Sie filtern nicht nur klimaschädliches Kohlendioxid aus der Luft und geben Sauerstoff ab, Bäume sind zudem im Sommer perfekte Schattenspender. Um die Gesundheit der Bäume mehr in den Mittelpunkt zu rücken, haben sich kürzlich mehr als 20 Baumpflegerinnen und Baumpfleger zu einem Seminar in Bad Tölz getroffen. Initiator war der 54-jährige Christian Mark aus Wackersberg.
SZ: Herr Mark, haben Sie eines Morgens den Ruf der Bäume gespürt – oder warum sind Sie Baumpfleger geworden?
Christian Mark: Ich habe bei meinen Eltern im Garten mal einen Baum umgeschnitten und bin da sportlich hinauf geklettert – ohne Seil, ohne Gurt, ohne alles. Das hat jemand gesehen und gesagt: „Das kannst du bei mir auch machen!“ Das hab’ ich gemacht und so ging das einfach weiter. Irgendwann dachte ich mir, dass es jetzt nicht unbedingt sicher ist, wenn man das so macht. Da bekam ich den Hinweis, dass es Baumkletterkurse gibt. Heute bin ich staatlich geprüfter Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumsanierung – das ist im Grunde wie ein Meistertitel.
Wenden sich vor allem Kommunen an Sie oder suchen auch Privatpersonen Baumpfleger?
Sowohl als auch. Wir sind viel für Kommunen und Landratsämter unterwegs. Auch gerade in Sachen Baumgutachten, weil Landratsämter für Baumnaturdenkmäler verantwortlich sind. Da bin ich natürlich viel mit Baumuntersuchungen und Feststellungen von Vitalität, Bruch-, Stand- und Verkehrssicherheit unterwegs. Auf der anderen Seite sind wir natürlich auch sehr viel privat unterwegs. In den Städten, in den Gemeinden, in den Hausgärten der Privatkundschaft. Ganz selten mal im Wald. Aber im Grunde ist es gleich gemischt, kommunal und privat.
Können Sie einen Waldspaziergang noch genießen, oder fallen Pflegefälle auch in Ihrer Freizeit auf?
Den kann ich auf alle Fälle genießen. Es gibt ja so viele interessante und schöne Bäume. Genau aus dem Grund machen wir ja das Baumpflegeseminar, weil der Erhalt alter und wichtiger Bäume da so im Vordergrund steht. Ich genieße das auf alle Fälle, auch wenn ich immer nach oben und von links nach rechts und von der Wurzel bis zur Krone schaue.
Ist für Sie jeder Baum wie der andere, oder hinterlassen Bäume noch einen individuellen Eindruck?
Jeder Baum ist individuell. Da ist keiner wie der andere.
Haben Sie eine Lieblings-Baumart?
Je größer, je älter, umso interessanter ist jeder Baum. Ob Fichte, Buche oder Ahorn. Aber was ich wirklich gerne mag, sind große, alte Zedern. Da hab’ ich in einem Schlosspark mal welche pflegen dürfen und seitdem favorisiere ich die Zeder.
Tut es Ihnen weh, wenn ein Baum gefällt werden muss?
Ja, tatsächlich. Das ist immer schade. Aber wir haben aufgrund unserer Ausbildung, unseres Wissens, schon viele Fällungen vermeiden können. Das freut mich immer besonders, wenn man Leute überzeugen kann, dass der Baum noch sicher ist und viele Jahre stehen kann. Dann ist das eine große Genugtuung für mich.
Worauf muss man als Privatperson achten, wenn man einen kranken Baum verhindern möchte?
Mechanische Schäden kann man als Privatperson gut vermeiden. Aber was vor allem vorkommt, sind Umwelteinflüsse, Hagelsturm, Schneebruch, da kann man natürlich nicht viel dagegen machen. Man kann dem Baum natürlich Vitalisierungsstoffe geben. Aber normal ist, dass ein Baum, der von selbst aufkommt, an dem Fleck auch das holen kann, was er braucht. Wenn die Vitalität des Baums stimmt, kann er auch Insekten und Pilzen gut entgegenwirken.