Verkehr in Bad Tölz:Klage gegen Tölzer Nordumfahrung

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Die Gemeinde Greiling fordert einen durchgängigen Radweg und will vor Gericht ziehen. Die Ersatzroute sei ein Rückschritt, sagt Bürgermeister Margreiter. Das Straßenbauamt widerspricht und treibt die Vorarbeiten voran

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Nachdem die Regierung von Oberbayern die Genehmigung erteilt hat, stünde dem über Jahrzehnte erwarteten Bau der Tölzer Nordumfahrung nichts mehr im Wege. Allerdings war stets klar, dass dieser Satz vorerst im Konjunktiv bleibt, weil fast ebenso lange Klagen gegen dieses Großprojekt angekündigt wurden. Als erste zieht nun die Gemeinde Greiling vor Gericht, die im Zuge der "Nordspange" vor allem eine durchgängige Radwegeverbindung nach Tölz fordert. "Wir werden auf jeden Fall Klage einreichen", sagt Bürgermeister Anton Margreiter (FW).

Vor einer Woche fiel der Planfeststellungsbeschluss, noch eine Woche liegen die Unterlagen für die Trasse aus. Danach besteht eine Frist von weiteren zwei Wochen, um gegen das rund 25,9 Millionen teure Projekt zu klagen. Ob die "Oberland-Initiative für Ökologie & Verkehr", ein Zusammenschluss von neun Bürgerinitiativen, Verbänden und Vereinen aus dem Oberland, den selben Weg geht wie Greiling, steht noch nicht fest. Man kritisiere zwar ebenfalls, dass durch den Bau der Nordumfahrung in Tölz mehr Verkehr auf die Bundesstraße 472 gelockt werde, sagt Vorsitzender Lars Hülsmann. "Aber im Moment ist von uns nichts konkret geplant." Ohnehin wäre es schwierig, noch einen Stopp der Nordspange zu erreichen. "Dazu ist es ein bisschen zu spät im Prozess." Abgetaucht ist die Tölzer Bürgerinitiative "Umgehungsstraße ja - Nordspange nein". Also bloß Greiling? Daran glaubt man im Straßenbauamt Weilheim nicht. Auch wenn er derzeit keine Informationen über weitere Klagen hat, rechnet Martin Halba damit. Der für den Landkreis zuständige Abteilungsleiter im Staatlichen Bauamt mutmaßt, dass Bürgerinitiativen oder auch Privatleute aus dem Lettenholz in Tölz vor Gericht ziehen werden.

Dies ändert jedoch nichts daran, dass die Weilheimer Behörde unterdessen die Planungen für die Nordumfahrung am Schreibtisch so weit vorantreiben wird, dass mit dem Bau der Trasse jederzeit begonnen werden kann. Diese Arbeiten können dann allerdings erst starten, wenn über sämtliche Klagen entschieden wurde. "Es ist ja eine Genehmigungsplanung", sagt Halba. Dieser Tage sollen die Gutachten der Bodenuntersuchungen vorliegen, für die Strecke insgesamt, für den Untergrund unter jedem einzelnen Bauwerk der Nordspange. Auch einzelne Gehölze können schon gerodet werden, im Gebiet der Flugplatzes sind einige Rückbauten vorgesehen. 2020 könnten dann unter anderem schon mal Leitungen verlegt oder auch Baustraßen befestigt werden. Zudem bereitet das Straßenbauamt die Ausführungsplanung und die Verträge mit den diversen Ingenieurbüros vor. Mehr geht allerdings nicht, denn vollendete Tatsachen darf die Behörde nicht schaffen.

In Greiling gab es mehr als 80 Einwendungen von Bürgern gegen die geplante Umgehungstrasse. "Eine nicht unerhebliche Anzahl", berichtet Bürgermeister Margreiter, fordere einen besseren Lärmschutz. Immerhin werde die Bundesstraße 472 durch die neue Trasse attraktiver und stärker frequentiert. Der Lärmschutz sollte an Mühlreiterweg und Sonnental beginnen und bis zu Karwendelsiedlung und Mühlleiten reichen, so Margreiter. "Wir werden das prüfen lassen, dann schauen wir, ob wir das in die Klage aufnehmen."

Vor allem aber geht es der Gemeinde Greiling um einen durchgängigen Radweg nach Tölz. Der verläuft bislang von der Abzweigung der Tölzer Straße über die Gemeindestraße Mühlleiten und dann nördlich der B 472 bis hin zur Einmündung der General-Patton-Straße. Diese Route muss dem Bau der Nordspange weichen. Künftig führt sie 300 Meter lang über die neue Gemeindeverbindungsstraße zwischen Greiling und Gaißach, unterquert die B 472 höhengleich, verläuft 200 Meter über einen Feldweg und schließlich 300 Meter auf einem Geh- und Radweg parallel zur Bundesstraße bis zur Tölzer Stadtgrenze.

Für Radler ist dies nach Ansicht von Halba "auf jeden Fall eine Verbesserung", müssten sie doch am Lettenholz nicht mehr wie bislang selber schauen, wie sie über die B 472 kommen. Auf dem Abschnitt der neuen Straße zwischen Greilung und Gaißach sieht er sie kaum in Gefahr, dass der Verkehr dort "äußerst gering" sein werde. Dem widerspricht Margreiter. Die vorgesehene Route sei "eine wesentliche Verschlechterung" für die Radler. Sie bekämen keinen eigenen Radweg, sondern auf der Straße nach Gaißach erst einen "Viehtrieb, der unten durch führt", danach einen alten Feldweg. Weiter mag sich Margreiter im Moment da gar nicht positionieren. Nur so viel: "Das ist ein Rückschritt, den wir uns nicht gefallen lassen."

© SZ vom 23.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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