Quarantäne im Container:Isoliert in Wackersberg

Coronavirus - Abstrich für Coronatest

Die Geflüchteten, die sich über den Ausbruch der Pandemie bei "Apetito" infiziert haben, sind isoliert worden.

(Foto: dpa)

Die ehemals reguläre Flüchtlingsunterkunft in dem Ort wird seit Wochen von der Regierung als Station für Corona-infizierte Asylsuchende genutzt

Von Felicitas Amler

Im äußersten Süden des Landes, in Wackersberg, hält die Regierung von Oberbayern schon seit Mitte April eine Unterkunft vor, in der Corona-infizierte Asylsuchende isoliert werden. Dies wurde erst jetzt einem größeren Kreis bekannt, da eine Gruppe Infizierter aus Hechendorf im Landkreis Starnberg dort untergebracht wurde. Dieser Fall war in die Schlagzeilen gekommen, da ein Cateringunternehmen betroffen ist. Die Wohncontainer in Wackersberg befinden sich, vom Ort abgelegen, neben dem Wertstoffhof. Diese Unterkunft ermögliche, so Verena Gros, Pressesprecherin der Regierung, "eine den Vorgaben der Gesundheitsbehörden entsprechende, geschützte und räumlich getrennte Unterbringung".

Internet dank "Asyl plus"

Eine bekannte Wackersberger Flüchtlingshelferin, Waltraud Haase, sagte der SZ auf Nachfrage, nach ihrer Einschätzung seien die Flüchtlinge angemessen versorgt. Haase hat im Jahr 2014 den Verein "Asyl plus" mitgegründet. Sie ist Mathematikerin und hat zusammen mit Thomas von Rueden ein interaktives Programm entwickelt, mit dem Asylsuchende schneller Deutsch lernen können. Die Wackersberger Container-Einrichtung hat Asyl plus schon vor Jahren, als dort noch regulär Flüchtlinge beherbergt wurden, mit Internet ausgestattet.

Das jetzige Nutzungskonzept für die Wackersberger Unterkunft wurde laut Verena Gros "unter Einbeziehung der zuständigen Fachstellen sowie spezialisierter externer Gutachter erstellt". Es würden dort nur Flüchtlinge ohne Symptome oder mit lediglich leichten Krankheitszeichen einquartiert. Menschen also, bei denen keine stationäre Aufnahme im Krankenhaus angezeigt, aber gleichzeitig eine häusliche Isolation in ihren bisherigen Unterkünften nicht im geforderten Maß möglich sei. Sie kehrten nach der Quarantänezeit wieder in ihre alten Unterkünfte zurück, so die Regierungssprecherin.

In den Wackersberger Wohncontainern könnten bis zu 34 Personen in Zweibettzimmern untergebracht werden, erklärt Gros. Derzeit lebten dort 18 alleinstehende Männer. "Deren Verweildauer bemisst sich jeweils an der vom zuständigen Gesundheitsamt angeordneten Quarantänezeit."

Die Regierung verwaltet die Einrichtung und versorgt die Bewohner mit Essen, Hygienepaketen "und allem sonst Notwendigen". Ein von der Regierung beauftragter Sicherheitsdienst überwache die Einhaltung der Quarantänebedingungen vor Ort rund um die Uhr, sagt Gros. "Der Zugang zu kurativer Versorgung ist ebenfalls gesichert." Das Gesundheitsamt Bad Tölz-Wolfratshausen sei in alle Prozesse eng eingebunden.

Ein "Chapeau!" für den Arzt

Waltraud Haase hatte schon vor längerer Zeit, als die ersten infizierten Asylsuchenden in Wackersberg isoliert wurden, Kontakt mit dem für diese zuständigen Arzt. "Ein rühriger Mann, der sich weit über seine Zuständigkeit hinaus um die Flüchtlinge kümmert", dies sei ihr Eindruck. "Chapeau!", sagt sie anerkennend. Sie selbst habe sich vergewissert, ob die Internet-Einrichtung in der Unterkunft noch ausreichend sei. Dies sei der Fall. Darüber hinaus sehe sie weder Notwendigkeit noch Zuständigkeit, sich in die Organisation dieser Unterkunft einzuschalten, sagt Haase. Sie betont aber, wie wichtig das Internet für alle Asylsuchenden stets sei. Es sei Kontaktmedium zu Angehörigen und diene sowohl zur Information als auch zur Unterhaltung. Wer dies kritisch sehe, solle sich einmal überlegen, was die Flüchtlinge sonst mit der vielen Freizeit anfangen sollten.

Die derzeit in Wackersberg in Quarantäne lebenden Menschen waren zuletzt in einer Flüchtlingsunterkunft in Hechendorf untergebracht. In einem am vergangenen Samstag geschlossenen Catering-Unternehmen im Landkreis Starnberg haben sich mindestens 44 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Das haben die Tests bislang ergeben, teilte das Landratsamt am Montag mit. Unter den bislang nachweislich Infizierten seien zehn Asylsuchende aus der Gemeinschaftsunterkunft Hechendorf. Auf den Virus-Ausbruch bei dem Caterer war das Landratsamt durch Fälle in der Asylunterkunft aufmerksam geworden. Die Behörde hatte die Schließung des Catering-Standorts am Samstag angeordnet - für 14 Tage. Am Sonntag gab es eine große Testaktion bei den Mitarbeitern. Die komplette Asylbewerber-Unterkunft wurde unter Quarantäne gestellt. Die positiv getesteten Bewohner wurden nach Wackersberg verlegt.

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