Vernissage in Benediktbeuern:Ein politischer Faust

Lesezeit: 1 min

Die Ausstellung Faust beleuchtet drei Aspekte: "Teufelspakt", "Erlösungsfrage" und "Die Wege zum Pakt der Erlösungsproblematik". (Foto: Harry Wolfsbauer)

Ausstellung in Benediktbeuern: von Goethe bis Mann

Von Arnold Zimprich, Benediktbeuern

"Nun steh ich hier, ich armer Tor": Um dieses berühmte Faust-Zitat ist auch Bezirkstagspräsident Josef Mederer nicht herumgekommen, als er am Sonntag in Benediktbeuern die Ausstellung "Faust in Oberbayern - Teufelspakt bei Goethe, Thomas Mann und Klaus Mann" eröffnete. Die beiden Kuratoren führten in die Schau ein: Dieter Strauss, der mehr als 30 Jahre lang für das Goethe-Institut arbeitete und die Institute in Santiago de Chile und São Paulo leitete, und Eckhard Zimmermann, ein Thomas-Mann-Experte und in Polling wohnender Doktor-Faustus-Kenner.

Die Ausstellung beginnt mit dem Teufelspakt und der Erlösungsfrage und beleuchtet dann, wie Goethes "Faust", Thomas Manns "Doktor Faustus" und Klaus Manns "Mephisto" mit der Problematik umgehen und welche Parallelen es zwischen den Werken gibt. Der Fokus liegt zudem auf der Frage, welche Bezüge zu Oberbayern es in den Werken gibt. So lebte der historische Faust, der Goethe zu seinem gleichnamigen Werk inspirierte, überwiegend in Süddeutschland und Bayern.

Zimmermann referierte über das Leben Thomas Manns im Exil im kalifornischen "Pacific Palisades", dem "Weimar am Pazifik". Er habe sich dort Theodor W. Adorno als Lektor für seinen Doktor Faustus geholt, habe sich, sehr zum Unmut Arnold Schönbergs, an dessen Zwölftonmusik orientiert und mit dem Buch die "Teufelsverschreibung einer Epoche" skizziert und darüber hinaus, wie diese Epoche vom Humanismus abgefallen ist. Thomas Mann sei ein Nationalkonservativer gewesen, der zum Verteidiger der Weimarer Republik wurde und die Nationalsozialisten mit quälender Klarheit durchschaute. Zwei Formeln hätten sich in seinem Werk herauskristallisiert. Demokratie ist Humanismus. Und: In jeder geistigen Haltung ist das Politische latent. So schloss Zimmermann die Vernissage mit einem politisch aktuellen Appell. "Die Humanität ist seit wenigen Jahren weltweit massiven Attacken ausgesetzt", sagte er. Ein Blick auf das Mittelmeer zeige, wo die Humanität aufhöre. Es sei an jedem einzelnen, sich seiner Rolle angesichts der Entwicklungen bewusst zu werden. Thomas Mann schrieb in einem Brief an Hermann Hesse: "Ich glaube, nichts Lebendes kommt um die Politik herum." Ein Besuch der Ausstellung mag dazu beitragen, sich an der Standhaftigkeit Manns ein Beispiel zu nehmen - zahlreiche Exponate zeugen von seiner leidenschaftlichen Ablehnung des Nationalsozialismus.

Fachberatung Heimatpflege, Michael-Ötschmann-Weg 4, Benediktbeuern; Sonntag 11 bis 17 Uhr, Dienstag und Samstag 13 bis 17 Uhr, Eintritt frei, bis 7. Juni, www.fachberatung-heimatpflege.de

© SZ vom 09.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: