Von SZ-Autoren:Durch theatralische Gebirgswelten

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Königliche Aussicht: Eine Impression aus dem Buch "In den Bergen lebt die Freiheit". (Foto: Stefan Rosenboom/Knesebeck Verlag)

In den Bergen hat der bayerische König Ludwig II. die Natur gesucht und eine märchenhafte Kulturlandschaft inszeniert. Um bequem in die Gebirgswelt eintauchen zu können, ließ er Reitwege anlegen. Zudem errichtete er Hütten und Häuser zum Übernachten, an markanten Aussichtspunkten auch Pavillons. Die Architektur sollte die Kraft der Natur aufgreifen und verstärken. Den Spuren König Ludwigs durch theatralische Gebirgswelten kann der Leser nun in Sandra Freudenbergs Buch "In den Bergen lebt die Freiheit" folgen. Ihre Touren führen zum Herzogstand und dem Altlacher Hochkopf am Walchensee genauso wie zur Marokkowiese im Graswangtal oder zur Max Ruh. Die Beschreibungen sind eingängig und amüsant zu lesen. Denn Freudenberg kombiniert geschickt persönliche Eindrücke - die altdeutsche Einrichtung im Untergeschoss des Schachenhauses hat ihr nicht gefallen - mit historischen Fakten und Anekdoten.

"Wo ich auflebe in wonniger Einsamkeit, fern der Welt, die stets mich verkennt und mit der auch ich mich nie und nimmer befreunden kann und will", hat der Bergmensch Ludwig einst an den Komponisten Richard Wagner über die Altlacher Hochkopfhütte geschrieben. Auf kaum noch kenntlichem Weg führt Freudenberg den Wanderer entlang des alten Aussichtspfads rund um den Gipfel. Freudenberg verdeutlich, auf welches Zusammenspiel mit der Landschaft der König bei seinen Bauten setzte. Der Zauber seiner Erlebniswelt ist in den stimmungsvollen Fotografien von Stefan Rosenboom zu spüren. Auch wenn Ludwig II. in diesem Buch wie ein exotischer Pionier erscheint, bewegte er sich dennoch im Geist der damaligen Zeit. Im Gebirge suchten Adel wie höheres Bürgertum idealtypische Gegenwelten zur aufkommenden Industrialisierung und Urbanisierung. So ist die Suche nach Freiheit ganz gegenwärtig.

Sandra Freudenberg/Stefan Rosenboom: In den Bergen lebt die Freiheit. Knesebeck Verlag, München 2020. 191 Seiten, 30 Euro

© SZ vom 25.08.2020 / bene - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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