Oberbayern:Wütender Autofahrer fährt Feuerwehrmann an - weil die Straße nach einem Unfall gesperrt ist

Oberbayern: In der Jeschkenstraße kurz vor der Staatsstraße geschah es: Feuerwehrmann Markus Hauptkorn zeigt, wo sein Kamerad angefahren wurde.

In der Jeschkenstraße kurz vor der Staatsstraße geschah es: Feuerwehrmann Markus Hauptkorn zeigt, wo sein Kamerad angefahren wurde.

(Foto: Hartmut Pöstges)
  • Nach einem Verkehrsunfall mit zwei verletzten Personen sperrte die Feuerwehr Geretsried eine Straße. Darüber empörten sich einige Autofahrer.
  • Ein Mann rastete komplett aus und fuhr dabei einen Feuerwehrmann an. Nun sucht die Polizei nach ihm.

Von Marlene Krusemark

Die Geretsrieder Feuerwehr ist schockiert: Als die Einsatzkräfte am frühen Montagabend einen Unfall auf der Staatsstraße erreichen, Absperrungen aufstellen und den Verkehr umleiten, ernten sie Anfeindungen. Autofahrer beschimpfen sie. Ein Feuerwehrmann wird sogar angefahren. "Es herrschte ein hohes Maß an Aggressivität von Seiten einiger Verkehrsteilnehmer", bestätigt Emanuel Luferseder, stellvertretender Leiter der Geretsrieder Polizeiinspektion. Und das war nicht das erste Mal.

Hinter der Tattenkofener Brücke waren bei einem schweren Unfall mit vier Autos zwei Menschen verletzt worden: Ein 63-jähriger Eglinger war aus bislang ungeklärten Gründen mit Wagen kurz vor der Einmündung in die Jeschkenstraße auf die Gegenfahrbahn geraten und mit dem Auto eines 42-jährigen Taufkirchners zusammengestoßen. Zum Unfallzeitpunkt herrschte Stau in Richtung Geretsried. So schrammte der Eglinger lediglich noch an den Autos einer 23-jährigen Tölzerin und eines 64-jährigen Dietramszellers entlang. Leicht verletzt wurden dabei der Unfallverursacher sowie eine Mitfahrerin des Dietramszellers. Sie mussten mit zwei Rettungswägen ins Krankenhaus eingeliefert werden, zudem mussten Abschleppdienste alle vier Autos bergen.

Als die Feuerwehrmänner die Straße sperrten und eine Umleitung einrichteten, rasteten einige Autofahrer aus. Es kam zu Aggressionen und Beschimpfungen der freiwilligen Helfer. Ihnen schienen die Autofahrer die Schuld daran zu geben, warum sie nicht auf dem gewohnten und kürzesten Weg nach Hause kamen, berichtet die Polizei.

Ein verärgerter Autofahrer ging sogar so weit, einen Feuerwehrmann anzufahren. "Ich wollte ihn nicht auf die Straße lassen, die ja unter Vollsperrung stand", berichtet das Opfer Christian Königs von der Freiwilligen Feuerwehr Geretsried. "Er kam mir aber immer näher und fuhr mir schließlich leicht gegen den Fuß. Daraufhin lieferten wir uns ein Wortgefecht. Schließlich brüllte er: Das hat ein Nachspiel! Und rauschte in die entgegengesetzte Richtung davon." Königs war so perplex, dass er sich nicht das Nummernschild merken konnte.

Leider seien solche Anfeindungen mittlerweile fast alltäglich für die Feuerwehr, sagt Kommandant Erik Machowski. "Ich bin sehr erzürnt über dieses Maß an Aggressivität. Bei vielen ist die Erkenntnis einfach nicht da, dass Feuerwehrmänner im Straßenverkehr die gleichen Befugnisse haben wie Polizisten." Mittlerweile weigerten sich schon viele freiwillige Helfer, ohne Anwesenheit der Polizei zu solchen Verkehrsmaßnahmen zu kommen. "Im schlimmsten Fall heißt das, dass Unfallopfer zu spät Hilfe erhalten."

Die Polizei hat ein Strafverfahren wegen versuchter Nötigung eingeleitet. "Wir haben die Ermittlungen gegen Unbekannt aufgenommen. Wenn wir den Fahrzeugführer finden, werden wir außerdem eine Meldung an die Führerscheinbehörde vornehmen. Die soll prüfen, ob so jemand überhaupt befugt sein sollte, am Straßenverkehr teilzunehmen", berichtet Hauptkommissar Luferseder. "Die Arbeit der freiwilligen Feuerwehr ist auch im Verkehrsbereich sehr wichtig, wird aber von der Bevölkerung viel zu wenig anerkannt." Zur Ermittlung des Fahrzeugführers bittet die Polizei um Hinweise.

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