Vier Millionen Euro mehr:Schäden im Beton

Sanierung der Tölzer Real- und Förderschule wird teurer

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz

Der Landkreis ist ein gebranntes Kind, wenn es um die Sanierung seiner Schulen geht. Die Kosten explodieren regelmäßig. So kommt es nun auch bei der Teilgeneralsanierung der Real- und Förderschule in Bad Tölz. Wegen erheblicher Betonschäden wird diese um rund vier Millionen Euro teurer.

Im Sommer 2019 hätten die Arbeiten in der Schulküche für den Hauswirtschaftsunterricht abgeschlossen sein sollen. Doch dann wurden die Schäden in der Decke entdeckt. Chlorid ist eingedrungen und hat das im Beton verbaute Eisen angegriffen. Das hat Auswirkungen auf die Statik. Der Kreis-Bauausschuss machte sich ein Bild von den Schäden bei einem Ortstermin. Der massive Chlorid-Eintrag müsse von oben kommen, erklärte Rosemarie Carli von der Kiwa GmbH, die die Betonuntersuchungen vorgenommen hatte. Das liegt daran, dass das Schulgebäude in Terrassenbauweise errichtet wurde. Über der Schulküche erstreckt sich der Pausenhof - und der wird im Winter mit Salz gestreut. Über die Jahre sickerte das Salzwasser nach unten in den Beton, der dadurch nicht beschädigt wird. Aber das Eisen reagiere, sagte Carli. Im Fachjargon heißt das "Lochfraßkorrosion".

Chlorid findet sich auch in den Mauern des Lichtschachts, der zum Umkleidebereich gehört. Dort muss ebenfalls saniert werden. Dass Chlorid die Eisenteile im beton angreift, sei erst seit dem Jahr 2000 bekannt. Die Planer des Schulgebäudes, das Anfang der 1970er Jahre errichtet wurde, könnte man demnach keinen Pfusch vorwerfen. "Aber es muss saniert werden, sonst ist irgendwann kein Eisen mehr im Beton", sagte Carli.

Architekt Thomas Baldauf erläuterte den Ausschussmitgliedern, wie eine Sanierung während des Schulbetriebs möglich sei. Starten wollen die Planer in diesem Jahr mit der Decke in der Schulküche und dem Abbruch des Lichtgrabens wie der Sanierung der Wände im Anschluss. "Wir könnten am 30. Juni beginnen. Oder eben wenn die Prüfungen vorbei sind", sagte Baldauf. 2021 soll die Umgestaltung der Pausenhoffläche folgen. Dort sind eine neue Entwässerung und Dämmung vorgesehen. Für die Neugestaltung der riesigen Fläche hat die Realschule Wünsche geäußert. Auf der Liste stehen ein überdachter Pausenhof-Bereich, eine Spielfläche, ein Rankgerüst und andere Maßnahmen zur Beschattung wie auch ein "Grünes Klassenzimmer". Allein dies würde den Landkreis rund 400 000 Euro mehr kosten - on top auf die knapp 4,4 Millionen Euro für die Betonsanierung. Damit steigen die Gesamtkosten für die Teilgeneralsanierung auf fast 16 Millionen Euro.

Noch nicht in der Summe enthalten ist die Sanierung des Lehrschwimmbades in der Realschule. Die Kosten sind offen. Das Vorhaben hatten die Kreisräte auf die Jahre 2022/23 verschoben. Das Schwimmbecken muss erneuert werden, ebenso die Technik. Auch in den Wänden unter dem Bad gibt es hohe Chorid-Werte. Teilweise sind tragende Mauern belastet.

Der Kreis-Bauausschuss nahm die Mehrausgaben für die Sanierung zur Kenntnis. Wenn auch nicht ohne Murren. Josef Eichner (Ausschussgemeinschaft) fragte nach, ob nun das Ende der Kosten erreicht sei. Schließlich habe man bereits einiges "scheibchenweise" beschlossen. Nikolaus Trischberger (CSU) sprach von "Murks". Erneut kam zur Sprache, ob ein Neubau des Schulkomplexes nicht sinnvoller wäre. Beysel widersprach, denn mit 16 Millionen bekäme man keine neue Schule an anderer Stelle.

Die Verwaltung erhielt den Auftrag, einen geänderten Förderantrag zu stellen. Die Wünsche von Schulseite sollen darin aufgenommen werden, um zu sehen, ob es dafür staatliche Zuschüsse gibt. Sollte dies nicht der Fall sein, seien Spielfeld, Überdachung und "Grünes Klassenzimmer" das einzige Einsparpotenzial, war sich das Gremium einig.

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