Verdächtige Wahrnehmung:Schäftlarner Eltern sind besorgt

Verdächtige Wahrnehmung: Die Schäftlarner Grundschule besuchen 246 Kinder in zwölf Klassen.

Die Schäftlarner Grundschule besuchen 246 Kinder in zwölf Klassen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Unbekannter fordert Erstklässlerin auf, in seinen Wagen zu steigen - das Kind lehnt ab. Die Polizei ermittelt.

Von Ingrid Hügenell

Die Eltern, deren Kinder die Grundschule Schäftlarn besuchen, sind seit einem guten Monat tief besorgt. Denn kurz vor den Weihnachtsferien, am 19. Dezember, ist ein Mädchen morgens auf dem Schulweg von einem Mann in einem Lieferwagen angesprochen worden. Das haben Schulleiter Wolfgang Prechter und die Polizei berichtet. Die Erstklässlerin sei sehr früh und deshalb ziemlich alleine unterwegs gewesen. Wie Prechter Mitte Januar in einem Elternbrief mitteilte, habe der bärtige Mann dem Mädchen angeboten, es in seinem Wagen zur Schule zu fahren, weil es doch so kalt sei. Das Kind habe richtig reagiert. "Sie lehnte das Angebot des Mannes mehrmals entschieden ab", erklärte Prechter. Vielmehr sei sie zügig in die Schule gegangen und habe ihrer Mutter von dem Vorfall berichtet.

Die Mutter verständigte die Schule und die Polizei. Das Mädchen konnte sich an ein Logo auf dem Wagen erinnern und dieses auch zeichnen. Eine Lehrerin der Schule sah Prechter zufolge am nächsten Tag einen Lieferwagen mit einem ähnlichen Logo und notierte sich das Kennzeichen. Die Polizei stellte jedoch fest, dass dieser Wagen am 19. Dezember nicht in Schäftlarn gewesen war. "Erkenntnisse zu dem Mann gibt es keine", teilte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums München mit. Dort laufen die Ermittlungen. Das zuständige Dezernat sei aber nicht in Alarmbereitschaft, erklärte die Sprecherin. Man nehme die Hinweise ernst, aber: "Es ist keine Straftat passiert, Gott sei Dank". Es könne sich auch um einen harmlosen Vorfall handeln.

Die Polizei setze im Umfeld der Schule seither verstärkt Streifen in Zivil ein. Sie verstehe alle, die sich jetzt Sorgen machten, sagte die Sprecherin. "Man ist aufmerksamer und ruft schneller die Polizei, das ist gut." Man dürfe aber auch nicht überreagieren und solle vor allem die Buben und Mädchen beruhigen.

So sieht es auch Prechter. "Die Vorfälle können harmlos und die damit implizierten Verdächtigungen völlig unbegründet sein, es kann aber auch ein wirklicher Grund zur Sorge und Vorsicht vorliegen", schrieb er den Eltern. Das sei "schwer einzuschätzen". Die Eltern sollten selbst in Ruhe entscheiden, wie die Kinder künftig zur Schule kommen oder auf den Spielplätzen spielen sollten.

In und um Schäftlarn häufen sich die Gerüchte. So meldete sich Prechter zufolge Anfang Januar eine Mutter, die am Spielplatz an der Käthe-Kruse-Straße in Ebenhausen einen Mann mit Bart beobachtet habe, der sich in ihren Augen verdächtig benahm. Dieser Vorfall ist der Polizei bekannt und wird als "verdächtige Wahrnehmung" behandelt. Unter den Kindern kursieren Prechter zufolge regelrechte Schauergeschichten. Er hoffe, sein Brief werde dazu beitragen, dass "reale Vorkommnisse von den Gerüchten wieder klar unterschieden werden können". Auf jeden Fall sei es besser, einmal zu viel Vorsicht walten zu lassen als einmal zu wenig.

An der Grundschule wurde Prechter zufolge sofort nach dem Vorfall vom Dezember beschlossen, in allen Klassen noch einmal darüber zu sprechen, wie sich die Kinder richtig verhalten, wenn sie von fremden Erwachsenen angesprochen oder eingeladen werden. Prechter hat unterdessen die Rektoren der Grundschule Baierbrunn und der Montessori-Schule Biberkor in Berg informiert.

Denn dort hatten sich besorgte Eltern gemeldet, die von dem Vorfall und den Gerüchten gehört hatten. Die Schulen haben ein gemeinsames Einzugsgebiet. Sie habe die Schäftlarner Informationen an die Eltern weitergegeben, berichtet Brigitte Wächtler, Leiterin der Montessori-Schule. Bei ihnen habe es keine verdächtigen Vorkommnisse gegeben.

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