Süddeutsche Zeitung

Von Seeshaupt bis Penzberg:Acht Tage Kultur

Drinnen oder draußen? Kunst oder Konzert? Die Empfehlungen der SZ-Redaktion für die kommende Woche

Feuriges Trio

Gypsy-Jazz steht am Donnerstag, 6. Juni, in der Seeresidenz Seeshaupt auf dem Programm. Zu Gast ist der renommierte französische Gitarrist, Komponist und Jazzmusiker Biréli Lagrène. Der Sinto hat von früher Jugend an mit seinem Vater Fiso und seinem Bruder Gaïti Musik gemacht; seine erste Schallplatte nahm er im Alter von zwölf Jahren auf. Als sein Entdecker gilt der slowakische Bassist Jan Jankeje, bei dessen Label Jazzpoint Records auch seine ersten Platten erschienen. In Seeshaupt tritt Lagrène zusammen mit dem Gitarristen Holzmanno Winterstein und dem Bassisten Vali Mayer unter dem Namen Gypsy Dynasty auf. Beginn ist um 20 Uhr, Karten im Vorverkauf gibt es in der Seeresidenz unter Telefon 08801/9140.

Wer war Leoni?

Als am Starnberger See noch nicht die Reichen und Berühmten, sondern arme Fischer zu Hause waren, avancierte der kleine Ort Assenbuch am Ostufer zum Treffpunkt der Münchner Künstlerprominenz. Im Jahr 1825 eröffnete der pensionierte bayerische Hofsänger Joseph Leoni - gebürtiger Giuseppe aus Palermo - ein Gasthaus, in dem bekannte Maler, Schauspieler und Sängerinnen rauschende Feste feierten. Bald war der kleine Weiler nur noch als "Leonihausen" bekannt. Wer war der Mann, der dem Ort seinen Namen gab? Musikwissenschaftler und Autor Christian Lehmann hat sich auf Spurensuche begeben und zahlreiche Mosaiksteine einer schillernden Biografie ans Licht gebracht. Am Donnerstag, 6. Juni, stellt er seine Ergebnisse im Konferenzraum des Bergkramerhofs bei Wolfratshausen vor. Beginn ist um 19.30 Uhr, der Eintritt kostet 5 Euro.

Expressionistischer Blues

Eine anregende Mischung aus Blues, Folk und Kärntner Volksmusik bringen Arthur Ottowitz und Janez Gregorič am Freitag, 7. Juni, ins Penzberger Campendonk-Museum. Das Konzert ist Teil des Begleitprogramms zur Ausstellung "Stadt - Land - Werner Berg. Wahlheimat Expressionismus". Arthur Ottowitz, Virtuose auf der Blues Harp, ist Leiter des Werner-Berg-Museums in der zweisprachigen österreichischen Gemeinde Bleiburg. Als Mitglied der Bluesbreakers steht er seit 1984 auf der Bühne. In Penzberg spielt er mit dem Gitarristen Janez Gregorič, wobei sich laut Ankündigung "die Vielfalt der beiden Landessprachen Kärntens, Österreichisch und Slowenisch, zu einer Cuvée der besonderen Art" vereinen. Beginn ist um 19 Uhr, Anmeldung unter museum@penzberg.de, Restkarten an der Abendkasse.

Jazz ohne Grenzen

Das nächste Konzert in der Reihe "Loisach-Jazz" gestaltet das Trio Natalie Elwood (Gesang), Andreas Unterreiner (Trompete) und Josef Reßle (Klavier). Unter dem Motto "Jazz ohne Grenzen - Von Gershwin bis zu den Beatles" treten die drei Musiker am Freitag, 7. Juni, im Saal der Musikschule Wolfratshausen auf. Die Einladung verspricht beschwingte Evergreens, feurige lateinamerikanische Rhythmen, ausgefallene Arrangements von Pop-Perlen der Sechziger Jahre sowie stimmungsvolle Eigenkompositionen. "Dass die drei Jazzmusiker stets eine gehörige Portion Spontaneität und Improvisation mit ins Spiel bringen, macht einen zusätzlichen Reiz ihrer Interpretationen aus." Beginn ist um 19.30 Uhr, Karten zu 21 Euro gibt es unter anderem im Bürgerbüro der Stadt Wolfratshausen.

Klavierwettbewerb

Die russische Organistin Olga Kotlyarova gibt am Donnerstag, 6. Juni, ein Konzert in der Tölzer Stadtpfarrkirche (Beginn 19 Uhr). Auf dem Programm: Werke von Georg Muffat, Antonio Vivaldi, Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Johannes Brahms, Mikael Tariverdiev und César Franck. Die Musikerin aus Sankt Petersburg, die beim internationalen Festival der Klavierkunst "Clavis" zu Gast ist, wird bei ihrem Spiel mit einer Videokamera gefilmt, so dass die Zuhörer im Kirchenschiff der Künstlerin auf Hände und Füße schauen können. Der Eintritt ist frei. Die Teilnehmer des Klavierwettbewerbs zeigen am Samstag, 8. Juni, von 10 bis 18 Uhr im Saal der Franzmühle ihr Können. Der Eintritt steht Interessierten offen und ist kostenfrei. Um 19 Uhr beginnt das Galakonzert mit Ehrung und Preisverleihung.

Im Exil der Demenz

Um das Leben mit geliebten Menschen, die an Demenz erkrankt sind, dreht sich eine Lesung mit Musik, zu der das AWO-Demenz-Zentrum am Dienstag, 11. Juni, nach Wolfratshausen einlädt. Der österreichische Schauspieler Werner Steinmassl erzählt aus Arno Geigers biografischem Roman "Der alte König in seinem Exil". Begleitet wird er von Philipp Ortmeier am Cello. Geiger schildert in seinem 2011 erschienenen Buch die Demenz-Erkrankung seines Vaters - von den kaum merklichen Anfängen bis zum Umzug in ein Heim. "Das Publikum wird nicht nur Zeuge der Chronologie einer Krankheit, die inzwischen 1,6 Millionen Bundesbürger erfasst hat, sondern auch der poetisch nachgezeichneten Neubegegnung eines Vaters mit seinem Sohn", heißt es in der Einladung. Denn Geiger werfe in anrührenden und humorvollen Dialogen ein eigenes Licht auf eine Krankheit, mit der immer mehr Angehörige konfrontiert sind. Beginn im AWO-Heim (Paradiesweg 18) ist um 18 Uhr, Eintritt frei.

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Quelle:
SZ vom 06.06.2019 / stsw
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