroli zuvor den Fußballstand mitgeteilt hatte. Mit Applaus im Stehen und Bravo-Rufen erklatschte sich das Publikum auch noch eine dritte Zugabe.

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