Vom Handstand bis zum "Armen Poeten":Lernen mit der Paw Patrol

Lesezeit: 2 Min.

In einem Fotowettbewerb der Münsinger Grundschule zeigen die Kinder mit Humor und viel Fantasie, wie sie in Corona-Zeiten daheim den Schulstoff bewältigen

Von Benjamin Engel, Münsing

Trotz Corona-Pandemie müssen die meisten Schüler wie die siebenjährige Veronika aus Münsing weiter lernen, nun eben zuhause statt im Klassenzimmer. Doch wenn dies schon sein muss, so wollte die Erstklässlerin wenigstens nicht alleine Schulaufgaben machen. Deswegen hat sie ihre Lieblingsstofftiere im Halbkreis um ihren Arbeitsplatz drapiert. Mit Stift und Papier sind die Hunde aus der Animationsserie "Paw Patrol" gut ausgestattet und können wie im Fernsehen bei Problemen helfen, während sich Veronika mit dem Buchstaben G beschäftigt.

So hat sich die junge Münsingerin für ihre örtliche Grundschule fotografieren lassen und im neu ausgelobten Wettbewerb ihrer Lehrer in dieser Woche gewonnen. Rektorin Angret Pauli hat sich die Aktion "Lernen zuhause 2.0" ausgedacht, weil die Erst- bis Viertklässler immer noch daheim bleiben müssen. "Wir haben uns gedacht, wir müssen etwas Nettes machen", berichtet Pauli. "Es geht darum, dass die Kinder gute Ideen kreativ umsetzen." Die Mädchen und Buben sollten ihren Lernalltag in lustiger Form dokumentieren. Eine Jury aus drei bis vier Lehrkräften wählt wöchentlich die schönste Aufnahme aus. Dieses Foto wird auf der Schul-Homepage veröffentlicht. Zudem sind alle eingeschickten Bilder an den Fenstern am Eingang der Schule zu sehen.

"Eine super Idee"

Von dem Fotowettbewerb war die Mutter von Veronika sofort begeistert. "Das ist eine super Idee", sagt sie. Ihre Tochter vermisse es, andere Kinder sehen zu können. Seit der Schulschließung seien die Hundeprotagonisten der Serie "Paw Patrol" ihre Freunde geworden. "Daher mussten die mit aufs Bild", sagt sie. Zuhause müssten sie ihrer Tochter nun viel mehr erklären. Aber das klappe irgendwie, weil der Erstklässler-Stoff für sie als Erwachsene noch gut beherrschbar sei. Zudem könnten auch die Großeltern helfen, mit denen sie in einem Haushalt wohnten.

Kreativ hat sich auch die Drittklässlerin Maria mit der Wettbewerbsidee auseinandergesetzt. Das Mädchen ist für ein Foto gleich einmal akrobatisch in den Handstand gegangen. So schießt womöglich genug Blut ins Gehirn, um die Mathematik-Aufgaben leichter lösen zu können, haben sich ihre Eltern gedacht. Viertklässler Vinzent hat sich den Schirm nach dem Vorbild von Spitzwegs Bild "Der arme Poet" aufgespannt. So träumt er sich in spannende Abenteuergeschichten. Zumindest das Segelschiffmodell auf dem Bücherstapel direkt neben dem Bett lässt darauf schließen. Auf praktische Exkursion zur Bodenkunde begibt sich Sabrina aus der vierten Klasse. Sie läuft barfuß über die Ackerfurchen - schlammige Füße inklusive.

All dies zeigen nur einige der von den Kindern an die Grundschule geschickten Fotos der vergangenen beiden Wochen. Zuhause zu lernen, erfordere von Eltern und Schülern Kreativität, Organisation und Geduld, sagt Rektorin Pauli. Sie müssten sich ihre Zeit neu einteilen, den vorhandenen Platz effizient nutzen und nach neuen Lösungsmöglichkeiten suchen. Mit dieser Situation müssten alle erst einmal zurechtkommen. Viele Eltern berichteten ihr auch von positiven Nebeneffekten, weil sie jetzt mehr Zeit für ihre Kinder hätten, viel spazieren gingen und gemeinsam Rad fahren würden.

An alle Kinder verschicken die jeweiligen Klassenlehrer der Münsinger Grundschule immer montags per E-Mail die Wochenpläne. "Wir korrigieren die Arbeiten der Kinder und geben ihnen Rückmeldung", schildert Rektorin Pauli. Wer wolle, könne seine Arbeitsblätter dafür in vorbereitete Boxen zum Schulhaus bringen und wieder abholen. Zudem riefen die Lehrkräfte die Eltern und Schüler regelmäßig an, um sich zu informieren und Fragen zu beantworten.

Mit dem Fotowettbewerb will Pauli den positiven Tendenzen in ihrem Schulsprengel Raum bieten. "Es ist wichtig, auch in schwierigen Zeiten den Humor nicht zu verlieren und mal die positiven Dinge ins rechte Licht zu rücken", erklärt sie. Zudem fördere der Wettbewerb den Austausch mit der Schule. Die Lehrer meldeten sich bei allen zurück, die Fotos einsendeten. Denn die Kinder sollten sich wahrgenommen und gewürdigt fühlen, so die Rektorin. "Wir hoffen, dass noch viele Fotos folgen werden, denn es ist eine Freude, die Vielfalt der Ideen zu betrachten."

© SZ vom 04.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: