Urteil nach Randalen:Arrest für Sonnwend-Pöbler

Urteil nach Randalen: Auf der Sonnwendfeier an der Geretsrieder Böhmwiese ist die Lage im vergangenen Jahr eskaliert.

Auf der Sonnwendfeier an der Geretsrieder Böhmwiese ist die Lage im vergangenen Jahr eskaliert.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Amtsgericht spricht zwei junge Männer schuldig

Von Benjamin Engel, Geretsried

Als "ziemliches Durcheinander" beschreibt einer der eingesetzten Polizisten die Randale auf einer Geretsrieder Sonnwendfeier voriges Jahr. Damals hatte eine Gruppe von Jugendlichen randaliert. Die jungen Leute hatten Polizisten beleidigt und sich gegen die Festnahme gewehrt. Wegen eines Maßkrugwurfs auf einen Polizisten hat das Münchner Landgericht einen von ihnen zu einer langjährigen Jugendstrafe verurteilt. Am Dienstag mussten sich zwei weitere junge Männer - jetzt 19 und 20 Jahre alt - wegen der Ausschreitungen vor dem Wolfratshauser Jugendschöffengericht verantworten.

Beide Angeklagte müssen zwei Wochen Dauerarrest in einem Gefängnis absitzen. Zusätzlich sollen sie 40 Stunden Sozialdienst leisten. Die jungen Männer wurden wegen Beleidigungen und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte verurteilt, der jüngere zudem wegen Sachbeschädigung. Richter Urs Wäckerlin argumentierte, dass die Angeklagten auf der Sonnwendfeier der Eghalanda Gmoi als Mitanführer der Randalierer aufgetreten seien. "Was dort stattgefunden hat, spottet jeder Beschreibung", sagte er. Ein aufgebrachter Mob habe sich gegen die Polizei gestellt. Dieses Verhalten wäre nach Einschätzung des Gutachters früher undenkbar gewesen.

Innerhalb weniger Wochen war der jüngere Angeklagte drei Mal aufgefallen. Immer hatte er stark getrunken, wie er angab - von Schnaps bis Bier. Bereits am 10. Juni hatte er mit Bekannten auf einer Geltinger Sonnwendfeier gegen Sicherheitskräfte gepöbelt. Als Polizisten einen Platzverweis aussprachen, schrie er ihnen "ACAB" (all cops are bastards) entgegen.

Zwei Wochen später war der gelernte Verkäufer unter den Randalierern auf der Sonnwendfeier der Egerländer. Dort beleidigte er wieder Polizisten. Er zeigte ihnen den Stinkefinger, umklammerte einen Beamten, um seinem Freund zu helfen. Gegen die Festnahme wehrte er sich. Im Juli trat er in Geretsried den Außenspiegel eines Autos ab. Mit seiner Mutter hatte er oft wegen seiner Trinkerei gestritten. Inzwischen ist das Verhältnis besser. Im Prozess räumte der Angeklagte ein, sich blamiert zu haben. "Vor einem Jahr hätte ich gesagt, das ist cool. Jetzt ist es mir peinlich. " Er entschuldigte sich für die "zerstörte" Party.

Von einer aufgeheizten Stimmung auf der Sonnwendfeier der Egerländer sprachen die Polizisten im Zeugenstand. Aus der Gruppe heraus seien sie beschimpft und gefilmt worden. Dort hatte auch der ältere Mitangeklagte Polizisten beleidigt. Er hatte einen von ihnen an der Brust gepackt und konnte kurzzeitig flüchten, ehe er festgenommen wurde. Jetzt erklärte er, aus seinen Fehlern gelernt zu haben. "Ich bin erwachsen geworden." Die Clique der beiden Angeklagten ist dem Jugendgerichtshelfer bekannt. Es seien aber keine Intensivtäter, sagte der. "Es handelt sich um fast kindische Unruhestifter."

Den Verkäufer charakterisierte dessen Verteidiger als Mann, der nüchtern keiner Fliege etwas zu leide tue. Mit seinen Pöbeleien habe er keine konkreten Polizisten beleidigt. Es habe sich lediglich um allgemeine "Schmähkommentare" gehandelt. Dieser Argumentation folgte Richter Wäckerlin nicht. Die Vorstellung, dass der Ruf "ACAB" keine Beleidigung sein solle, sei weltfremd.

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