Königsdorfer Politik:Konzepte gegen den Kollaps

Bundesstraße 11 Königsdorf Querung

Die Bundesstraße 11 führt mitten durch Königsdorf, die Querung ist für viele Bewohner ein Problem.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Gemeinde Königsdorf leidet unter dem zunehmenden Verkehr, doch bislang konnten nur wenige Verbesserungen durchgesetzt werden. In einer Klausurtagung wollen sich die Räte nun dem Thema widmen und anschließend auch die Bürger ins Boot holen

Von Claudia Koestler

Erst vor rund einer Woche heulten erneut die Sirenen auf: An der Kreuzung von Bundesstraße 11 und Staatsstraße 2064 nach Beuerberg hatte es gekracht - wieder einmal. Drei Menschen wurden bei der Kollision schwer verletzt. Für Polizei und Rettungskräfte ein Einsatz unter vielen, denn jene Kreuzung kurz vor der Gemeinde Königsdorf ist das, was man allgemein einen Unfallschwerpunkt nennt. Und der wiederum ist nicht der einzige auf Königsdorfer Flur. Die Gemeinde leidet unter dem zunehmenden Verkehrsaufkommen, zumal die B 11, die den Ort als Hauptstraße durchschneidet, und die Lage mitten im Landkreis zwischen den Stadtpolen Bad Tölz und Geretsried-Wolfratshausen es als Verkehrsknotenpunkt prädestiniert. Als wäre das nicht schon genug, verschärft gerade die Straßensanierung der Töl 7 am Tölzer Stausee die Situation bei den nordwestlichen Nachbarn: Eine Messung habe ergeben, dass nun durchschnittlich 38 000 Fahrzeuge pro Woche auf die krumme Staatsstraße 2064 und damit durch den kleinen Königsdorfer Ortsteil Kreut ausweichen. Ein Interimsproblem, aber dennoch: Denn auch mit Lösungen für die permanenten Knackpunkte, etwa Querungshilfen auf der B 11 oder einem Kreisel, tat sich die Kommune bislang schwer - was sich nun ändern soll. Der Gemeinderat wird sich ein einer Klausurtagung im Oktober oder November mit der Verkehrsproblematik befassen. Dafür gaben die Ratsmitglieder in ihrer Sitzung am Dienstag einstimmig ihr Votum. In der Sitzung, die auf die Klausur folgt, soll dann auch ein Beschluss gefasst werden über einen Antrag der Unabhängigen Bürgerliste (UBL), eine Bürgerbefragung zum Thema "Zukunftsfähige Verkehrskonzepte für Königsdorf" zeitnah durchzuführen.

Kreuzung Bundesstraße 11 Staatsstraße 2064 Könisgdorf Richtung Beuerberg

Unfallträchtig ist zudem die Kreuzung zwischen B11 und St 2064 nach Beuerberg.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Den entsprechenden Antrag hatte die UBL-Fraktion eigentlich bereits zur jüngsten Sitzung am Dienstag gestellt, damit jedoch den Anstoß für eine fast zweistündige Diskussion gegeben. "Die aktive Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger bei der zukünftigen Weichenstellung im Rahmen von vernünftigen und zukunftssicheren Verkehrskonzepten für Königsdorf halten wie für unverzichtbar", begründete Georg Stöckl (UBL) eingangs den Antrag. "Ein Ansatz, der hier über die routinemäßig jährlich stattfindende Verkehrsschau hinausgeht, ist dringend geboten." Weil das Thema für alle Verkehrsteilnehmer wichtig sei und sich zudem alle politischen Gruppierungen im Wahlkampf mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung auf die Fahnen geschrieben hätten, sollten die Meinungen der Gemeindebürgerinnen und -bürger breit in Form einer direkten Befragung eingeholt werden. Die "kontinuierliche Zunahme der Verkehrsdichte und die Anzahl der zirkulierenden Fahrzeuge in Königsdorf", sowie die "immer wieder feststellbaren, deutlichen Tendenzen zu recht zügiger Fahrweise auf den immer wieder gleichen Straßenabschnitten machten es notwendig, dass die Gemeinde aktiv steuernd eingreife. Idealerweise mit einem schlüssigen, abgestimmten und ineinandergreifenden Konzept. Als ersten Schritt dazu sah die UBL dabei die Meinung der Bürger zu wichtigsten Kernfragen. Als Beispiele hierfür nannte Stöckl die Belastung durch die allgemeine Verkehrssituation, spezielle Brennpunkte, Geschwindigkeitsbegrenzungen und Verkehrswegesicherheit.

Osterhofener Straße Königsdorf ohne Gehweg

Und auch die Osterhofener Straße bietet nur Autos Platz, Fußgängern aber nicht.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Zwar war sich das Gros der Versammlung durchaus einig darin, dass sich am Königsdorfer Verkehr etwas ändern müsse. Doch bei einer Entscheidung für eine Bürgerbefragung hatten einige Gremiumsmitglieder zu dem Zeitpunkt noch "Bauchschmerzen". Einerseits, weil noch keine Fragen vorlagen, zum anderen, weil die Brennpunkte in der Kommune eigentlich schon längst bekannt seien - es habe aber bislang immer an den Lösungen oder der Umsetzung gehakt. Vielfach, weil es sich bei den problematischen Stellen gar nicht um Gemeindestraßen handelt, sondern eben um Staats- oder Bundesstraßen. Stöckl war klar, dass von den Bürgern Punkte angemerkt werden könnten, die außerhalb der Handlungsspielräume der Gemeinde liegen, zum Beispiel der Wunsch nach Tempo 30 auf der B 11-Ortsdurchfahrt. Aber es gebe eben auch viele Handlungsmöglichkeiten für die Kommune, wo man sich überlegen müsse, wo man Schwerpunkte setze, etwa bei Überwachung oder Beschilderung.

Bürgermeister Rainer Kopnicky (CSU) war zwar bei dem Thema Verkehr und Sicherheit ganz bei den Antragsstellern, betonte aber die Komplexität des Ganzen und bot an, es bei der Klausurtagung gemeinsam zu durchdenken und konkrete Fragen zu entwickeln.

Lange pochte die UBL-Fraktion auf sofortige Abstimmung über ihren Antrag. "Wir wollen die Öffentlichkeit", betonte Bernhard Woisetschläger (UBL) mehrfach und erklärte, man schaffe damit eventuell Argumentationshilfe und den nötigen Druck auf die Behörden. Erst nachdem weitere Ratsmitglieder signalisiert hatten, dass das Thema zu wichtig sei, um gegebenenfalls bei einer Ablehnung des Antrags an diesem Abend vom Tisch gefegt zu werden, erbat sich die UBL Bedenkzeit und lenkte schließlich der Vertagung ein. Die Freien Wähler zogen mit der Bitte nach, zur Klausur die Ergebnisse der vergangenen fünf bis zehn Verkehrsschauen zu erhalten. Das wiederum versprach Kopnicky bei den Vorbereitungen zur Klausur zu inkludieren.

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