Vorbereitung auf 2020:Grüne wollen in Lenggries mitreden

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Lisa Busch bereitet die Gründung eines Ortsverbands der Grünen in Lenggries vor.

(Foto: Manfred Neubauer)

Auch SPD und Freie Wähler möchten einen Bürgermeisterkandidaten stellen

Von Petra Schneider, Lenggries

Die politische Landschaft in der Brauneckgemeinde ist in Bewegung: Nach der überraschenden Ankündigung von Bürgermeister Werner Weindl (CSU), bei der Kommunalwahl 2020 nicht mehr anzutreten, wird in den Fraktionen nach möglichen Bürgermeisterkandidaten gesucht. Die CSU müsse sich erst neu sortieren, sagte Ortsvorsitzende Christine Rinner vorige Woche, auch bei den Freien Wählern braucht man laut Markus Landthaler noch "zwei, drei Wochen Zeit". Aber nicht nur CSU und Freie Wähler, die derzeit einzigen Fraktion im Gemeinderat, sondern auch SPD und Grüne können sich vorstellen, einen Bürgermeisterkandidaten zu stellen. Die SPD will nach sechsjähriger Pause wieder in den Gemeinderat. Und auch die Grünen wollen künftig in Lenggries mitreden: Auf Initiative von Lisa Busch soll ein Ortsverband gegründet und eine Liste für die Kommunalwahl aufgestellt werden.

Das Wählerpotenzial sei auf jeden Fall vorhanden, sagt Busch, die bei der Aufstellungsversammlung am Dienstag, 9. April, für den Ortsvorsitz kandidieren will. Denn bei der Landtagswahl 2018 waren die Grünen in Lenggries mit 16 Prozent zweitstärkste Partei hinter der CSU (46,6 Prozent) und vor den Freien Wählern (11,5 Prozent). Bisher sei "Grün in Lenggries aber ein weißer Fleck", sagt die 56-jährige Marketingfachfrau, die Schüler der Mittelschulen Lenggries und Gaißach sowie am Tölzer Förderzentrum beim Berufseinstieg begleitet. Aufgefallen sei ihr das beim Landtagswahlkampf: Von den Grünen habe es im Ort praktisch keine Wahlplakate gegeben. Und mangels Ortsverband habe der Vorschlag für behindertengerechte Gondeln an der Brauneck-Bergbahn von den Tölzer Grünen eingebracht werden müssen. Busch, die seit drei Jahren auf ein Auto verzichtet, sieht den wachsenden Verkehr als wichtiges Thema, das zeitnah angegangen werden müsse. "Wir wollen frischen Wind nach Lenggries bringen", sagt sie. Das Feedback im Ort sei bisher "sehr positiv". Busch ist zuversichtlich, dass "wir in den Gemeinderat einziehen." Das sei das vorrangige Ziel. Einen Grünen Bürgermeisterkandidaten könnte sie sich vorstellen, "wenn sich jemand mit politischer Erfahrung findet".

Auch die SPD will einen Kandidaten aufstellen. "Ob das jemand aus der SPD ist oder ein Parteifreier", sei noch nicht klar, sagt Ortsvorsitzender Tobias Raphelt. Auch einen gemeinsamen Kandidaten mit einer anderen Partei könne man sich vorstellen, sagt Raphelt und fährt fort: "Wir sind gespannt, wie sich die Grünen aufstellen." Anfang 2018 hat der 46-jährige IT-Servicemanager den SPD-Ortsvorsitz übernommen und den Ortsverein vor der Auflösung und einem Anschluss an die ebenfalls nicht gerade strotzenden Tölzer Genossen bewahrt. Schon vor der Bekanntgabe von Weindl bei der Bürgerversammlung sei ein SPD-Bürgermeisterkandidat ein Thema gewesen, sagt Raphelt. Intern werde derzeit "heiß diskutiert".

Unbedingt wollen die Genossen wieder in den Gemeinderat. Nachdem Karl Probst und Luise Gams 2014 nicht mehr kandiert hatten, ist die SPD in dieser Legislaturperiode nicht im Gemeinderat vertreten. Ein erster Aufruf, sich auf der SPD-Liste aufstellen zu lassen, sei auf "reges Interesse" gestoßen", sagt Raphelt, "auch bei Parteifreien". 24 Kandidaten werde man aber nicht finden; derzeit gehören dem Ortsverband insgesamt nur 30 Mitglieder an.

Auch bei den Freien Wählern hat Weindls Bekanntgabe Überraschung ausgelöst. "Wir sind davon ausgegangen, dass er noch eine Amtsperiode macht", sagt Ortsvorsitzender und Gemeinderat Markus Landthaler, der Weindl einen "guten Job" bescheinigt. Nun würden die Karten neu gemischt. Bei einer 10 000 Einwohner-Gemeinde mit 60 Vereinen und diversen Großprojekten sei es nicht einfach, einen Kandidaten zu finden. "Da schreit keiner so schnell hurra." In den kommenden zwei, drei Wochen müsse eine Entscheidung fallen. "Wir sind in der Findungsphase."

Dass Weindl aufhört, ist für die Freien Wähler freilich auch eine Chance. "Denn gegen einen Amtsinhaber, der 24 Jahre Bürgermeister war, hat man kaum eine Chance", sagt Landthaler. Er gehe davon aus, dass in der kommenden Legislaturperiode "bestimmt mehr als zwei Fraktionen im Gemeinderat vertreten sind". Das sei "gut für die demokratische Kultur in Lenggries". Auch wenn auf kommunaler Ebene "eher Köpfe" als Parteizugehörigkeit zähle.

Gründungsversammlung des Ortsverbands der Grünen am 9.April, 19.30 Uhr, Gasthaus Neuwirt, Lenggries

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