Süddeutsche Zeitung

Vorbereitung auf den Fall der Fälle:Borstige Gefahr

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Runder Tisch mit Jägern zur Afrikanischen Schweinepest.

Konstantin Kaip, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist seit 2014 in Nordosteuropa auf dem Vormarsch. Nach Fällen in Polen, Litauen, Lettland und Estland wurde das Virus, das für den Menschen ungefährlich ist, für Schweine jedoch tödlich sein kann, im vergangenen Sommer erstmals auch in Tschechien festgestellt. Damit rückt die gefährliche Seuche immer näher an Bayern. Um sich auf die Gefahren vorzubereiten und sie möglichst rechtzeitig abwenden zu können, hat am vergangenen Dienstag im Landratsamt ein Runder Tisch stattgefunden. Teilgenommen haben neben Landrat Josef Niedermaier Veterinäre des Landratsamts, Vertreter der unteren Jagdbehörde und des Kreisjagdverbands. Den Jägern obliegt angesichts der sich ausbreitenden ASP eine besondere Verantwortung, da das Virus auch von Wildschweinen übertragen werden kann. Um seine Ausbreitung zu verhindern, sollen die Tiere scharf bejagt werden.

Wie die Sprecherin des Landratsamts Marlis Peischer berichtet, war der Runde Tisch am Dienstag jedoch in erster Linie ein Informationsabend für die Teilnehmer. "Es ging grundsätzlich darum, wie man sich vorbereitet." Die Veterinäre hätten erklärt, dass die größte Gefahr für eine Einschleppung der Krankheit nicht das Schwarzwild, sondern der Mensch sei. So sei könne die ASP beispielsweise über weggeworfene Lebensmittel, etwa an Autobahnraststätten, in den Kreislauf der Wildtiere gelangen. Ein besonderes Risikogebiet sei der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen allerdings nicht - und zwar aus zwei Gründen: Erstens gebe es keine großen Schweinemastbetriebe, und zweitens sei der Bestand an Schwarzwild vergleichsweise gering. Zwar ist er auch im Landkreis gestiegen, wie die Abschusszahlen der vergangenen Jahre zeigen. Wurden 2012 noch 23 Sauen erlegt, waren es 2015 schon 66, im vergangenen Jahr 64. Zum Vergleich: Im Nachbarlandkreis Starnberg, wo es deutlich mehr Maisanbau gibt, wurden 2017 Jahr 480 Wildschweine erlegt, im Jahr davor 729. Dennoch richten die Sauen auch hier auf den Wiesen Schäden an, wenn sie nach eiweißhaltiger Nahrung wie Würmern wühlen. Die Jagd auf die meist nachtaktiven Tiere ist anspruchsvoll. Um den Bestand zu reduzieren, sind Bewegungsjagden mit geeigneten Hunden nötig, die hinzugeholt werden müssen.

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SZ vom 26.01.2018 / aip
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