Vorkarwendel:Gipfelkreuz am Schafreuter erneut umgesägt

Umgesägtes Gipfelkreuz Schafreuter

Schon wieder ist das Gipfelkreuz am Schafreuter gefällt worden.

(Foto: Hanspeter Mair/oh)
  • Das zweite Mal innerhalb von zweieinhalb Monaten hat ein Unbekannter das Gipfelkreuz des Schafreuters gefällt.
  • Der Alpenverein hatte es noch vor einem Monat neu aufgestellt.
  • Dort ist man entsetzt angesichts der erneuten Tat: "Das ist ja so ein feiger Mensch."

Von Konstantin Kaip und Christian Sebald, Lenggries

Es ist wieder passiert: Das Gipfelkreuz am Schafreuter ist erneut umgelegt worden. Ein Wanderer hat dies am Freitag, 4. November, bemerkt und daraufhin die Polizei und die Tölzer Sektion des Alpenvereins informiert. Bereits Ende August hatte ein Unbekannter das alte Gipfelkreuz mit Axt und Säge so stark beschädigt, dass es komplett entfernt werden musste. Daraufhin hat der Alpenverein im Oktober ein neues Kreuz aufstellen lassen, dass zum Saisonende geweiht wurde. Vor knapp drei Wochen wurde das neue Kreuz an mehreren Stellen angesägt, es sollte noch vor dem Winter repariert werden. Nun ist es zum zweiten Mal komplett zerstört worden.

"Wir haben überhaupt keine Idee, wer das sein könnte", sagt Paul Schenk, der Vorsitzende der DAV-Sektion Bad Tölz, "null. Wir können noch nicht einmal sagen, ob es sich bei den drei Anschlägen ein jedes Mal um den gleichen Täter gehandelt hat, das wären Mutmaßungen." Als das neue Kreuz nach nicht einmal vier Wochen angesägt worden war, hatte Schenk von einem "Schock" gesprochen. Nun ist er fassungslos. "Wir sind entsetzt und sprachlos, das ist ja so ein feiger Mensch. Er sollte sich endlich zu seinen Taten bekennen, und sagen, warum er das macht."

Von dem "feigen Anschlag" habe der Tölzer Alpenverein erst am Samstag erfahren, berichtet Schenk. "Davor ist es natürlich schon als Gerücht in der Gegend herumgegangen." Eine Begehung des Gipfels brachte Gewissheit. Hanspeter Mair, der beim Hauptverein für Hütten und Naturschutz verantwortlich ist und wie Schenk im Isarwinkel lebt, ist ebenfalls tief frustriert. "Das muss man sich einmal vorstellen - all die Mühe, die sich unsere Ehrenamtlichen, die Trachtler, die Berufsschüler und all die anderen mit dem neuen Kreuz gemacht haben, und dann ist das nach einem Monat alles für die Katz'", sagt er. "Da könnt man schon auf Gedanken kommen." Zugleich ruft Mair aber dazu auf, "ruhig Blut zu bewahren, denn es hilft ja nichts".

Simon Abeltshauser ist einer der sieben Tölzer Berufsschüler der Zimmererklasse, die das neue Gipfelkreuz gefertigt haben. Er empfinde eine "Mischung aus Wut und Ratlosigkeit", sagt der 19-Jährige. "Weil ich nicht weiß, warum jemand so was macht." Etwa sieben Stunden hätten sie an dem Kreuz aus Eichenbalken, die der Tölzer Holzhändler Hans Dostthaler gestiftet hatte, gearbeitet. Abeltshauser war auch dabei, als das Kreuz erst mit der Materialseilbahn zur Tölzer Hütte und danach zu Fuß zum Gipfel geschafft wurde. In den vergangenen Wochen habe er sich mit seinen Klassenkameraden überlegt, wie man das angesägte Kreuz reparieren könnte. "Ob wir es ausstemmen und etwas reinkleben." Auch in Gaißach ist man fassungslos. "Es ist ein schlechter Witz", sagt Martin Schnitzer. Der Vorsitzende der Tölzer Stadtkapelle ist am Samstag, 8. Oktober, mit mehreren Musikanten auf den Schafreuter gestiegen, um die Kreuzweihe musikalisch zu begleiten. Womöglich suche der Täter Aufmerksamkeit. Die Polizei Bad Tölz, die zusammen mit der Kripo ermittelt, sucht nach Zeugen. "Die Ermittler sind natürlich auf Mitteilungen von Wanderern und anderen Bergfreunden angewiesen", sagt Andreas Guske, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Für die Polizei sei es wichtig, den Tatzeitraum weiter eingrenzen zu können. Der letzte Eintrag im Gipfelbuch stammt vom 1. November, die Polizei geht davon aus, dass das Kreuz zu diesem Zeitpunkt noch intakt war. Hinweise nimmt die Polizeiinspektion Bad Tölz unter Telefon 08041/76106-0 entgegen. "Jetzt wissen wir noch nicht, was wir machen werden", sagt Schenk. "Wir müssen uns erst einmal zusammensetzen." Eines stellt er unmissverständlich klar: "Wir werden uns nicht kleinkriegen lassen. Wir werden wieder ein Kreuz auf dem Schafreuter aufstellen." Das werde wegen des Winters aber dauern. Berufsschüler Abeltshauser wäre trotz der frustrierenden Erfahrung "sofort wieder dabei", wenn seine Klasse wieder den Auftrag bekäme.

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