Verkehrsberuhigung:Wolfratshausen soll leiser werden

Mit einem Lärmaktionsplan will die Kommune an sechs Straßenabschnitten in der Innenstadt das Tempo auf 30 Stundenkilometer reduzieren. Die Behörden, die das zunächst abgelehnt hatten, haben ihre Zustimmung signalisiert.

Von Konstantin Kaip

Anwohner des nördlichen Untermarkts haben erst am Samstag von Kindern gestaltete Figuren am Straßenrand aufgestellt, um Autofahrer darauf aufmerksam zu machen, langsamer zu fahren. Seit Langem fordern sie eine Reduzierung des Tempos auf dem unübersichtlichen Abschnitt zwischen Bahnhofstraße und Äußerer Münchner Straße, der für Fußgänger und Radfahrer riskant ist. Nun können sie aufatmen: Denn das Tempo auf der Strecke soll auf 30 Stundenkilometer reduziert werden - im Rahmen des Lärmaktionsplans, der 2017 aufgestellt wurde und nun in überarbeiteter Version an die Regierung von Oberbayern gehen soll. Die hat laut Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) bereits ihr Einvernehmen für die geforderten Tempolimits an insgesamt sechs Straßenabschnitten in Aussicht gestellt. Die Anwohner dürfte das freuen: Nach zwei Jahren beharrlicher Überzeugungsarbeit kann die Wolfratshauser Innenstadt nun leiser werden.

Der im Januar 2017 vom Stadtrat verabschiedete Lärmaktionsplan stieß bei den zuständigen Behörden zunächst auf Widerstand. Bedenken hatte die Regierung vor allem gegen die geforderten Geschwindigkeitsbegrenzungen. Das Papier wurde dann mithilfe eines externen Fachbüros überarbeitet und noch einmal eingereicht. Das Landratsamt lehnte jedoch im vergangenen Sommer als zuständige Behörde die Tempo-30-Limits bis auf den Abschnitt an der Schießstättstraße ab. Wie Bauamtsleiterin Susanne Leonhard am Dienstag im Stadtrat berichtete, hat Bürgermeister Heilinglechner daraufhin im Einvernehmen mit dem Stadtrat Gespräche mit Regierung und Landratsamt geführt, um eine Einigung zum Schutz der betroffenen Anwohner zu erzielen. Mit Erfolg: "Nach eingehender Diskussion, unter Zugrundelegung der aktuellen Rechtssprechung", so steht es in der Sitzungsvorlage, stünden Regierung als höhere und Landratsamt als anordnende Behörde den im Lärmaktionsplan geforderten Tempolimits "nunmehr positiv gegenüber".

Der Aktionsplan sieht eine Entschärfung von zehn sogenannten "Lärmbrennpunkten" vor: Ganztags soll Tempo 30 am Untermarkt zwischen Münchner und Bahnhofstraße, sowie an Unter- und Obermarkt von der Bahnhofstraße bis einschließlich Johannisgasse gelten, zudem an der Schießstättstraße zwischen Königsdorfer und Sauerlacher Straße und an der Bahnhofstraße zwischen Floßkanal und Gartenstraße bis etwa 90 Meter nördlich des Hammerschmiedwegs. Auf der Königsdorfer Straße sollen die Autofahrer zwischen Johannisbrücke und Wettersteinstraße nachts aus Lärmschutzgründen ihr Tempo auf 30 Kilometer pro Stunde reduzieren. Auf der Sauerlacher Straße und am Untermarkt soll zudem die Fahrbahn abschnittsweise mit lärmminderndem Asphalt saniert werden.

Verkehrsberuhigung: Klaus Heilinglechnerhat mit den Behörden verhandelt.

Klaus Heilinglechnerhat mit den Behörden verhandelt.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

"Es schaut so aus, als würden wir eine Zustimmung bekommen", erklärte Leonhard. Sie wies jedoch daraufhin, dass das Einvernehmen zunächst nur für fünf Jahre erteilt und dann erneut geprüft werde. Zudem müsse man den Lärmaktionsplan noch einmal modifizieren - und zwar in Bezug auf den geforderten einseitigen Schutzstreifen für Radfahrer an der Südseite der Sauerlacher Straße. Dieser soll nun nurmehr "geprüft" und nicht wie anfangs formuliert "umgesetzt" werden. Dies stehe im Zusammenhang mit dem bayernweiten Pilotprojekt für Fahrradschutzstreifen auf der Fahrbahn, an dem die Stadt teilnehme, erklärte Leonhard. Das laufe unabhängig vom Lärmaktionsplan weiter.

Die Stadträte begrüßten die Entwicklung und beschlossen einstimmig, den Lärmaktionsplan bei der Regierung einzureichen. Manfred Fleischer (CSU) lobte die "Beharrlichkeit" von Bürgermeister und Verwaltung, die neue Rechtslage in Sachen Lärmschutz für die Belange der Bürger zu nutzen. Er forderte zudem moderne Tempoanzeigen als Hinweis für Autofahrer.

Sorgen bereitete indes allen Fraktionen ein möglicher "Schilderwald", den die neuen Geschwindigkeitsbegrenzungen in der Innenstadt mit sich bringen könnten. "An vielen Einfahrtsstraßen müssten Tempo-30-Schilder aufgestellt werden", erklärte Heilinglechner. Annette Heinloth (Grüne) wies darauf hin, dass die Stadt erst kürzlich ein Tempolimit an "sensiblen Einrichtungen" wie Schulen durchgesetzt habe. Wer etwa über die Johannisbrücke auf die Sauerlacher Straße fahre, passiere demnach künftig erst ein 30er-Schild für nachts und dann eins für tagsüber - was arg verwirrend sei. Statt einem "Hin und Her" solle man bei der Umsetzung daher auf möglichst längere, durchgehende Zonen achten. Diesem Appell schlossen sich die anderen Stadtratsmitglieder an.

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