Vollgelaufene Keller:Der Bach, der das Wasser nicht halten kann

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Geretsried will das Problem grundsätzlich beheben. Dazu soll der Grund des Wasserlaufs abgedichtet werden. Das kostet etwa 350 000 Euro.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Grundwasserprobleme sind in Geretsried notorisch. Insbesondere im Gartenberger "Blumenviertel" laufen bei Starkregen oft die Keller voll. Jetzt könnte Besserung in Sicht sein: Die Stadt will den Schwaigwaller Bach abdichten. Ein Gutachten kommt zu dem Schluss, dass der Grundwasserspiegel bei großen Niederschlagsmengen ansteigt, weil der Bach das Wasser nicht hält. Fachlich lautet die Begründung, wie Bauingenieur Bernhard Ebner von der beauftragten Lahmeyer Hydroprojekt GmbH sie am Dienstagabend im Bau- und Umweltausschuss des Stadtrats vortrug, so: Man habe es hier mit einem "sehr durchlässigen Schottergrundwasserkörper von geringer, jedoch stark schwankender Grundwasser-Mächtigkeit" zu tun. Und mit einem teils sehr geringen "Flurabstand", soll heißen: Die Grundwasseroberfläche liegt im Geretsrieder Norden oft nur einen Meter unter der Erdoberfläche.

Für die Abdichtung des Bachs werden im Haushalt 2017 vorsorglich 350 000 Euro eingeplant. Bürgermeister Michael Müller (CSU) machte aber darauf aufmerksam, dass die Stadt sich erst noch mit dem Wasserwirtschaftsamt abstimmen müsse ("Ein noch unbefristeter Zeitfaktor"). Erst dann könne sie die Maßnahme ausschreiben, so dass er mit einem Baubeginn im Frühjahr 2018 rechne. Und, so betonte er, es gebe keine Garantie, dass nach der Abdichtung nicht doch wieder Keller voll Wasser liefen.

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:Warum laufen in Geretsried die Keller voll?

Die Überschwemmungen sind seit Jahren ein Problem. Jetzt lässt die Stadt die Ursachen untersuchen - trotzdem gibt es Streit.

Die Überflutungsprobleme haben in Geretsried zugenommen, seit der Schwaigwaller Bach, der früher verrohrt war, freigelegt wurde. Der Bauingenieur bestätigte, dass hier offenbar ein kausaler Zusammenhang bestehe. Ebner legte dar, dass für die Untersuchung des Fachbüro erstmals 30 Messstellen geschaffen und die Entwicklungen über den Zeitraum eines Jahres verfolgt wurden. "In einer Computersimulation können die Effekte aus Regenfällen und dem Bachlauf auf das Grundwasser im Blumenviertel dargestellt werden." In einer förmlichen "Grundwasserbilanz" zeigte Ebner, dass bei Hochwasser ein Überschuss bestehe; demnach fließen dann 1336 Liter Wasser pro Sekunde in den sogenannten Grundwasserkörper. Sobald der Schwaigwaller Bach abgedichtet ist, wird er die Wassermassen in die Isar transportieren. Die Frage von Sabine Gus-Mayer (CSU), ob man dann "ein Riesenbachbett" brauche, verneinte er. Dieses sei bereits "auf ein hundertjähriges Ereignis bemessen". Der Bürgermeister scherzte, womöglich könne man dann auf dem Bach "Schifferl fahren", und Ewald Kailberth setzte lachend eins drauf: "Da werden wir noch Flößerstadt."

Wolfgang Möckel (CSU) sagte, er sei sehr froh, dass die Stadt in dieser Angelegenheit nun endlich einen Schritt vorankomme. Er würdigte, dass Müller das Problem in Angriff genommen habe. Tatsächlich ist es das erste Mal, dass ein Gutachten zur Grundwasserproblematik in Auftrag gegeben wurde.

Die Interessengemeinschaft grundwassergeschädigter Geretsrieder (IGGG) hatte Müller vor drei Jahren einen Antrag vorgelegt, den Schwaigwaller Bach von der Blumenstraße bis zur Isar abzudichten.

Die IGGG setzt sich schon seit dem Jahr 2010 für Maßnahmen gegen die Überflutungen ein. In jenem Jahr war es im Blumenviertel besonders schlimm: Vollgelaufene Keller, Schimmel an den Wänden - in mehr als sechzig Kellern stand das Wasser 50 Zentimeter hoch. Neun Betroffene haben damals die Interessengemeinschaft gegründet und von der Stadt lückenlose Aufklärung gefordert. Schon damals war vermutet worden, dass die Öffnung des einst verrohrten Schwaigwaller Bachs die Ursache der Überschwemmungen war.

© SZ vom 26.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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