Uraufführung in Benediktbeuern:Mozart neu interpretiert

Uraufführung in Benediktbeuern: Der Mainzer Gutenberg-Kammerchor und das Neumeyer Consort singen und spielen unter Leitung von Felix Koch. In der Benediktbeurer Kloster-Basilika präsentieren sie das Mozart-Requiem neu.

Der Mainzer Gutenberg-Kammerchor und das Neumeyer Consort singen und spielen unter Leitung von Felix Koch. In der Benediktbeurer Kloster-Basilika präsentieren sie das Mozart-Requiem neu.

(Foto: Frank Wittmer/oh)

Gutenberg-Kammerchor und Neumeyer Consort präsentieren eine Requiem-Variante

Von Paul Schäufele, Benediktbeuern

Es ist vielleicht das berühmteste Fragment der Musikgeschichte: Mozarts Requiem. Um die Entstehungsgeschichte ranken sich Mythen. Dass Mozarts letztes Werk, die Totenmesse, unvollendet geblieben ist, hat die romantische Phantasie beflügelt und regt bis heute zu wilden Spekulationen an. Vermutlich ist der Komponist einfach über der Arbeit gestorben. An diesem Samstag präsentieren der Mainzer Gutenberg-Kammerchor und das Neumeyer Consort das Requiem in der Basilika des Klosters Benediktbeuern.

Spielen werden die beiden Originalklang-Ensembles das Stück in einer neu entworfenen Fassung. Grundlage ist die weit verbreitete Vervollständigung von Mozarts Skizzen durch seinen Schüler Franz Xaver Süßmayr. Doch seit Süßmayr die Partitur in eine aufführbare Form gebracht hat, sind einige Jahre vergangen. Und es hat sich etwas getan in der Welt der Mozart-Autographe. In den Sechzigerjahren wurden weitere Skizzen Mozarts entdeckt. Diese nahm nun Birger Petersen, Komponist und Professor für Musiktheorie an der Mainzer Musikhochschule, zur Hand, um einzelne Sätze des Requiems diesen Skizzen gemäß abzuändern.

Das Lacrimosa, möglicherweise der berühmteste Satz dieser Messkomposition, wird um eine Amen-Fuge ergänzt. Durch diesen neuen Schluss könnte die Vertonung des Dies-Irae-Hymnus einen ganz neuen Charakter erhalten. Doch das wird sich erst in der barocken Klosterkirche von Benediktbeuern zeigen, denn die von Petersen erstellte Variante der Komposition wird dort uraufgeführt.

Für die musikalische Praxis zuständig sind mit dem Gutenberg-Kammerchor und dem Neumeyer Consort zwei Formationen, die sich in den vergangenen Jahren einen Namen im Bereich der historischen Aufführungspraxis gemacht haben. Davon zeugen Auftritte mit international gefragten Musikern wie dem Lautenisten Konrad Junghänel oder dem Countertenor Andreas Scholl. Für die Solopartien des Requiems konnten vier junge Sängerinnen und Sänger gewonnen werden, die trotz ihres Alters schon einiges an Erfahrung im Bereich der Alten Musik aufweisen: Chisa Tanigaki, Rebecca Stolz, Fabian Kelly und Christian Wagner.

Seit seiner Gründung 2007 setzt sich das Neumeyer Consort für die Verbreitung der Alten Musik in unterschiedlichen Besetzungen ein. Zu dem wichtigsten vokalen Partner ist dabei der Gutenberg-Kammerchor geworden, eines der Gesangsensembles der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. In dieser Besetzung und stets unter Leitung von Felix Koch, Professor für Alte Musik, haben sich die Originalklang-Spezialisten mit mehreren selten gehörten Werken des 17. und 18. Jahrhunderts befasst. Im vergangenen Jahr etwa erschien eine Aufnahme der rekonstruierten Markus-Passion von Johann Sebastian Bach in der Spätfassung von 1744. Da wäre es nur verwunderlich, hätten die Mainzer nicht auch eine Rarität für das Konzert im Kloster im Handgepäck. In diesem Fall ist es eine Psalmvertonung des Mozart-Zeitgenossen Antonio Salieri, dessen "De profundis" in g-Moll. Die Komposition aus dem Jahr 1815 wird hier zum ersten Mal aus einer modernen Partitur gespielt.

Alte Werke und trotzdem neu: Der Gutenberg-Kammerchor und das Neumeyer Consort bieten in der Benediktbeurer Basilika zwei Premieren an einem Abend und geben dabei dank ihrer aufführungspraktischen Expertise einen Eindruck, wie es vor mehr als 200 Jahren geklungen haben könnte.

Mozart-Requiem und eine Salieri-Entdeckung: Gutenberg-Kammerchor und Neumeyer Consort, Samstag, 7. September, 17 Uhr, Basilika, Kloster Benediktbeuern, Eintritt frei, Spende erbeten

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