Verzögerungen bei Projekten:Der lange Weg zum neuen Zentrum

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Der neue Kreisverkehr auf der Bundesstraße 472 in Bad Heilbrunn ist fertiggestellt. (Foto: Manfred Neubauer)

In Bad Heilbrunn müssen sich die Bürger gedulden: Der Supermarkt an der B 472 wird nicht vor dem Frühjahr 2018 eröffnet.

Von Klaus Schieder, Bad Heilbrunn

Ein Bauarbeiter sitzt einsam in seinem kleinen Bagger und sieht dem Schnee zu, der in dichten Flocken über das eingezäunte Gelände neben der Bundesstraße 472 in Bad Heilbrunn fällt. Sonst ist auf der Baustelle an diesem Dezembertag nichts los. Zwei Kräne ragen starr in die Luft, zwischen ihnen lugt eine Betonwand halb aus dem Boden. Die wenigen grauen Platten sind alles, was vom neuen Supermarkt steht, der heuer vor Weihnachten eröffnet werden sollte. Das war jedenfalls der Wunsch von Bürgermeister Thomas Gründl (CSU). Deshalb wirkt er nun auch wie jemand, der sich auf ein Geschenk gefreut, aber nur einen Trostzettel bekommen hat. 2018 soll der Rewe-Markt aufmachen, wann genau, ist unklar. Gründl hofft, dass die Einweihung noch ins Frühjahr fällt. Sofern es einen eher grünen als weißen Winter gibt.

Der Bau des Supermarkts, in den auch Investor Vinzenzmurr einzieht, verzögerte sich wegen der vollen Auftragsbücher der Handwerksbetriebe. "Wir schreiben 20 bis 30 Firmen an, zurück bekommen wir zwei bis drei Angebote", erzählt Gründl. Die Gemeinde habe einfach zu wenige Rückmeldungen erhalten, um den Markt bis Weihnachten fertigstellen zu können. "Dieses Ziel war zwar sportlich, wäre aber zu erreichen gewesen", sagt der Bürgermeister. Hinzu kommt nach seinen Angaben noch, dass Lieferengpässe bei manchen Materialien bestehen, ebenfalls eine Folge des Baubooms. So habe man zum Beispiel "keinen Beton mehr gekriegt". Etwa 1,7 Millionen Euro kostet die Erschließung des Supermarkt-Areals, das die Gemeinde für zwei Millionen an den Investor verkauft hat.

Immerhin hatte Bad Heilbrunn die Randsteine für den neuen Kreisverkehr auf der B 472 frühzeitig bestellt, sonst wäre vielleicht auch dieses Bauwerk noch nicht fertig. Rund 17 000 Fahrzeuge kurven pro Tag durch das neue Rondell, und der Bürgermeister wünscht sich, dass zumindest jedes zehnte davon in die Ortsmitte abbiegt. Mit dem Staatlichen Bauamt Weilheim arbeitet er gerade an einem Entwurf für die Bepflanzung des Kreisels. Der Erdhügel in der Mitte soll zwar auf Bad Heilbrunn als Ort für Kräuter und Arzneitees verweisen, aber kein bloßes Kräuterbeet werden. Gründl hätte dort auch gerne Blumen und ein Wappen der Gemeinde. Als die Teerarbeiten am Kreisverkehr gerade vor Allerheiligen begannen, klagte die benachbarte Gärtnerei Holzmann über Geschäftseinbußen. Inhaber Jürgen Kling habe ihm deshalb klar die Meinung gesagt, erzählt Gründl. Seine Antwort: Durch das neue Pflaster im Zuge der Kreiselbaus werde der Bereich vor der Gärtnerei erheblich aufgewertet, zudem dürften künftig auch einige Supermarkt-Kunden noch im Blumenladen mit seinen Gewächshäusern vorbeischauen. "Es ist eine Win-win-Situation", meint Gründl. Die Unterführung unter dem neuen Rondell soll bis Frühjahr oder Sommer 2018 gebaut sein. Bis dahin werden weiterhin Schülerlotsen die Kinder und Jugendlichen über die viel befahrene Bundesstraße begleiten.

Wer vom Kreisverkehr aus in die Ortsmitte von Bad Heilbrunn abbiegt, wird rund um das Rathaus noch einige Jahre nicht allzu viel vorfinden. Auf dem Besprechungstisch in seinem Büro hat Gründl ein großes Modell des Ortszentrums stehen, das allerdings einen kleinen Fehler enthält: Neben dem Rathaus ist noch das alte Kurhaus zu sehen, das früher mit schwarzen Fensterkreuzen zugenagelt und der Schandfleck des Ortes war. Nachdem die Gemeinde der Kurfürstin Adelheid GmbH von Max Hoefter sämtliche Liegenschaften in Bad Heilbrunn für gut zehn Millionen Euro abgekauft und damit einen mehr als drei Jahrzehnte währenden Rechtsstreit beendet hat, nähert sich für Gründl jetzt "die für einen Bürgermeister schöne Phase, in der er den Bürgern etwas präsentieren kann". Ein barrierefreier Sitzungssaal, ein neues Hotel, ein Ärztehaus, eine Apotheke, das eine oder andere Geschäft oder Café - all dies soll das neue Zentrum von Bad Heilbrunn prägen. Allerdings dämpft der Bürgermeister zu große Erwartungen: "Bad Heilbrunn wird nie eine Flaniermeile haben wie die Stadt Bad Tölz mit der Marktstraße."

Konkrete Züge nehmen langsam die Pläne für ein Hotel an. Nach der Ausschreibung durch die Gemeinde soll sich eine Jury mit Bürgermeister, drei Gemeinderäten und fünf vom Büro Lars Consult empfohlenen Fachleuten am 19. Januar 2018 mit den Wettbewerbsbeiträgen auseinandersetzen. Sie vergeben einen ersten, zweiten und dritten Preis. Diese Siegerentwürfe werden dann der Bevölkerung im Kurhaus zur Diskussion gestellt. Mögliche Standorte für ein Hotel sind etwa das ehemalige Sanatorium Strauss und das Gelände des früheren Gasthofs Zur Post. Zehn E-Mails im Jahr erhalte er von potenziellen Investoren, sagt der Bürgermeister. Wichtig sei aber, ein Hotel in die Zentrumsgestaltung zu integrieren, "wir wollen es sehen, wir wollen sehen, wie es sich anfühlt". Das Konzept müsse stimmig und so festgelegt sein, "dass es Bestand hat und nicht dazu führt, dass das Haus nach zwei Jahren in Wohnungen umgewandelt wird". Darüber dürften noch etliche Winter vergehen.

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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