Von Aretha Franklin bis Ray Charles:Hexenkessel im Hinterhalt

Von Aretha Franklin bis Ray Charles: Marty Brogan und Vincent Louis machten Aretha Franklin und James Brown alle Ehre.

Marty Brogan und Vincent Louis machten Aretha Franklin und James Brown alle Ehre.

(Foto: Hartmut Pöstges)

"Simply Soul" begeistern das Publikum in Gelting

Von Arnold Zimprich, Gelting

Die Münchner Soul-Kombo Simply Soul hat die Kulturbühne Hinterhalt am Samstag mit einem beeindruckenden Repertoire und einer gewaltigen Bühnenpräsenz in einen Hexenkessel verwandelt. Dass sich die Gruppe bald auflösen will, bleibt dabei fast Randnotiz.

Volker Davids ist begeistert: "So voll war es hier schon lange nicht mehr". Der 53-jährige Farcheter ist Dauergast im Hinterhalt und staunt, wie viel Publikum die Münchner Kombo Simply Soul in die Kleinkunstbühne gelockt hat. Drei Saxofonisten, zwei Trompeter, dazu Schlagzeuger, Keyboarder, Gitarrist und Bassist - neun Musiker stehen auf der Bühne, darunter der aus Virginia stammende Eddie Taylor am Tenorsaxofon, der schon mit Blues-Legende T-Bone Walker durch Europa tourte.

Nach einem kurzen Instrumental tritt mit Cristoforo "Cris" Esposito und Marty Brogan ein Gesangsduo vor das Publikum, das mit seiner Stimmgewalt und Ausstrahlung bis in den letzten Winkel des rappelvollen Hinterhalts begeistern wird. Esposito hat das Publikum mit Songs wie Joe Cockers "Unchain my Heart" und "You can leave your Hat on" oder James Browns "Papa's gotta brand new bag" sofort in der Hand, Brogan weiß mit ihrer Gospel-geschulten Stimme Aretha Franklins "Respect" oder Dusty Springfields "Son of a Preacher Man" beeindruckend zu intonieren.

Gitarrist Siegfried "Sigi" Knobel begeistert mit mehreren Soli, jedes einzelne Stück wird mit Applaus und Pfiffen goutiert, der Hinterhalt scheint größer, als er tatsächlich ist. "Ihr macht großartige Arbeit hier!", entfährt es Knobel gleich mehrmals.

Aretha Franklins "Respect" darf nicht fehlen, bei Songs wie Tower of Powers "I still be digging on James Brown" hält es keinen mehr auf den Beinen, Ray Charles' "Georgia on my mind" ist für viele Anlass, Smartphones aus der Tasche und Kerzen von der Theke zu holen und zu schwenken.

Viktor Magdolen, hauptberuflich Biologie-Professor an der Frauenklinik der TU München am Klinikum rechts der Isar, sitzt am Keyboard, Sänger Esposito betreibt im Hauptberuf ein zahntechnisches Labor - dass die beiden Musik nur im Nebenberuf betreiben, bemerkt heute Abend wohl niemand.

"I love you, Geretsried", ruft die gebürtige Engländerin Brogan zwischendrin - und das Publikum liebt Simply Soul. Auch im Eingangsbereich wird inzwischen getanzt, Hinterhalt-Chefin Assunta Tammelleo hat es wieder einmal geschafft, eine Band in den Hinterhalt zu holen, deren Darbietung lange in Erinnerung bleiben wird - auch wenn gleich mehrere der heute auftretenden Musiker die 70-Jahre-Grenze überschritten haben und die Kombo - man will es nach diesem Abend kaum glauben - in einer Woche ihr Abschlusskonzert geplant hat.

"Ihr wart ein Wahnsinnspublikum", sagt Esposito zum Abschluss. Jeder der Musiker hat an diesem Abend alles gegeben. Esposito wischt sich mit einem Handtuch den Schweiß von der Stirn. "Wenn wir merken, dass die Musik bei den Leuten ankommt, laufen wir zu Höchstform auf".

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